Für den Kunstsammler P1
21. Münchner Kunst- und Antiquitäten-
messe 1976 mit Ausblick auf Wien 1977"
Das Haus der Kunst öffnete heuer wieder die Tore
für einen neuen Besucherrekord - 46.000 Kunst-
interessierte und Sammler kamen und kauften.
Hugo Ruef; „Ca. 50.000.- DM pro Kaie Umsatz-
schnitt ist als richtig anzusetzen."
Erfolg und zufriedene Gesichter bei der Mehrheit
der Aussteller. Nur zehn Prozent klagen über
sch'lechten Geschäftsgang. Und das trotz erstaunlich
hoher Preise.
Die vielen Wiener, die ich am Eräffnungstag sah,
kehrten größtenteils ohne Einkauf nach Wien
zurück. Für uns wird die BRD zu teuer. Die Messe
präsentierte sich mit einem „neuen" Gesicht. Es gibt
nicht mehr zwei Ebenen, sondern nur noch eine.
Eine gezielte Vergrößerung bzw. Erhöhung der
Ausstelleranzahl schließlich trug zweifellos zum
erneuerten Interesse des Besuchers bei.
Der Verlauf der Messe selbst war höchst
unterschiedlich. Verkauften manche am ersten
Messetag so viel, als ihr Voriahresumsatz betrug,
so kamen andere erst ab Mitte bzw. Ende der
Messe zum Zug. S0 soll das publizierte Bild
„Apfelblüten und Flieder" van Lovis Corinth um
240.000 DM (l) nach am letzten Tag an einen
süddeutschen Sammler verkauft worden sein.
Ein großartiges Ergebnis brachte der Stand der
iungen Sammler mit dem Rekordverkaufserlös von
120.000 DM!
Und wie wird die Messe 1977 in Wien aussehen?
Einige grundlegende Änderungen erlauben es nun,
die Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse völlig neu
zu gestalten.
Erstens wird die Messeleitung neu übergeben.
Die Übergabe wurde notwendig auf Grund der
Bestellung des bisherigen Messeleiters, Herrn
Komm-Rat Dr. Wolfgang Hofstätter, zum Gremiol-
vorstand in Wien. Die neue Messeleitung plant
grundlegende Änderungen des Messekonzepts:
Hereinnohme neuer Aussteller, Vergrößerung der
Ausstellungsfläche sowie Neugruppierung der
Aussteller! Das bewährte und verdienstvolle
Konzept der alten Leitung unter Dr. W. Hofstötter
wird weiterhin die Grundlage für die neuen
Richtlinien bilden. Es ist anzunehmen, doß der neue
Impuls beitr"gt, den guten Ruf der Wiener Kunst-
und Antiquitötenmesse zu festigen und auszubauen.
Also auch in Wien ein „neues" Gesicht. Eine
Innovation, der viel Erfolg zu wünschen ist.
Wolfgang A. Siedler
' Wiener Kunst- und Antiquitötenmesse 1977:
3.-9. Juni 1977. Wiener Messepalast, Holle E
(ehem. Winterreitschule)
Gesehen im Kunsthandel
1 Madonna mit Kind, Niederösterreich, 2. Hälfte
15. Jahrhundert, Höhe 110 cm, orig.
Polychromierung
Reinhald Hofstätter, Kunsthandel - Antiquitäten,
Wien 1, Dorotheergasse 15 und Bröunerstraße 12
2 Gysbert Handecoeter (Antwerpen 1604-1653
Utrecht), signiert rechts unten
Herbert Asenbaum, Antiquitäten,
Wien 1, Körntnerstraße 28
3 Bronzeluster, deutsch, 17. Jahrhundert,
Durchmesser 77 cm
Hofgalerie, Dr. Wolfgang Hofstötter,
Wien 1, Spiege1gasse14
4 Elefanten-Uhr auf Rocaillensockel. Paris, um
1760. Bronze, vergoldet, Elefant aus patinierter
Bronze. Werk signiert: „Flournoy a Paris".
Höhe 43 cm
Czeslaw Bednarczyk, Kunst und Antiquitäten,
Wien 1, Doratheergasse 12
5 Josephinische Garnitur
Friedrich Kratschmann, Antiquitäten,
Wien 1, Spiegelgasse 15
6 Franz Anton Maulbertsch, „HI. Sippe".
Vorzeichnung zum Gemälde der „Hl. Sippe".
