I Aktuelles Kunstgeschehenlösterreich
wLandschaften-l von Hermann Ober. Seit der ersten Aus-
stellung vor zwanzig Jahren im Salzburger Kunstverein
beweisen Obers Bilder seinen diffiziien Umgang mit Na-
tur; keineswegs aber im naturalistischen Sinne, sondern
als Anstoß zu bildnerischer Auseinandersetzung (vgl.
auch den Bericht über die Rauriser Malertage in diesem
Heft auf S. 76). (15. 9. -8. 10. 1978)
Galerie Welz
Hans Fronius
ALTE UND MODERNE KUNST hat das Werk dieses
Großmelsters zeitgenössischer bildender Kunst bereits
zu mehreren Malen (so durch Otto Kamm in Heft
7111953, durch Ernst Koller in Heft 10111968 oder durch
Peter Baum ln Heft 12611973) ausführlich gewürdigt. An-
läßllch seines 75. Geburtstages hatte nun die Galerie
Welz eine bedeutende Auswahl von Gemälden und gra-
phischen Arbeiten präsentiert. (6. 9. - 1. 10. 1978) -
(Abb. 12)
Yoshi Takahashi
Neue Bilder und graphische Arbeiten des seit mehr als
10 Jahren In Salzburg lebenden Japaners erweisen, be-
sonders in der Farbkultur, seine stetige künstlerische
Entwicklung.(4. - 29.10.1978) -(Abb.24) Franz Wagner
Tirol
Innsbruck
Landesmuseum Ferdinandeum
Erste Zinnfiguren-Ausstellung Tirols
Mit der Ausstellung wZinnfiguren. Entwicklung der Zinn-
figuren und Darstellung historischer Ereignissen präsen-
tiert das Landesmuseum erstmals in Tirol Objekte, die
früher als Spielzeug aus keiner Kinderstube wegzuden-
ken waren, durch den Wandel der Zeit und der Produk-
tionsverhältnisse aber zu Sammelfiguren von Enuachse-
nen, musealen und Demonstrationsgegenständen ge-
worden sind. Am Ende des 18. Jahrhunderts hat man
begonnen. als Beiproduktion des Zinngießens (Kandei-
gleßens) vor allem Soldaten als Spielzeug herzustellen.
im Laufe der Zelten wurden auch andere Figuren er-
zeugt, wie Jagd-, Zirkus-, Bauernhofdarstellungen und
religiöse Motive. Die frühen Zinnfiguren sind meistens
wnalvit. In den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts
erfolgte mit der Umstellung auf den erwachsenen Käu-
fer eine Erneuerung der Zinnfigur. Die umfangreiche
Schau. zustande gekommen durch zahlreiche Leihgaben
des ln- und Auslandes, zeigte Zinnfiguren von der Früh-
zeit (neue Abgüsse) bis heute, brachte Ausschnitte aus
der Produktion vieler Offizinen und schnitt viele The-
menkreise an. Besonderes Interesse enueckten die Di-
oramen mit den Themen aus der Geschichte. Das groß-
te: wSchlacht am Weißen Berg 1620i- beinhaltel an die
700 Zinnfiguren. (18. 8.- 15. 10 1978) (Abb. 13)
Schloßmuseum Landeck
Das Tiroler Oberland in alten Ansichten
Die Ausstellung wurde von Landeck und dem Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum veranstaltet und vermit-
telt ein kulturgeschichtliches Bild der drei westlichen
Bezirke Tirols: lmst, Landeck und Reutte. Es waren 150
Werke der Malerei, Grafik und Druckgrafik zu sehen. Be-
rühmte Maler wle Thomas Ender, Jakob Gauermann und
Franz von Molitor bereisten das Land. Bis kurz nach der
Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Maler und Litho
graphen die besten Darsteller der Natur. Hier wurde
nicht nur ein helles, romantisches und umweltbeschütz-
tes Bild des Tiroler Oberlandes vermittelt, sondern in to-
pographischer Sicht auch das Orts- und Hausbild im
ländlichen Flaum skizziert und mit seinem historischen
und kulturhistorischen Ambiente verbunden. Von Stams
bis zum Arlberg und ins Paznauntal, von Nauders bis
Schattwald sind regionaiweise die Landschaften aus
der Vielzahl der Ansichten in exemplarischen Beispielen
vorgestellt. Anhand von einigen Beispielen wird auch in
didaktischer An die künstlerische Bildwirkung bei ver-
schiedenen Techniken, wie Kupferstich, Radierung,
Aquatinta, Lithographie, Federlithographie oder Stahl-
stich, deutlich gemacht. Ein schöner, über 50 Seiten
starker Katalog mit vielen Abbildungen und grundlegen-
den Texten von Erich Egg und Gert Ammann ergänzte
die Schau. (81-24. 9. 197a) - (Abb. 14)
Kärnten
Galerie an der Stadtmauer
Alfred Wals
Von dem bekannten deutschen Maler und Graphiker wa-
ren die vielfarbigen Lithographien, die oft bis zu 9 Plat-
72
ten benötigten und fast ausnahmslos nur ganz kleine
Auflagen haben (meist nur 10 Exemplare), eine außer-
ordentlich erfreuliche Bereicherung in der reichen Abfol-
ge der Ausstellungen dieses Hauses. Vom Expressionis-
mus geprägt, gelingt es dem Künstler, sowohl in
Schwarzweiß als auch durch die sehr frei und flächig
aufgetragenen Farbakkorde eine Raum- und Lebens-
