einem Oval (Höhe 3,2 cm, Breite 2,1 cm), gebil-
det von einer blütenbesteckten Ranke, der heilige
Wolfgang im bischöflichen Talar mit der Mitra
auf dem Haupte, er hält in der Rechten Stab
und Hacke, in der Linken das Kirchenmodell.
Seitlich stehen auf kräftigen Basen zwei Säulen
mit vegetabilen Kapitellen, darüber schwebt ein
Puttenkopf mit Flügeln, im Rankenwerk oben -
durch zwei Blumensträuße mit den Säulen ver-
bunden - ist im Dreipaß ein Kreuz zu erkennen.
Den unteren Abschluß bildet ein Schriftblock mit
der Aufschrift S. WOLFGANGus, rechts und
links davon sind zwei halbkreisförmige Ösen be-
festigt. Zwei ebensolche Schlaufen ergeben sich
durch Bögen bei den Kapitellen der Säulen. Das
gegossene Zeichen, das ein Ausmaß von 6,8x4
crn hatte", konnte daher sowohl an ein Klei-
dungsstück genäht werden, es konnte auch - wie
es vielfach die volksmedizinischen Praktiken er-
forderten - im oder am Hause befestigt, an der
Stalltür angenagelt oder bei der Viehtränke auf-
gehöngtwerdemSalche Pilgerzeichen sollten auch
auf dem Felde gegen Unkraut, Ungeziefer und
Mißwuchs helfen". Aufgrund der umfangreichen
Sammlung von Wallfahrtsandenken aus St. Wolf-
gang im Rieder Volkskundehaus" läßt sich eine
über die älteren Arbeiten von Anton Maria
Anmerkungen 19-22
"Wacha, st. Wolfgang und das Wallfahrtswesen, s. 155 t.
und Abb. 3 auf Tafel Xll.
7" Van Rhein und Maas, Katalog S. 152. - Ausdrücklich als
Stallsegen bezeichnete Gittergüsse mit Walfgangsdarstel-
llthgelt waren in der Ausstellung Bayerische Frömmigkeit,
1400 Jahre christliches Bayern, zu sehen (Katalog 1960,
S. 343, Nr. 1290, aus der Sammlung Kris im Bayerischen
Nationalmuseum).
7' Ein Gang durch das Rieder Volkskundehaus (Sonderab-
grlääs aus der „Rieder Valkszeitung", ahne Jahr), Abb.
7' Anton Maria Pachinger, Wallfahrts- und Weihemünzen
des Erzherzagtums Usterreich ob der Enns, Enns 1904
(vgl. speziell S. 30, Nr. 100.).
18
Pachinger" hinausgehende Reihe der Pilgerzei-
chen zusammenstellen:
Wenn hier von den ältesten Zeichen gesprochen
wird, so soll dabei nicht verhehlt werden, daß
eine chronologische Einordnung sehr schwierig
ist. K. Köster sagte, „auf den ersten Blick sehr
altertümlich wirkende Stücke erweisen sich oft als
jüngere Varianten von sanktionierten älteren
GrundtypenWÄAusdem hier im Bild vorgelegten
Material" läßt sich aber die einzelne stehende,
etwas plump wirkende Darstellung des Heiligen
als älteste bezeichnen. Sie wird dem gotischen
Typus der Wallfahrerzeichen noch am ehesten
entsprechen (Abb. 1 und 2). In beiden Fällen ist
die Gestalt des Bischofs in weitem Gewand unter
den graben Falten nicht zu erkennen, aus der
blockhaften Form ragen nur Kopf und Attribute
heraus. ln der Linken hält der Heilige ieweils
den Bischofsstab und das „Hackl" - an seinen
Beilwurf vom Falkenstein erinnernd -, in der
Rechten die Kirche, die aber keineswegs gotische,
sondern eher frühbarocke Züge aufweist (rund-
bogiges Portal und ähnliche Fenster, Turm). Die
Schrift auf dem Band unten (S. WOLFGANG)
und die seitlichen Abschlüsse sawie der Kiel-
bogen oben erinnern an gotische Ornamentik,
die Ösen zur Befestigung sind nicht immer erhal-
6-8 „S. Wolfgang", Wallfahrerzeichen, Gitterguß.
Ried im lnnkreislOO, Volkskundemuseum
9 Gußfarm (Model) für ein Wallfahrerzeichen des
hl. Wolfgang, der als Benediktiner dargestellt
ist. Privatbesitz, FrankenmarktlOU
ten geblieben bzw. sind nicht praktikabel.
Abb. 3 stellt die Überleitung zu dem obet
schriebenen Model dar. Hier steht der H4
schon in einem ovalen Mittelfeld, hält abe
Attribute noch in gleicher Weise wie auf A
und 2. Die Schrift ist ähnlich den früheren
ken, an den Seiten erkennt man taskanische
len und oben eine zarte, aber reiche Ornc
tik,dieviele vegetabile Elemente enthältDit
Osen sind hier deutlich ausgeführt.
Das Model und der daraus erfolgte Abguf
gen denselben Typus massiger, um nicf
sagen plumper (Abb. 4 und 5), der Bischol
ietzt Hacke und Stab in der Rechten, das
chenmodell in der Linken, die Buchstaber
hat sich gewandelt, die Kürzung für das la
sche -us am Namensende ist hinzugefüg
Ornament oben ist ein Puttenkopf mit Fli
hinzugekommen. Vielleicht wird man mit
Dotierung „um 1630" nicht fehlgehen.
an das Ende der Reihe dieses Typus ist A
zu setzen, wo auf die ovale Rahmung zugu
massiger Säulen zu beiden Seiten verz
wurde, die Schrift (diesmal S. WOLFGANG
die Verteilung der Attribute auf die b
Hände den früheren Beispielen (Abb. 1-3:
spricht. Den Abschluß der Reihe bilden reic
Anmerkungen 23-27
ß K. n, Mittelatterltche Pllgerleichert
Maus, Katalog s. 152.
lt Für die Anfertigung der Fotos habe ich Herrn AR
vom Rieder Volkskundehaus zu danken.
15 Wacha, St. Wolfgang, S. 158 und Abb. 6 auf Taft
1' Erstmals veröffentlicht ebenda S. 156 ff. und Abb. '
Tafel Xll.
"lgnaz Zibermayr, St. Wolfgang am Abersee. Sei
gende und ihr Eintluß auf die österreichische Ku
verbesserte Auflage 1961. - Rudolf Zinnhobler, E
ben des hl. Wolfgang, Jahrbudt des Oberöstcrr. h
vereine: 11711 (Sonderdruck. Der hl. Wolf ani
Oberösterreich, Sdtriftenveihe des Oherösterr. us
eines, Band 5),1972, S. 12 f.
Erst nach Ablieferung dieses Aufsatzes erschien dei
lag „Der hl_ Wolfgang ih Geschichte, Kuhst uhd
zur Ausstellung im ehemaligen Priorat des Klosters
See in St. Wolfgang im Salzkammergut, 1976, t
Nr. 163 und 165 auch Gittergüsse von Wallfahrer
beschrieben und auf Abb. 32 und 34 wiedergegebe
usw., Rhei