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Full text: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 117)

von einer auf Tradition und Erfahrung festgelegten 
Zunttordnung vorgezeichnet sind. Diese schicksal- 
haften Lehrjahre, in denen Leistungen nur dann be- 
stehen konnten, wenn sie gediegen und vollkom- 
men waren, prägten Buchers Auffassung von sei- 
nem Beruf, Diese Kriterien begleiteten ihn auch in 
seinen Studieniatiren an der Wiener Akademie. 
Die vergangene Ausstellung zeigte iene Werke 
Buchers, die in der allerletzten Zeit entstanden sind. 
Es handelt sich hierbei um mehr als siebzig Ölbil- 
der, alle in gleichem Format. Sie sind zumeist in 
kleinen Serien von drei bis sechs zusammengehö- 
renden Bildern entstanden, die miteinander „ver- 
wandt", die alle aufeinander abgestimmt sind, 
ohne daß das einzelne Bild seine selbständige Aus- 
sage verloren hätte. Auf diese Weise ergeben sich 
wie bei einem Organismus zyklische Gruppen, die 
iedach als Teile eines großen Ganzen angesehen 
werden müssen. 
Nahezu alle Bilder sind auf einen einheitlich wir- 
kenden Braunton abgestimmt. Seine Skala urnfaßt 
alle Nuancen: vom dunklen Schwarzbraun bis zum 
hellen Goldbraun. 
Was ist nun an diesen „abstrakten" Kompositionen 
so bedeutsam, daß man ihnen eine ganze Aus- 
stellung widmete? Einer der wesentlichsten Gründe 
scheint uns der zu sein, daß sich mit diesen Ar- 
beiten ein Maler in der gegenwärtigen Situation 
wieder mit großer Intensität rein malerischen Pra- 
blemen zuwendet. Was Bucher unternimmt, wird 
nicht von außerhalb der Malerei liegenden Ursa- 
chen bestimmt. Ihm erscheint das vom Licht durch- 
drungene Dunkel seiner Brauntöne mehr als eine 
bloß maltechnische Errungenschaft oder ästhetische 
Finesse. Wie bei den alten Meistern, bei Rembrandt 
und seinen Nachfolgern, werden die bunten Far- 
ben gleichsam aus den Brauntönen herausgeboren. 
Wenn sich dies so subtil und nuanciert ereignet 
wie in den ausgestellten Bildern, dann ist dies ein 
echter malerischer Schöpfungsakt, ein echtes male- 
risches Stilprinzip. Bei Bucher sind es iedach keine 
erzählenden Inhalte mehr, die van der malerischen 
Wirkung ablenken könnten. Die ungegenständ- 
lichen Farbflächen zwingen zu keiner inhaltlich- 
intellektuellen Deutung, sie lassen vielmehr dem 
Betrachter eine Freiheit, wie sie wohl erst in un- 
serem Zeitalter möglich geworden ist. Allein durch 
die Farbe, durch Licht und Dunkel, sind solche Bil- 
der nicht nur Zeugnis für die zeitgemäße Meta- 
morphose eines malerischen Siilprinzips, sondern 
auch dafür, daß aktuelles künstlerisches Schaffen 
auch noch etwas anderes sein kann als Schock, Pra- 
vokation und Aggression. Wilhelm Mrazek 
 
 
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Tailettentisch, um 1904. Entwurf: Josef Hoffmann Aus- 
führung: WiEHEY Werkstätte 
Armsessel, um 1905. Entwurf: vermutl. Kala Maser 
surrei aus dem Speisezimmer (siehe auch Abb. 2i 
TUHt Bucher, Große Form, 197i. 01 auf Holz, 95 x80 
Tani Bucher, Flug, 1971 01 auf Holz, 95 x80 
Tani aueiiei, Technoides, 1971. Ul auf HOlI, 95 x80 
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