1 Porträt des Malers Franz Edmund Weiratter
(1733-1771) von Jakob Schmutzer
Anmerkungen 1-3 (Anm. 3-6 s. S. 15]
' Die „Papiers de Johann-Georg Wille graveur, nombreuses
lettres d'artistes (1716-1793)" wurden 1961 vom National-
archiv erworben. Wolf Erich Kellner (gest. 6. Juli 1964)
berichtet über diesen Bestand in: Neues aus dem schritt-
lichen Nachlaß des Jean Georges Wille, Sonderdruck
der Mitteilungen des Oberhessischen Geschiahtsvereins,
hsg. v. Dr. Heinrich Klenk, Neue Folge, Dappelband ÄWSO,
Gießen 1965.
rlautbuch der Ptarre St. Jakob in lnnsbrudr: „733, den
29. May ist dem Anthoni Weirauther, Tischler, und der
Gertraut geb. Ortner [in], ein Sohn Edmund vom Herrn
Dr. Obinger, Coaperator, getauft. Gevatter Herr Edmund
Franz Halter, geheimber Hat Cancelist."
Vgl. Dr. Hans Hachenegg in: Katalog der Ausstellung
„F. E. Weiratter 1733-1771" in der Galerie St. Barbara,
Solbad Hall i. 1,1971.
aEs handelt sich wahrscheinlich um Franz Michael Huber
(Heir. 1701, gest. 17461, da sowohl dessen Todesdatum
mit der hier angegebenen Zeit übereinstimmt als auch
eine Beziehung zu dem in der Literatur als Lehrer Wei-
ratters genannten Josef Rurner besteht, insofern als
Franz Midiael Hubers Tochter Therese Änna 1747 einen
Josef Rumer, Maler in Innsbruck, heiratet. F. M. Huber
wdr Hatmaler des Landesgubernators Karl Philipp von
der Pfalz (1707-1717). 1711 malte er zusammen mit Josef
In den Archives Nationales Paris werden unter der lnventarnummer 219 AP Nr. 1-248 die bisher noch
nicht veröffentlichten „Papiers de Johann-Gearg Wille graveur, nombreuses lettres d'artistes (1 746- 1793) "l
aufbewahrt. Unter Nr. 248 finden wir einen Lebenslauf Franz Edmund Weirotters (1733-1771), des Be-
gründers der Schule für Landschaftszeichnung an der Wiener K upferstecherakademie, an dessen Lehrtätig-
keit die Studienreisen mit den Schülern bemerkenswert sind. Das Zeichnen nach der Natur hatte Jean Georges
Wille (1715-1808) seinen Schülern besonders empfohlen. Zum Kreis um Wille in Paris gehörte vom Herbst
1759 mit einer zweijährigen Unterbrechung bis zum Frühjahr 1787 auch Weirntter. Es ist anzunehmen,
daß er bei seiner Ankunft in Paris diesen Lebenslauf, der 1759 endigt, selbst verfaßte, um sich als Maler
ausweisen zu können. Das große Detailwissen des Schreibers und die Abfassung in einem sehr fehlerhaften
Französisch lassen auf eine autobiugraphische Darstellung schließen.
Es wird hier eine freie Ubersetzung wiedergegeben.
M. Weirotter wurde 1733 in Innsbruck, Tirol, als
Sohn des Kunsttischlers Anton Weiratter gebo-
ren 1. Mit sieben Jahren verlor er seine Eltern.
Eine Tante erzag ihn bis zu seinem vierzehnten
Lebensjahr.
ln der lnnsbrucker Vorstadt, in Richtung des St.-
Johannes-Kirchleins, lebte ein Historien- und
Architekturmaler namens Huber", der gleichzei-
tig Weinhändler war. Bei diesem Maler begann
er vorerst einmal Farben zu mahlen und im Gar-
ten Kegel aufzustellen für die, die gerne spielten.
Als der Maler nach zwei Jahren starb, blieb er
noch ein Jahr bei dessen Sohn; und obwohl die-
ser sich nur als Schankwirt betätigte, kopierte er
weiterhin fleißig Bilder.
Da sich die Stadt um ihre aufkommenden Ta-
lente kümmerte, gab sie ihn zu einem anderen
Historienmaler namens Joseph Schmutzert und
zahlte diesem eine Waisenrente aus. Er blieb
hier ein Jahr, machte iegliche Arbeit, aber kaum
etwas, was seinem Studium förderlich gewesen
wäre.
Er wollte schließlich Wien besuchen, um von den
Möglichkeiten dieser Stadt für sein Studiumä zu
profitieren. Er reiste dorthin und trat bei einem
Bilderhöndler namens Fuchsedert ein. Er hielt
sich hier zwei Jahre auf. Dieser Händler besaß
ausgezeichnete Bilder, an denen er viel lernte.
Damals sah er zum ersten Male zwei Bilder von
Brandt-Vater', die ihm so gut gefielen, daß er
sich für die Landschaftsmalerei entschied.
Zuerst bekam er Quartier, Essen und einen hal-
ben Gulden Gehalt in der Woche. Er machte
rasche Fortschritte und erwies sich immer nütz-
licher, so daß der Bilderhändler sein Gehalt er-
höhte. So erhielt er schließlich zwei Gulden in
der Woche und wurde in der letzten Zeit sozu-
sagen nach dem Stück bezahlt.
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