Coburg (IV E 305) und ein vierläufiges Steinschloß-
Wenderpistolen-Paar von Johann Krach," Diese vier-
läufigen Waffen sind so konstruiert. daß sie auch an
jedem Lauf eine Pfanne besitzen, aber nur über zwei
Hähne verfügen.
Alle diese Wenderwaffen dürften in dem Jahrzehnt zwi-
schen 1650 und 1660 entstanden sein. Für die Begren-
zung nach hinten spricht das Todesjahr von Cornelius
(1661), mitdem allem Anschein nach auch ein gewisser
Niedergang der Klett-Werkstatt Hand in Hand gegan-
gen ist, der mit dem Wegzug von Sigmund mit seinem
Schwiegersohn Johann Krach. was auch für eine Ver-
fallserscheinung spricht, noch beschleunigt wurde,
Ein Entstehungszeitpunkt lange vor 1650 ist auch nicht
anzunehmen, da sie, aufgrund derTechnik und des Stils
zu schließen, anfänglich v.a. Radschlcßwaffen, vor-
nehmlich für militärische Zwecke, produzierten. Das
bekannte und bewahrte Radschloß wurde, wie wir an
den noch heute in Salzburg erhaltenen Kriegskarabi-
nern ersehen können. dem modernen Steinschloß bei
der Kriegslührung vorgezogen.
Beide Waffentypen, sowohl die Wender- wie v. a, die
Magazinpistolen, verfügen über eine so komplizierte
Technik, daß sie für eine Massenproduktion überhaupt
nicht geeignet waren, sondern reine Liebhaber- und
Sammlerobjekte darstellten. Eine Produktion solcher
"Spielereienk, wir kennen immerhin momentan noch
von jeder Gattung etwa 20 Exemplare, ware dem Erzbi-
schof im 30iährigen Krieg nicht möglich gewesen, Die
Magazinpistolen mit einem schwenkbaren Abzugbügel
wurden wohl von einem Mitglied der aus Solingen stam-
menden Familie Kalthoff" ca. 1630 entwickelt, wes-
halb man auch vom Kalthoff-System spricht. Sigmund
Klett hat dieses System etwa 1650 modifiziert und ver-
bessert, v. a. indem er die Schlagfeder auf die Außen-
seite des Schlosses und das Pulvermagazin, das bei
Kalthoif im Vorderschaft unter dem Schloß lag, in den
Kolben verlegte.
Beides ist im Zusammenhang miteiner Entwirrung und
klareren Konzeption des sehr komplizierten Mechanis-
mus bei diesen Waffen zu sehen. Durch das Aushöhlen
des Kolbens zum Pulvermagazin nutzte er ein bislang
brachliegendes Platzpotential, wodurch dem Schloß
selbst mehr Raum zur Verfügung stand. Dieser war
auch nötig, da Sigmund statt eines Zylinders, der
sowohl für die Pulver- wie die Kugelzufuhr verantwort-
lich war. für beide Vorgänge getrennte Zylinder ein-
führte. Durch die Verlagerung der Schlagfeder an die
Schloßaußenseite wurde das sehr komplizierte mecha-
nisohe Innenleben von dem größten und platzaufwen-
digstenTeilbefreit.Sigmundwarwohldergroßenlnven-
torr der Familie, während die Durchführung seiner
ldeen mehr auf den Schultern seines Vaters oder Bru-
ders Johann Paul ruhte. Cornelius war demgegenüber
der Universellste, der die Projekte seines Bruders auch
in die Tat umsetzte, aber, wie wir anhand von einigen
Waffen feststellen können, auch weiterentwickelte.
Die erste Kombination können wir noch aufgrund von
Signaturen auf zwei Gewehren in Schloß Ambras
(W 2103) und in Florenz, Museo Nazionale, Bargello
(Nr. 70) nachvollziehen: wSigmund Klett infentiert mich,
Hans Paul macht mich-r. Das Gewehr in Ambras ist
zusätzlich w1652ii datiert.
Dieses Gewehrbringt ein weiteres lndizdafür, daß auch
diese Waffen nach 1 650 entstanden sein müssen, da es
mitdem ausdrücklichen Zusatz der Erfindung erst 1652
datiert ist, Es muß sich bei den beiden Gewehren also
um sehr frühe Exemplare dieser Gattung handeln. Bei
den Salzburger Pistolen wird Sigmund schon nicht mehr
alsvlnventorirmitangeführLdasSystem scheintfolglich
die zu betonende Bedeutung des Neuen verloren zu
haben.
Die Gesamtlänge der ganz geschäfteten Pistolen
beträgt 56 cm, während die Laufe bei einem Kaiibervon
12 mm 38 crn lang und etwa V1 achtkantig und dann
nach einem kurzen sechzehnseitigen Übergang rund
und mit gravierten Blüten verziert sind. Die gravierte
Signatur auf der Kammer lautet bei W 217: J. P. Clettl
Saltzburg, bei W 270: Jean PaullClettlSaltzburg, Aufder
linken Seite, vom Vorderschaft verdeckt, ist eine rohe
(BeSchau-CUMarke ohne lnnenzeichnung oder Buchsta-
ben eingeschlagen. die aber in ihrer Form faktisch iden-
tisch mit der herzförmigen Marke von Cornelius Klett
ist,"
Da wir bisher nur diese eine Markierung kennen, kann
man noch nicht eindeutig entscheiden, ob es sich wirk-
lich um eine Beschaumarke oder nur um eine werkstatt-
interne Bezeichnung der Klett handelt, Für letztere Ver-
4 Detail der Pistole W 270 aus Abbildung 1 mit geöffnetem
Abzugbügel
5 Blatt 3 aus einer Folge von sechs Blättern des Goldschmie-
des Johannes Thünkel. Rudolf Berliner und Gerhart Egger.
Ornamenlale Vorlageblätter. München 1981, Nr 1033 von
1661
6 Ornamentstich des Kupferstechers Johann Sibmacher. zwi-
schen 1600 und 1605. Rudolf Berliner und Gerhart Egger.
Ornamentale Vorlageblätter, München 1981, Nr. 821
7 Detail der Pistole W 270 aus Abbildung 1, Aufsicht auf die
Kammern mitden zwei Zylindern und aufdie Flügelschraube
aus Horn
Anmerkungen 11 -13
" EhemalssammlungFienwtck,TusccnArizcma,verkaultbeisothebys,
London, 19. 3. 1973. Nr. 60,
" H0", Feuerwaffen, Bd. 2, S. 271.
" Heer. 09. CiL, S. 630, Nr. 2226.
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