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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 146)

 
 
 
einem Oval (Höhe 3,2 cm, Breite 2,1 cm), gebil- 
det von einer blütenbesteckten Ranke, der heilige 
Wolfgang im bischöflichen Talar mit der Mitra 
auf dem Haupte, er hält in der Rechten Stab 
und Hacke, in der Linken das Kirchenmodell. 
Seitlich stehen auf kräftigen Basen zwei Säulen 
mit vegetabilen Kapitellen, darüber schwebt ein 
Puttenkopf mit Flügeln, im Rankenwerk oben - 
durch zwei Blumensträuße mit den Säulen ver- 
bunden - ist im Dreipaß ein Kreuz zu erkennen. 
Den unteren Abschluß bildet ein Schriftblock mit 
der Aufschrift S. WOLFGANGus, rechts und 
links davon sind zwei halbkreisförmige Ösen be- 
festigt. Zwei ebensolche Schlaufen ergeben sich 
durch Bögen bei den Kapitellen der Säulen. Das 
gegossene Zeichen, das ein Ausmaß von 6,8x4 
crn hatte", konnte daher sowohl an ein Klei- 
dungsstück genäht werden, es konnte auch - wie 
es vielfach die volksmedizinischen Praktiken er- 
forderten - im oder am Hause befestigt, an der 
Stalltür angenagelt oder bei der Viehtränke auf- 
gehöngtwerdemSalche Pilgerzeichen sollten auch 
auf dem Felde gegen Unkraut, Ungeziefer und 
Mißwuchs helfen". Aufgrund der umfangreichen 
Sammlung von Wallfahrtsandenken aus St. Wolf- 
gang im Rieder Volkskundehaus" läßt sich eine 
über die älteren Arbeiten von Anton Maria 
Anmerkungen 19-22 
"Wacha, st. Wolfgang und das Wallfahrtswesen, s. 155 t. 
und Abb. 3 auf Tafel Xll. 
7" Van Rhein und Maas, Katalog S. 152. - Ausdrücklich als 
Stallsegen bezeichnete Gittergüsse mit Walfgangsdarstel- 
llthgelt waren in der Ausstellung Bayerische Frömmigkeit, 
1400 Jahre christliches Bayern, zu sehen (Katalog 1960, 
S. 343, Nr. 1290, aus der Sammlung Kris im Bayerischen 
Nationalmuseum). 
7' Ein Gang durch das Rieder Volkskundehaus (Sonderab- 
grlääs aus der „Rieder Valkszeitung", ahne Jahr), Abb. 
7' Anton Maria Pachinger, Wallfahrts- und Weihemünzen 
des Erzherzagtums Usterreich ob der Enns, Enns 1904 
(vgl. speziell S. 30, Nr. 100.). 
18 
Pachinger" hinausgehende Reihe der Pilgerzei- 
chen zusammenstellen: 
Wenn hier von den ältesten Zeichen gesprochen 
wird, so soll dabei nicht verhehlt werden, daß 
eine chronologische Einordnung sehr schwierig 
ist. K. Köster sagte, „auf den ersten Blick sehr 
altertümlich wirkende Stücke erweisen sich oft als 
jüngere Varianten von sanktionierten älteren 
GrundtypenWÄAusdem hier im Bild vorgelegten 
Material" läßt sich aber die einzelne stehende, 
etwas plump wirkende Darstellung des Heiligen 
als älteste bezeichnen. Sie wird dem gotischen 
Typus der Wallfahrerzeichen noch am ehesten 
entsprechen (Abb. 1 und 2). In beiden Fällen ist 
die Gestalt des Bischofs in weitem Gewand unter 
den graben Falten nicht zu erkennen, aus der 
blockhaften Form ragen nur Kopf und Attribute 
heraus. ln der Linken hält der Heilige ieweils 
den Bischofsstab und das „Hackl" - an seinen 
Beilwurf vom Falkenstein erinnernd -, in der 
Rechten die Kirche, die aber keineswegs gotische, 
sondern eher frühbarocke Züge aufweist (rund- 
bogiges Portal und ähnliche Fenster, Turm). Die 
Schrift auf dem Band unten (S. WOLFGANG) 
und die seitlichen Abschlüsse sawie der Kiel- 
bogen oben erinnern an gotische Ornamentik, 
die Ösen zur Befestigung sind nicht immer erhal- 
6-8 „S. Wolfgang", Wallfahrerzeichen, Gitterguß. 
Ried im lnnkreislOO, Volkskundemuseum 
9 Gußfarm (Model) für ein Wallfahrerzeichen des 
hl. Wolfgang, der als Benediktiner dargestellt 
ist. Privatbesitz, FrankenmarktlOU 
 
ten geblieben bzw. sind nicht praktikabel. 
Abb. 3 stellt die Überleitung zu dem obet 
schriebenen Model dar. Hier steht der H4 
schon in einem ovalen Mittelfeld, hält abe 
Attribute noch in gleicher Weise wie auf A 
und 2. Die Schrift ist ähnlich den früheren 
ken, an den Seiten erkennt man taskanische 
len und oben eine zarte, aber reiche Ornc 
tik,dieviele vegetabile Elemente enthältDit 
Osen sind hier deutlich ausgeführt. 
Das Model und der daraus erfolgte Abguf 
gen denselben Typus massiger, um nicf 
sagen plumper (Abb. 4 und 5), der Bischol 
ietzt Hacke und Stab in der Rechten, das 
chenmodell in der Linken, die Buchstaber 
hat sich gewandelt, die Kürzung für das la 
sche -us am Namensende ist hinzugefüg 
Ornament oben ist ein Puttenkopf mit Fli 
hinzugekommen. Vielleicht wird man mit 
Dotierung „um 1630" nicht fehlgehen. 
an das Ende der Reihe dieses Typus ist A 
zu setzen, wo auf die ovale Rahmung zugu 
massiger Säulen zu beiden Seiten verz 
wurde, die Schrift (diesmal S. WOLFGANG 
die Verteilung der Attribute auf die b 
Hände den früheren Beispielen (Abb. 1-3: 
spricht. Den Abschluß der Reihe bilden reic 
Anmerkungen 23-27 
ß K. n, Mittelatterltche Pllgerleichert 
Maus, Katalog s. 152. 
lt Für die Anfertigung der Fotos habe ich Herrn AR 
vom Rieder Volkskundehaus zu danken. 
15 Wacha, St. Wolfgang, S. 158 und Abb. 6 auf Taft 
1' Erstmals veröffentlicht ebenda S. 156 ff. und Abb. ' 
Tafel Xll. 
"lgnaz Zibermayr, St. Wolfgang am Abersee. Sei 
gende und ihr Eintluß auf die österreichische Ku 
verbesserte Auflage 1961. - Rudolf Zinnhobler, E 
ben des hl. Wolfgang, Jahrbudt des Oberöstcrr. h 
vereine: 11711 (Sonderdruck. Der hl. Wolf ani 
Oberösterreich, Sdtriftenveihe des Oherösterr. us 
eines, Band 5),1972, S. 12 f. 
Erst nach Ablieferung dieses Aufsatzes erschien dei 
lag „Der hl_ Wolfgang ih Geschichte, Kuhst uhd 
zur Ausstellung im ehemaligen Priorat des Klosters 
See in St. Wolfgang im Salzkammergut, 1976, t 
Nr. 163 und 165 auch Gittergüsse von Wallfahrer 
beschrieben und auf Abb. 32 und 34 wiedergegebe 
usw., Rhei
	        
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