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Emailgläser des l6. und 'l7.Jahrhunderts
Zu den begehrtesten gläsernen Sammlungsstücken
gehören alle iene Erzeugnisse, die van Glasmalern
mit Emailfarben dekoriert wurden. Diese Technik,
die ihren Ursprung im Orient hatte (s. Wilhelm
Hein, „Gläser aus der islamischen Blütezeit des
"I8. Jahrhunderts", Alte und moderne Kunst 129,
S. 55) fand über Venedig, den Umschlagplatz für
den Orienthandel, auch Eingang in die Muraneser
Fabrikation. Von hier aus verbreitete sie sich in die
Glaszentren nördlich der Alpen und wurde eine der
bevorzugtesten und beliebtesten Dekorationsweisen
des deutschen und böhmischen Glases im 16. und
17. Jahrhundert.
Während in den österreichischen Hütten desl6.Jahr-
hunderts (Hall in Tirol, Innsbruck, Wien) die
künstlerische Entwicklung ganz und gar von der
Bewunderung für die facon de venise bedingt war,
blieben für die meisten böhmischen Hütten der
lokale Geschmack und seine Weiterbildung auf den
traditionellen Wegen maßgeblich. Die deutschen
Trinksitten verlangten nach Formen, die in krassem
Gegensatz zu den eleganten, zartwandigen Ge-
fäßen standen, mit denen das vornehme Patriziat
und die stolze Aristokratie der Lagunenstadt ihre
Exklusivität demonstrierten. Die nordische Maß-
losigkeit brauchte Gefäße, die allein schon durch
ihre Größe die Freude am Trinken erweckten und
das Vertrauen des Trinkers nicht enttäuschten. Hier-
für eigneten sich die Stangen und die großen
Humpen am allerbesten, Als walzenförmiger
Willkomm, dessen Inhalt „in ainem trunkh" geleert
werden mußte, dienten sie dazu, den Gast des
Hauses freundschaftlich zu empfangen. „Welcher
aber solches in ainem trunkh nit endet, sondern
absetzet, dem soll es widerumb voll eingeschenkt
werden bis er solchen trunkh vollendet", heißt es in
einem der Trinkbücher des Schlosses Ambras.
Zu solchen Sitten paßte es auch, daß man der
Abwechslung wegen aus dem Paßglas trank, dessen
Reifen das Ausmaß des Schluckes festlegten, sowie
aus allen Arten von Scherz- und Vexiergläsern, „aus
Schiffen, Windmühlen, Büchsen, Stiefeln, Krumm-
hörnern, Affen, Nonnen, Hirschen, Schweinen und
anderen ungewöhnlichen Trinkgeschirren, die der
Teufel erdacht hat".
Die Unscheinbarkeit des in der Masse grünlich bis
bräunlich gefärbten „Wald-Glases" entsprach aber
nicht mehr ganz den Vorstellungen der Zeit. Die
deutschen und böhmischen Hütten bevorzugten da-
her eine Bemalung der Trinkgeföße mit barbarisch
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