quite .. ."9. Etwas verändert scheint sie
bereits in dem 1779 in Berlin erschienenen
Werk Pariser Coeffuren auf"). Die mehr
kulturgeschichtlich interessanten Begleit-
verse ä sie belinden sich auf der dem
Kupferstich gegenüberliegenden Seite -
lauten:
Ein Putz a 1a Minerv) gefällt mir ziemlich
wol
ich wünschte, dass beym weiblichen
Geschlechte
Er lange sich erhalten moechte.
Er ist einförmig nur, und edler Reize voll;
Doch, Phillis! Wenn er Eindruck machen
soll:
S0 muss die Weisheit ihn erheben
und ihm des Reizes Hoheit geben.
(blindgeprägte 8) bestätigen den stilistischen
Befund der Zusammengehörigkeit.
Ignaz Schurfried (Malernummer 87) und
Franz Mahlknecht (Malernummer 79) zeich-
nen als die ausführenden Porzellanmaler
dreier Coeffures: Schurfried für die Dar-
stellung der Cmque ä la Dragone (Abb. 9)
und des Clzapeuu ä In Carxe (Abb. 14),
Mahlknecht für die Darstellung der Bai-
(gneuse (Abb. 13), die ebenfalls auf den
Prototyp im Kupferstich zurückgeht (Abb.
11) und auch bei Ignaz Adel vorkommt
(Abb. 12).
Gegenüber dem Pariser Vorbild (Abb. 7)
wurde manches geändert, das Profil zum
Dreiviertelprofil umgewandelt usw., doch
ist die Herkunft unverkennbar. Die Unter-
schrift Caefure ä la Zllinmie er: 7777 zeigt an,
wann diese Frisur in Mode war.
Weitere Darstellungen derselben Cneffure
Finden sich bei Adel (Abb. 8) und zweimal
auf Porzellan (Abb. 9 und 10). Dem Kup-
ferstich der Gallerie am nächsten kommt
die Malerei im Spiegel der Untertasse
(Abb. 9) mit der Unterschrift Curque z} la
Dragoner. Völlig identisch mit dem Stich ist
die Wendung wie der Ausschnitt der Büste,
auch wenn die hochrechteckige Umrah-
mung weggeblieben ist und sich die Bc-
zeichnung nicht in Höhe des Federn-
schmucks wie beim Stich, sondern unter
der Malerei behndet. Die dekorativen De-
tails - Federn, Blüten, Schleifen, Riischcn
i sind gleich, sie erleben nur durch
die malerische Gestaltung geringe Um-
formungen. S0 wird etwa das Schuppen-
muster des Helms durch ein Gittermustcr
ersetzt.
Die Obertasse mit der gleichen Darstellung
(Abb. 10) hebt sich merklich ab, so ikono-
graphisch im Fehlen einzelner Details: der
Blumen am Stoffband um den Helm, der
Schleifen im Haar und am Ausschnitt. Auch
der stilistische Unterschied ist beträchtlich
und wird in der mehr summarischen Be-
handlung deutlich: das breite Rüschenband
ist durch großzügig gemalte Striche ersetzt.
Die Modellierung von Licht und Schatten
an Gesicht und Hals ist weniger nuanciert
als in der Malerei der Untertasse (Abb. 8).
Während letztere offensichtlich, wie wahr-
scheinlich auch die Coeffurcs bei Adel und
in Berlin, direkt auf den Originalkupferstich
zurückgeht, ist es nicht auszuschließen, daß
die Coeifure der Obertasse (Abb. lO) ihr
Vorbild bereits aus zweiter Hand bezieht,
womöglich vom Porzellanvorbild, was auf
die spätere Ergänzung eines Services hin-
weisen könnte. Die gleichen Stilmerkmalc
wie diese zuletzt genannte Coelfure weisen
auch noch zwei weitere auf: Die Coeßure d
[Äßinglaire (Brünn, Inv. 15414) sowie J 1a
miimde (Brünn, Inv. 1541 S). Auch das paläo-
graphische Merkmal des falsch angewand-
ten Accent circoniiexc über dem ä sowie
die Zeichen aufden Unterseiten der Objekte
Von diesen Porzellanmalern sind nur
wenige Daten bekannt. Schurfried Wird
um 1785 erwähntll, Mahlknecht schied
1812 aus der Porzellanmanufaktur ausll.