atmosphäre zu geben, die oft eine bezaubernde Magie
aussirahlt. Die meist großen Wertigkeitsspannungen
zwischen Rot- und Blautönen, das kühne Akzentuieren
durch große ungebrochene Flachen, etwa einem reinen
Gelb, zeichnet diese Blätter aus und bezeugt die Mei-
sterschaft ihres Schöpfers. Die Bilder, und das gilt be
sonders von jenen der letzten Jahre, sind nicht durch
das Geviert des Rahmens eingeengt, sondern kommen
von außen und gehen nach außen. Zwischen den Senk-
rechten und Waagrechlen der Blattbegrenzung aber
wird durch Farbe eine Spannung, die den Betrachter
fesselt. (4. - 27. 7. 1978) - (Abb. 15)
Bugattl
Die gezeigten Cartoons standen unter dem Motto "Gu-
tes und Bbsesu. Der Zeichner Bugatti ist eigentlich auch
dort gut, wo er böse Ist. Denn seine ubosenx satirischen
Zeichnungen lassen immer wieder auch noch einen
Raum für ein hintergründiges Schmunzeln, und selbst
dort, wo es um todtraurige Dinge geht, wird noch durch
den sehr präzisen Strich, der das Typische erfaßt, die
Komik einer Situation herausgeholt und uns zur Tragik
quasi die Frage wZahlt sich das ausih präsentiert.
Bugattis Linienführung ist unkompliziert, läßt manches
offen und fordert zum Mitdenken heraus. (18. 8.- 5. 9.
1978) - (Abb. 16)
Paracelsussaal im Rathaus
13 Friauler Künstler
im Rahmen der uWoche der Freundschaft Villach -
Udlne-t stellten Maler, Objektemacher und Plastiker der
südlichen Nachbarschaft aus. Man konnte die verschie-
denen international immer wieder aufscheinenden
Techniken registrieren. Die etwa 60 Exponate waren
durchschnittlich von sehr beachtenswerter Qualität. Es
zeichnete sie besonders eine sehr ordentliche und sau-
bere Ausführung aus! Die Figur war nur bei Sergio
Altieri mit expressiven und bei Franco Dugo mit surrea-
ien Bezügen vertreten. Auch bei Gluseppe Zigaina, inter-
national bekannt, findet man immer wieder Reste figura-
tiver Elemente In den Arbeiten. Cesare Mocchiuttis
Öibilder sind bereits in einem abstrakteren Surrealis-
mus angesiedelt. Giorgio Valvassori schafft mit seinen
Objektmontagen gedankliche Verbindungen. in gewis-
sem Sinne verwandt ist ihm Mauro Mauri, während Carlo
Clussl und Aldo Colo mit reinen Formen und Farben
operieren. lgnazio Doiiach und Mario Tudor reduzieren
auf wenige Elemente mit unterschiedlichem Erfolg. Der
informative Katalog bringt Einleitungen italienischer H0
noratioren, denen deutsche Übersetzungen beigegeben
sind, die leider ein vollkommen sinnloses Kauderwelsch
ergeben. (30. 7.-14. 8. 1978) k (Abb. 17)
Steiermark
Graz
Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum
Werke der Xlll. internationalen Maler-
wochen in der Steiermark
Wieder arbeiteten heuer dreizehn bildende Künstler vier
Wochen lang in der Landwirtschaftlichen Fachschule in
Gleisdorf. Sie waren aus England, Italien, Jugoslawien,
Ungarn und Österreich gekommen. Die Richtungen, die
sie vertraten, waren sehr unterschiedlich, und unter-
schiedlich waren auch die Leistungen der einzelnen in
der Galerie gezeigten Arbeiten. Der Zeit entsprechend,
lag der Schwerpunkt bei der Konzeptkunst. Gleich drei
der Aussteller konnte man dieser Arbeitsweise zuord-
nen: Vittorio d'Augusta, Nesa Paripovic und Dietmar
Tanterl, wobei letzterer wohl am weitesten ging und den
Rezipienten die meiste wArbeit-r überließ. Der abstrakte
Expressionismus war durch die Bojana Svertasek aus
Zagreb sehr schon vertreten. Der Ungar lwan Simon
setzt Empfindungen in der Natur in seinen Aquarellen
sehr frei und ausschnitthalt um. Simon Semov baut kon-
struktive Elemente vor gepatterte Hintergründe. Masim
Sedej jun. aus Ljubljana, der großformatige Ölbilder
schuf, bannt Florales in eigenwillige Formen. Walter
Obholzer setzt sich mit dem Hyperrealismus auseinan-
der. Die Engländerin Jeanne Masoero zeigte schöne m0
nochrome Farbrellets in strengen Mustern. Othmar
Krenn tastet in seinen Montagen nach neuen Materia-
llen; signal- und zelchenhafte Gebilde! Der Italiener
Glannl Gorl erreicht durch verschiedene Projektionen
Raumverfremdungen. (7. 9.- 1. 10. 1978) - (Abb. 1B, 19)
Oberösterreich
Linz
Neue Galerie Wolfgang-Gurlilt-Museum
Gustav Klimt
B0 Zeichnungen aus den verschiedensten Perioden des
Meisters gaben einen schönen Querschnitt durch das
graphische Werk des Klassikers der österreichischen
Moderne. Es waren etliche Exponate erstmals öffentlich
zu sehen. Als Ergänzung waren auch die im Besitz der
Galerie befindlichen Gemälde ausgestellt. (21. 9.- 1. 11.
