elntießsprichtdiesvollProgrammatikalsMeister-
ing eines poetisch-scharfsinnigen Barock-Concet-
us, wobei insbesondere die (mariariisch-hungfräu-
nspirierte Allusion auf Roms Aqua Virgo unver-
bar und bedeutsam ist. Dadurch wird die antik-
tliche Vorbildlichkeit bei der festlichen Mehrung
scher Urbanität durch kunstvolle Herbeiführung
Zurschaustellung des Wassers dem Mundus Salis-
ensis integriert. So heißt es, daß Guidobald diese
Reinheit aus dem gesegneten Leib des Bergtnner-
geborene, lebendige Springquelle faßte und, damit
ingfrauliche Tochter die Mutter nicht misse, jenes
ein, aus dem sie eben geboren wurde. mitten in die
t versetzen ließ. zu umso erhabenerem Wettstreit
(unst und Natur; damit also das Wasser im selben
nenberg münde, dem es eben entsprungen war
vegen habe Guidobald mit großem Aufwand über
adien und aus Liebe zu den Bürgern das Wasser in
itadt leiten lassen. Dankbar ermesse beides der
hier mit den Augen und spende die Libatio lebendi-
Wassers. Man vermessen also mit dem geistigen
i die Reichweite der Gegenüberstellungen: jung-
iches Quellwasser und Muttergestein, Felskluft
Stadtptatz, Brunnquell und Berg (tons et mons),
umlassend schließlich Natur und Kunst im
eiterfs
iesem Concetto wird ein entscheidender Gedanke
ktiert, der bei den offensichtlichen römischen
nenvorbilderny", Berninis Triton- und Vierströme-
nen, eine ästhetisch revolutionäre, weitreichende
larstellte: die Imagination einer naturmythischen
ireinmitteneinerurbanenPlatzarchitektur. Ebenso
1er Triton auf der Piazza Barberini (1642143) ent-
imt der Grottenberg des Vierströmebrunnens auf
'iazza Navona(1647, enthüllt 1651)dem imGarten-
Grottenbereich beheimateten iwStyle rustiqueri.
e Brunnen stellten und stellen noch heute ein ele-
taresSchauspieldar, dessen mythischeSprachge-
e gerade innerhalb eines forensischen iiParlando-i
zißt." Bei genauerer Betrachtung wird man
ahr werden, daß beim Salzburger Brunnen in der
chmelzung übernommener Motive und eigener
lrukturen eine höchst originäre Anverwandlung
ogen wurde. Inmitten des Vierströmebrunnens
te Bernini aus warmleuchtendem Travertin ein
dezu organisches Gestein, dessen poröse Fels-
ser-Natur kraftvoll und kühn die stereometrisch-
ganische Granitnadel des Obelisken hält. Dessen
zende Glätte eint sich mit den dunklen Hiero-
tenzeichen, die nur kombinatorische Spekulation
itseln konnte, zu einem Malzeichen des lernen
itischenAlterlums.lnnerhalbdieserspannungsvol-
Extreme weitet sich die bildhafte Darstellung des
kal-elementarischen Begriffes iifonsii (im Sinne von
gquellii) zu einer allegorischen Umfassung des
9
Erdkreises. Durch Anschaulichkeit wird das Unerhörte
souverän vorgewiesen: in vitaler Natürlichkeit agieren
voll individueller Charakteristik die vier Weltflüsse über
der Weite des niedrigen Beckens, wo die Symboltiere
der Kontinente ihr animalisches Eigenleben lühren.
Durch diese überredend-umlangende Unmittelbarkeit
laßt die poetische Kunst Berninis das Auge vergessen,
daß die hergeleitete Aqua Virgo nur geringen Wasser-
druck besitzt. Eine Fontäne, ein hoher Brunnen wäre
unmöglich gewesen, doch durch die Vielgestaltigkeit
der Skulpturen und des aus den Felsen brechenden
Wassers - in Bänden und versprühenden Fächern -
wird dem Auge eine Elementarfülle geboten.
Allein diese Vorstellung des Vierströmebrunnens deu-
tei mehr von der unterscheidenden Eigenart des Resi-
denzbrunnens an, alsseineVerbindungdamtt. Hierwird
der Felsenberg von hoch oben mit prasselnd versprü-
henden Wassern überrauscht - keine allegorischen
Weltflüsse breiten die Weltteile aus. Vielmehr ballt sich
aus Fels und Wasser Urwelttiches zu einem chthonisch
Zeugenden Zusammenwirken (Abb. S). Aulglänzende
Nässe läßt gleichsam vor dem Auge urweltlich-amphi-
bische Lebewesen ventstehenri, die im Wasserprall
träge zu kriechen scheinen; das Wasser durchtränkt in
9 Johann Friedrich Pereth
Brunnenentwurt, Ende
17. Jahrhundert. lavierte
Zeichnung, Kolri.
Wallrat-Fiichartz-
Museum
10 Giovanni Maggr
Brunnenentwiirle aus
seinem Album iiFontane
diversen (1618)
11 Entwurtszeichnung eines
Brunnens, Fiotel, Blei,
mit Tuschieder uber-
gangeri und lavierl.
Salzburger Museum C A
elementarer Zeugungskraft den Stein des Brunnen-
bergs. Aus diesem iiUrzentrumii schießen Meeresrosse
raumgreifend hervor, bäumen sich spannungsvoll vor
den Schlünden dunkler Berggrotten auf. Über dieser
zentritugalen Dynamik in alle Himmelsrichtungen kreist
die Gigantentrias in zentripetaier Gegensätzlichkeit.
Statt Flußgöttern mit individuellerGestik verschrauben
eingezwängte Gigantenleiber ihre Beine gleich einem
unentrinnbaren Wassersog. Diesem Strudel steht ein
extremes Auseinanderwinden der schwergebeugten
Oberkörper entgegen. Sie winden sich hinter den Was-
serschleiern der von ihnen emporgestemmten Riesen-
schale, werden aber nicht vom verlebendigenden Was-
ser getroffen. lhre Körperlichkeit verharrt in
steinverhatteter Belangenheit. Es sind "Steinlerberir,
die zwischen verschlossener Felsnatur und organi-
scher Kunstschöptung oszillieren. Welchem Bereich
die Giganten verhaftet sind, aus welcher Mächtigkeit
des Urgrundes die massigen Steinleiber herausgemei-
ßeltwurden, zeigldie blockartige Zentrierung ihrer Kor-
per: derZustanddieser Kraftist ganz Stein. Damittreibt
die hier durchaus auch gezeigte, wirkende Dynamik der
Gigantenstärke einen auch allegansch sichtbaren
Zustand derinneren Felsenmächte hervor, Im überzeu-
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