Für die zeitliche Einordnung der Malereien
ergeben sich daraus gewisse Anhaltspunkte,
die durch das Erscheinungsdatum der
ersten CQeHures-Stiche in Paris um 1778
ergänzt werden. Form und Dekor der
Tassen Weisen in die achtziger Jahre des
18. Jahrhunderts. In das Jahr 1786 datiert
ist außerdem eine Emailmalerei auf Milch-
glasß (Abb. 16), die als Vorlage ebenfalls
einen Kupferstich der Gallen": benutzt. Für
den Caram z} 1a Polonaise (Abb. 15) zeichnen
die an den Gallerie-Kupferstichen maß-
geblich beteiligten Künstler Le Clerc und
Voysard verantwortlich. Das Medaillon mit
der Emailmalcrei (Abb. 16) beschneidet die
ganzügurige Darstellung des Kupferstiches,
ansonsten wird das Motiv jedoch identisch,
wenn auch seitenverkehrt, wiedergegeben.
Das Glas ist auf der Unterseite datiert:
„Dieses Waren die vorzüglichsten Stücke
A0 1786". Die Zeilen Saderlets unter einem
Stich von Aveline le ieune nach Boucher
geben Aufschluß über das Inhaltliche dieser
Darstellung:
Uoiscau ä bonnes fortuncs
Touiours lc beau plumagc, et le joli
caquet
On fair fortune chcz les bellcs;
Et souvent il ne faut, pour brillcr aupräs
zfelles,
Qu'un märite de: Perroquet.
Porzellan- und Glasmaler benutzten, wie
aus den angeführten Beispielen hervorgeht,
zur selben Zeit das gleiche Vorlagenwerk 13;
claß dies durchaus keine Einzclcrscheinung
war, zeigen die Entwürfe Josef Lam-
prechts 14, die auf Porzellan und Glas über-
tragen wurden; dies beweist auch die Tätig-
keit mancher Künstler als Glas- und Por-
zellanrnaler, von denen Anton Kothgasser
wohl der berühmteste war. S0 liegt es
durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß
der Künstler der Emailmalerei auf dem
Milchglas auch als Porzellanmaler arbeitete.
Die Pariser Coelfures auf Wiener Porzellan
stellen nur eine kleine Auswahl aus den
Porzellanmalcreien dar, die die Gallerie de:
[Weder e! Caslurrlesfranzrai: in ihrer Bedeutung
für die damalige Zeit als Vorlagenwerk
allerersten Ranges bestätigen.
ANMERKUNGEN 9-14
V Villcrmont, Histoirc, S. 665. M.Klotz. (Scdankcn über
das Porlrät-Kosmmu . j, .Mcusa'l, Museum i'm
Künstler und m: Kuns gbhabcr. Mannhcim 1791, S. 35.:
Einig: sogar Wßlllfll als Venus. Minervz. Psyche
oder gar als Vrslnlin bei der Nachwelt prlngm . .
W Pariser CociTurn: y Pzuli. Berlin 1779. S. 27. Nicoln
Moufzng. All-Bcrlin in Porzellan. Berlin 1927. Tafcl 8.
Vorlage dieser gnnzfigurigcn Malereien war CbCnflllS die
Gzllerie des Modus et Cosxumes irznqais.
1' Folnesim-Braun. S. 219, Nr. 87: lgnzz Schurfried. um
1785, Bllnlmültr.
I1 Folnesics-Braun, S 219, Nr.79: Franz Mahlknechi, vor
1733 bis 1812. D nmaler. Tagebuch des Obcnnalers
Friedrich Reinhald (Manuskript im Ostcrr. Museum für
angrwandle Kllnsl): „x12 den 27smn Aprill hat der
Bundmahler Mzhlknerhr seine Entlasung gefordert."
u Katalog Auslellung von Gläsern des Klassizismus, (12!
Empirc- und Bicdcrmcicrzeit. Ösrzrrcichischcs Museum
für Kunst und Industrie. Wien 1922. Kai. Nr. 652.
14 Zum Vorlagcnwcrk der Wiznzr Porzcllanmanufaknxr
siehe Waltraud N:uwirlh, Die Wiener Porzcllanmanufak-
lur. in: Kcramos 44169, s. 637 s.
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