48 Gruppe XIII. Maschinenwesen u. Transportmittel.
zurück — wenigstens lag die Abweichung nur innerhalb der Unem
pfindlichkeitsgrenzen des sehr vorzüglich gearbeiteten Tachometers —,
was sofort aus dem Stillstand der Schraubenspindel zu erkennen, an
welcher, um sie genauer beobachten zu können, zwei Fähnchen befestigt
wurden.
Der Kessel von Chevalier & Grenier hat ebenfalls einen dop
pelten Zug und auch bei ihm ist der ganze innere Kessel mit den
Siederöhren herauszuziehen; aber die Rauchkammer im Innern des
Kessels ist umgangen, das Feuerrohr vielmehr am hinteren Ende ein
wenig zusammengezogen und dann mit der hinteren Wand des Kessels
ebenfalls verschraubt. Dadurch wird allerdingt die vordere Verschrau
bung, welche sonst den ganzen Dampfdruck auszuhalten hat, in doppelter
Weise entlastet, indem jetzt bin Theil des Druckes auf die hintere
Verschraubung kommt und zudem dieser selbst geringer wird, da die
Fläche sich um den Querschnitt des inneren Rohres verringert; allein
dieser Vortheil wird vollkommen illusorisch, wenn man bedenkt, dass
das Feuerrohr, welches mit den heissen Feuergasen in directe Berührung
kommt, sich stärker ausdehnt als der Kessel selbst und sich folglich
gegen die beiden Endwände stemmt, der Druck auf die Verschraubungen
also jedenfalls wenigstens nicht geringer wird als bisher. Zudem müssen
jetzt die Siederohre, welche wie die Davey- & Paxman-Rohre an
ihrem hinteren Ende kurz umgebogen sind, in die Seitenwand des
Feuerrohres eingesetzt werden, was jedenfalls weit schwieriger ist und
ein Putzen derselben sehr erschwert. Auch werden aller Wahrschein
lichkeit nach die Siederphre sich weniger ausdehnen, als das Feuerrohr,
weil sie nur mit kälteren Gasen in Berührung kommen, was auf ein
Dichthalten der Rohre an der Einsatzstelle auch nur ungünstig ein
wirken kann. Kurz, der Kessel ist entweder eine schlechtere Nach
ahmung des der Societe centrale, oder er ist von jenem überholt 1 ).
Die Maschine hat ebenfalls eine besondere Grundplatte auf dem Kessel,
auf welcher aber ein solches Conglomerat von einzelnen Theilen sich
aufbaut, dass das Ganze einen ausserordentlich unschönen Eindruck
macht.
Alle bisher besprochenen Maschinen befinden sich in der westlichen
Agriculturhalle.
In der Maschinenhalle haben Chevalier & Grenier noch zwei
Maschinen der gleichen Construction. Die grössere, eine Maschine ohne
Räder (mi-fixe), hat IS Pferde, ist Woolf’sehen Systemes und treibt
einen Theil der Transmission der französischen Abtheilung. Die Cy-
linder liegen in einem Dampfdom (wie auch bei der oben besprochenen
Locomobile) und die Kolbenstangen greifen an dasselbe Querhaupt an,
die Kolben bewegen sich also mit einander. Der Regulator ist voll-
J ) Eine Skizze desselben findet sich Engineering XV, p. 3.
Section I. Motoren, Kraftübertragungsmaschinen etc. 49
kommen astatisch; seine Kugeln bewegen sich mit ihren Mittelpunkten
auf parabolischen Führungen.
In der Maschinenhalle haben ferner noch ausgestellt: Buffaud
freres in Lyon zwei kleine Maschinen mit Field-Kesseln, Mauldt,
Geibel & Wibart in Paris eine Maschine mit stehendem Kessel, bei
der ein gusseiserner Mantel des Kessels als Träger für die Maschine
dient, und Hermann Lachapelle in Paris seine bekannten Maschi
nen mit verticalem Kessel und besonderem Gestell für die Maschine.
In der italienischen Abtheilung finden wir ferner eine Locomobile
nach älterem englischen Muster von Guppi & Co. in Neapel, in der
schwedischen eine desgleichen von Kock um in Malmö und in der
niederländischen eine kleine transportabele Maschine mit verticalem
Kessel und besonderem Gestell für die Maschine von Baker & Rueb
in Breda.
In der deutschen Abtheilung haben ausgestellt S ch arrer & Gross
in Nürnberg eine vortrefflich gearbeitete transportabele Maschine mit
verticalem Kessel, eine ebensolche Maschine Lange & Gehrkens in
Ottensen (Schleswig-Holstein) und eine Maschine ähnlich der von Her
mann Lachap eil e die Sächsische Dampfschiffs- und Maschinen
bauanstalt, vormals 0. Schlick in Dresden. Die Maschinenfabrik
und Eisengiesserei Darmstadt zeigt eine Locomobile älteren eng
lischen Musters und R. Wolff in Buckau eine Locomobile ohne Räder
(mi-fixe) mit ausziehbarem Röhrenkessel. Der Cylinder dieser letzteren
ist mit dem ebenfalls gusseisernen Dampfdome in einem Stücke gegossen
und Führung und Kurbellager befinden sich auf einer besonderen Grund
platte, welche aber, da der Cylinder nicht ebenfalls auf derselben be
findlich ist, eigentlich keinen Zweck hat.
ln der österreichischen Abtheilung endlich finden sich zwei
hierher gehörige Maschinen. Eine kleine horizontale Maschine mit
verticalem Siederohrkessel von der Ersten Brunner Maschinen
fabrik und eine in ihrer Anordnung sehr auffällige zweicylindiige
Maschine der Fürstl. Lichtenstein’schen Maschinenfabi ik zu
Adamsthal in Mähren. Die Maschine liegt hier unterhalb des Kessels
auf einer Bettplatte, welche zugleich Fussplatte für die Feuerbüchse
ist, während das andere Ende des Kessels von einer am Cylinder
angegossenen Stütze getragen wird.
Der Rest der Maschinen findet sich in der östlichen Agriculturhalle.
Wir treffen hier zunächst eine kleine transportabele Maschine von
C. Rudolph & Co. in Magdeburg in der deutschen Abtheilung. Die
österreichische enthält zwei Locomobilen von Sigl in Wien, welche
recht gut gearbeitet sind, und von welchen die eine feste, die andere
vom Regulator abhängige Expansion hat. Der Regulator ist der bereits
Wiener Weltausstellung. II- 4