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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 128)

ioffen. Hinzu kam im Jahre 1867 noch eine be- 
onders reiche Ernte. Diese „Wunderernte" in 
Jngarn und in den Ländern am unteren Donau- 
auf bewirkte, daß man ietzt allgemein von den 
Lommenden sieben „fetten" Jahren sprach, die 
lie vorausgegangenen „mageren" ablösen wür- 
len. Die Folgen waren eine ständig wachsende 
'raduktion, ein „Wirtschaftswunder" mit einem 
ieuen Lebensstandard, Komfort und Wohlstand 
n den bürgerlichen Kreisen. Ähnlich wie in 
England erlangte schon die Gründergeneration 
les neuen Besitzbürgertums eine wirtschaftliche 
und kommerzielle Monopolstellung. Aus dem 
iürgerlichen Handwerker und Kaufmann, aus 
lem Kleinbürger der Biedermeierzeit, wurde 
ein selbstbewußter Graßbürger der Gründer- 
ehre, der sich mit zunehmender Industrialisie- 
ung und offizieller Anerkennung durch die 
Irone und dem alten Feudaladel schnell zu 
iinem „Geldadel" umwandelte, begleitet von 
iinem aus den bürgerlichen Vertretern der In- 
elligenz, der Wissenschaft und der Kunst sich 
ekrutierenden „Geistesadel". Für diese beiden 
äruppen des Bürgertums war der „Besitz" und 
lessen politische, wirtschaftliche und wissen- 
lO 
schaftliche Sicherung ein treibendes Prinzip. 
Diese industrielle Revolution mit ihren Devisen 
„Geld ist Macht" sowie „Wissen ist Macht" war 
das Ergebnis eines optimistischen Nützlichkeits- 
denkens und eines demokratischen Liberalismus, 
die sich gänzlich auf die Beherrschung der 
Materie und deren Gegebenheiten konzentrier- 
ten und Geld sowie Sachwissen als oberste 
Wertkategorien setzten. 
Von der Festung zur Weltstadt 
Bis zum Jahre 1857 war Wien mit seinen Ba- 
steien, Fortifikationen und Gräben eine der 
größten und bedeutendsten Festungsstödte Eu- 
ropas. Die Revolution vom Jahre 1848 hatte das 
Problem der Festung noch einmal in den Vorder- 
grund gerückt. Aber der rasche Sieg der kaiser- 
lichen Armee unter Fürst Windisch-Graetz über 
die Revolutionäre ließ die Bedeutung der Wölle 
und Basteien bereits fraglich erscheinen. Längst 
schon hatten die anderen Metropolen ihren 
mittelalterlichen Festungscharakter zugunsten 
neuer und prachtvoller Straßen aufgegeben. Der 
Schritt Kaiser Franz Josephs, den er mit dem 
Handschreiben vom 20. Dezember 1857 an- 
kündigte, war daher längst fällig. „Es ist 
Wille, daß die Erweiterung der inneren 
Wien mit Rücksicht auf eine entsprechende 
bindung derselben mit den Vorstädten 
möglichst in Angriff genommen und hiebei 
auf die Regulierung und Verschönerung m 
Residenz- und Reichshauptstadt Bedacht ge 
men werde. Zu diesem Ende bewillige icl 
Auflassung der Umwallung und der Fortifik 
der inneren Stadt sowie der Gräben um 
selbe." Das mit diesem kaiserlichen Handst 
ben initiierte städtebauliche Unternehmen 
als eines der größten Bauvorhaben des 19. 
hunderts angesehen werden. Die im Zug: 
Stadlerweiterung errichtete Ringstraße mi 
Kilometer Länge, 57 Meter Breite und 
Alleen wurde am 1. Mai 1865 nach Beendi 
der im März 1858 einsetzenden Abbruchsc 
ten feierlich eröffnet. Damit war der S 
zur Umwandlung in eine Großstadt VOllZl 
und der Entwicklung zur Weltstadt stand l 
mehr im Wege. 
Die wirtschaftliche und künstlerische Bedei 
dieses Unternehmens rief nicht nur die Arcl 
len und Baumeister auf den Plan, sondern
	        
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