Albrecht Altdorfers Geburtsort wie auch die
Umgebung seiner Jugendiahre sind unbekannt;
1508 wurde er Bürger der Stadt Regensburg. -
Eine Anzahl seiner Werke deutet auf einen län-
geren Aufenthalt in Hallein bei Salzburg. Mög-
licherweise bietet das Erkennen des landschaft-
lichen Hintergrundes auf mehreren seiner Ar-
beiten einen Hinweis auf Jugendeindrücke oder
auf die späteren Wege seiner Wanderiahre.
Zuerst seien die sicheren Ortsbestimmungen be-
sprachen, um dann iene Örtlichkeiten anzurei-
hen, die nur Teilstücke als bestimmbar zulassen
und eine Festlegung auf dieses Salzburger Ge-
biet nur in Anbetracht der eindeutigen Veran-
kerung ersterer ermöglichen.
Ein Flügelaltar im Museum der Stadt Regens-
burg, der die Jahreszahl 1517 trägt, zeigt am
linken Seitenflügel „das letzte Abendmahl" (Abb.
2). Christus steht vor einem großen gotischen
Fenster, das die Sicht auf ein niederes Gebäude
und den Chor einer Kirche bietet'. Diese Bau-
lichkeiten sind eindeutig als Pfarrhof und alte
Pfarrkirche von Hallein zu erkennen. Auch die
dahinter sichtbaren Hänge und Berge sind am
Bild naturgetreu wiedergegeben. So der bewal-
dete Kamm, der sich vom Egglbauern zum „Win-
terstall" zieht, wie auch der „Knallstein" im
Tennengebirge. Links ragt über den Dachfirst
der dunkle Rücken des „Schwarzaberges" hin-
aus. Leider sind die zarten, blauen Töne, die
am Original die größere Entfernung des Ten-
nengebirges stark von dem nahen grünen Hang
unterscheiden, auf der Wiedergabe (Abb. 3] nur
undeutlich wahrzunehmen. Das jetzt noch beste-
hende gotische Portal des Pfarrhofes ist in sei-
ner Form unverändert. Es wurde aber vor fünf
Jahren um zwei Fensterachsen nach rechts ver-
setzt. Die Fensteranzahl des Gebäudes ist gleich-
geblieben. Der ietzt höhere Dachfirst erklärt
sich durch das vor hundert Jahren aufgesetzte
Stockwerk. Es gibt aber eine Lithographie, die
das schindelgedeckte, niedere Haus im vorheri-
gen Zustande zeigtz.
Der 1775 abgeschlossene Umbau der alten Pfarr-
kirche läßt außen noch den gotischen Chor er-
kennen. Die Fensterhöhe sowie die Konglome-
ratpfeiler stimmen mit denen auf dem Bild über-
ein, wenn auch das Mittelfenster beim Umbau
zugemauert, die anderen aber quer durch hal-
biert wurden. Links vorn Pforrhafeingang sieht
man eine steinerne Totenleuchte, die heute nicht
mehr vorhanden ist. Dort, wo sich die krumme
Friedhofmauer vom Pfarrhof löst, bemerkt man
einen durch Schattenwirkung dunkleren Gebäu-
deabsatz, der sich auch ietzt noch abzeichnet.
Dieser Ansatzteil der heute noch bestehenden
Mauer wurde ebenfalls erst vor wenigen Jah-
ren weggebrochen, um einen Fahrradstandort zu
schaffen.
Von einem Aufenthalt Altdorfers im Salzburgi-
schen ist bisher nichts bekannt. - Wenn man
nun die voneinander deutlich getrennten Figu-
rengruppen vor dem Pfarrhof auf dem Bilde be-
trachtet, so sieht man vier Männer bei dem mit
zwei Wachtposten (?) besetzten Portal stehen,
die sich alle der anderen Gruppe von zwei
Männern zuwenden, die in Bewegung sind. Der
nähere von ihnen winkt mit einem Tüchel, wäh-
rend sein Begleiter sich schon halb zum Gehen
wendet. Somit ist diese Gruppierung auf keinen
Fall die Darstellung einer Ankunftsszene, sondern
die einer Verabschiedung von den Bewohnern
des Pfarrhofes. Da unter den Verbleibenden
kein weibliches Wesen ist, scheidet die An-
nahme einer bildlich festgehaltenen Erinnerung
an eine Idylle aus. Der Aufwand von vier Pfarr-
hofangehörigen, die alle wegen einer Verab-
schiedung vor die Haustüre treten, deutet aber
auf einen längeren Aufenthalt der sich Entfer-
nenden hin, der vorausgegangen ist, so daß die
3
Anmerkungen 1-3
2 Albrecht Altdarfer, Flügeloltar, Ausschn
dem linken Seitenflügel „Das letzte 1
mahl", 1517. Museum der Stadt Regensbur
3 Pfarrhof und alte Pfarrkirche von Hallein
vergl. Abb. 2)
4 Albrecht Altdarfer, Landschaft mit Ficht
lorierte Radierung. Albertina, Wien (I.
192ß1779)
5 Blick auf Hallein vom „Egglbauern" au:
der Felsen des kleinen Barmsteins (siehe
Abb. 4)
' Näheres in „Mitteilungen der Gesellschaft für Salz
burger Landeskunde", Jahrgang 1964, S. 139 tt.
1 Seb. Wimmar: Hallein und seine Umgebung.
3 Ich danke Herrn Ing. Ernst Penninger für die
kuntt.