Feder, Iaviert, Papier, 18 x 14 cm
Wolfgang A. Siedler, Antiquitäten,
Wien 1, Spiegelgasse 3
70
7 Johann Georg Schwanthaler (1740-1810),
Hl. Paulus. Lindenhalz, Höhe 29 cm,
Originalfassung
Ernst Mehringer, Kunst und Antiquitäten,
3620 SpitzlDonau, Marktstraße 13
8 Oskar Larsen (1882-1972), „Frauen im Bade".
Aquarell, signiert, 33 x 47 cm
Kunstsalon Mag. Peter Kovacek,
Wien 1, Stallburggosse 2
9 Josef Hoffmann (1870-1956), Rauchgarnitur,
um 1920. Messing, getrieben, gehämmert.
Ausführung Wiener Werkstätte, gestempelt „JH"
(vgl. WW-Katalog UMK-Kat. Nr. 155)
Galerie Krugerstraße 12,
Wien 1, Krugerstraße 12
10 H. Larsen - D. Lewers, Anhänger,
Sterling-Silber, 18 kar. Gold
galerie am graben - inge asenbaum,
kunst des 20. iahrhunderts,
Wien 1, Graben 7
Auktionen
Darotheum Wien
613. Kunstauktion, 14.-17. September 1976
11 Anton Hansch (Wien 1813-1876 Salzburg)
„Die Hütteneckalm mit Blick auf den Dachstein
und Hallstätter See", 1839
Sign. und dat. „Hansch 1839"
UllLeinwand, 50 x 63 cm (Kat.-Nr. 59)
Taxe: öS 30.000.-
Erlös: öS180.000.-
12 Herbert Boeckl (Klagenfurt 1894-1966 Wien)
Muschel und Pfirsiche, 1929. Sign. und dat.
„Boeckl 29". UllLeinwand, 45 x 54 cm
(Kat.-Nr. 1012)
Tax öS 40.000.-
Erlös. öS 60.000.-
Kunsthaus am Museum, Köln
Auktion 69, 10.-13. November 1976
13 Prökolumbischer Kopf, 500-900 v. Chr.
Ton, Höhe 18 cm. Mexiko, Zentral-Veracruz
Kunsthaus Lempertz, Köln
556. Auktion, Moderne Kunst, 3. Dezember 1976
14 Fritz Wotruba (Wien 1907-1970)
Liegende Figur, 1952. Bronzeplastik, braunschwarz
patiniert. Bezeichnet „Wotruba". H 12, L 32 cm
(Kot-Nr. 785)
Taxe: DM 17.000.-
Galerie Koller, Zürich
Auktion 3612, 12. und 13. November 1976
15 Giovanni Segantini (Arca 1858-1899 Schafberg
bei Pontresina). „Schafherde mit Hirtin im
Mondschein", Brianza, 1882. Sign. unten rechts
OllLeinwand, 82,5 x 53,5 cm (Kat.-Nr. 5384)
Taxe: sfr 80.000.-
Geschenk eines Gönners zum 25-Jahr-Jubilöum
des Schweizerischen Institutes für Kunst-
wissenschaft im Verein mit der Galerie Koller
Christie's, London
Auktion vom 1. November 1976
16 Joseph Nigg (Wien 1782-1863)
Blumenbild auf Porzellan, 1830
Sign. und dat. „Jos. Nigg 1830". 34 x 27,5 cm
(Kot-Nr. 159)
Erlös: ä 10.000.- n
Ü
Wiener Spaziergang
Gedanken über Spiele - Schach
Eine besonders ausgeprägte, liebenswerte
menschliche Seite sind die Freude und der Hang
am Spiel. Das Spiel als solches spiegelt in den
verschiedensten Facetten und Variationen die
Lebensformen früherer Generationen wider.
Das Sammelgebiet über Spiele erstreckt sich meist
über einen Zeitraum von mehr als einem
Jahrtausend. Als Zeitdokumente Werke der
Kleinkunst, in den verschiedensten Techniken und
Materialien ausgeführt, demonstrieren sie die im
Menschen tiefverwurzelte Anlage zum Spiel.
Die Vergänglichkeit des Spieles - wenige Striche
im Sand beweisen es - ließen wenig Obiekte und
Material bis in unsere Zeit her aufkommen.
Aber einige Mühe im Aufspüren lohnt dies dem
Bildfolge 1-16