1978)
Schloß Parz 1 Künstlerzentrum
in den schonen Räumen des Schlosses waren von 60
sehr verschieden arbeitenden Künstlern Bilder, Graphi-
ken, Plastiken, Objekte, Keramiken und Architekturbei-
spiele ausgestellt. Die Spannweite ist etwa durch
HolfmannlYbbs und Fruhmann, durch Schagerl und
Hänggi, durch Tahedl und Stifter angedeutet. Erfreulich,
daß ein solches Spektrum möglich ist. (24. 6.- 27.8.
1978) - (Abb. 20)
Niederösterreich
Wiener Neustadt
Galerie 9
Jeannie Ebner zum 60. Geburtstag
Die bekannte österreichische Schriftstellerin studierte
ursprünglich Bildhauerei. Aus dieser Zeit existiert noch
eine Terrakottapiastik, die, neben einigen Originalzeich-
nungen, verschiedenen Fotos von Plastiken, die sie ge-
schaffen hat, von Situationen bei der Arbeit im Atelier
zu sehen war. Daneben war natürlich die schriftstelle-
rische Arbeit der Künstlerin durch ihre Romane, Lyrik-
bände, Erzählungen, durch Manuskriptproben und Auf-
zeichnungen dokumentiert. (31. 8. - 30. 9. 1978) -
(Abb. 21)
Eichgraben Galerie
Gisela Beinrücker-Fleck
Die Künstlerin zeigte Graphiken und Aquarelle, wobei
aufflel, daß diese Arbeiten, zum Unterschied von den
Collagen mit Textilien, viel offener, duftiger sind. Die
Handschrift ist unmittelbarer. Porträts, Figuren, Akte
sind die Themen, die sie in den Zeichnungen bevorzug-
te. Landschaften, vor der Natur aquarelliert, lassen viel
Licht und Raum in die Blätter. (15. 7.-13. ß. 1978) -
(Abb. 22)
Franz Katzgraber und Erich Steininger
Katzgraber stellte hier vor allem kleinere Objekte aus.
Die Stahlplastiken des Bildhauers, der zur Zeit einem
Arbeitsauftrag in Japan nachkommt, zeichnen sich
durch Dichte und Bezügllchkeiten der Konturen aus. Die
Elemente gewinnen, auch bei loser Gruppierung, immer
mehr Innere Koharenz, die Melodie der Aus- und Ein-
buchtungen, getragen von einem humanen Rhythmus,
ist weicher, harmonischer geworden. Erich Steiningers
Holzschnitte mit ihren vielen großen schwarzen Flä-
chen, mit den bewegten Lineament seiner Figuren, mit
dem Leben und seinen Spuren zwischen den dunklen
Erscheinungen, seinen Zeichen, oft magisch, oft rätsel-
haft, traten hier auf engem Raume mit großer Kraft an
den Betrachter heran. (Näher und unmittelbarer als in
Wiener Neustadt, wo dieser sich leichter räumlich di-
stanzieren konnte.) Wir werden von diesem noch jungen
Künstler, das versprachen die letzten beiden Ausstellun-
gen, noch sehr wesentliche und wichtige Beiträge zur
österreichischen Druckgraphik erwarten können. (20. B.
bis 29. 9. 1978) -- (Abb. 23)
Burgenland
Unterrabnitz
Turmhaus
Arbeiten der Rabnltzlaler Malerwochen
im Juli arbeitete wieder auf Einladung Harro Pirchs eine
Anzahl von burgenländischen oder dem Land irgendwie
verbundenen Künstler in Unterrabnitz. Heuer waren
auch drei junge Keramiker dabei: Ursula Dyczek, Anica
Kostyan und Flobert Schneider. Alle drei waren Schüler
der Landesschuie In Stoob. Auf diese Art wird, in aner-
kennenswerter Weise, ein landeseigener Schwerpunkt
gesetzt, der, wie es uns scheint, wert ist, im allgemeinen
Reigen der verschiedenen Sommerseminare, Sympo
slen, Künstlerwochen etc., etc. ausgebaut bzw. intensi-
viert zu werden. (27. 7.-6. 8. 1978) Aloisvogel