Es war ein typischer Ausdruck jener Zeit. Die Über-
windung des Zwanges, der in den Jahren des
nTausendjährigen Reichesu auf allen lastete,
Überwindung der Vergewaltigung des Menschen,
der Totalität kam hier zum Ausdruck. Der Wille zur
Freiheit, zu einem antiautoritären Denken brach
sich in diesen Formulierungen Bahn. Arnuif Rai-
ner, Oswald Oberhuber und vor allem Maria Lass-
nig schufen in jenen Jahren, wenn auch meist aus
anderen Voraussetzungen, ähnliche Arbeiten. Die
Voraussetzungen bei Braun, Kraus und Merwart
waren von Anfang an keine zerstdrenden, auf Verv
nichtung oder Überdeckung zielenden, sie waren
Ausdruck einer Befreiung und Lösung.
Ludwig Merwart, geb. 1913 in Wien und der Älteste
in dem Kreis, arbeitete am meisten mit Theo
Braun zusammen. Beide pflegten den intensivsten
Gedankenaustausch, und schließlich sind sich
diese beiden Künstler, bei Beibehaltung jedes ei-
genen Formenvokabulars, doch auch in ihrer Aus-
drucksweise am nächsten gekommen. Zu den drei
Malern, die sich schon auf der Akademie kennen-
gelernt hatten, stieß Margarethe Herzeie, eine ge-
bcrene Kärntnerin, wie Günther Kraus, mit dem
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10
e Ludwig Merwart bei der Her-
stellung einer seiner Graphi-
ken, Zurichtung des Platten-
vokabulars
10 Ludwig Merwart, tarbige Ei-
senätzung, 40 x 40 crn
11 Ludwig Merwart, farbige Ei-
senätzung, 60 x A0 cm
uueiwiiiuuiig uei Vergewaltigung uco iviwiiwwiwii.
der Totalität kam hier zum Ausdruck. Der Wille zur
Freiheit, zu einem antiautoritären Denken brach
sich in diesen Formulierungen Bahn. Arnulf Flai-
ner, Oswald Oberhuber und vor allem Maria Lass-
nig schufen in jenen Jahren, wenn auch meist aus
anderen Voraussetzungen. ähnliche Arbeiten. Die
Voraussetzungen bei Braun, Kraus und Merwart
waren von Anfang an keine zerstorenden, auf Ver-
nichtung oder Uberdeckung zielenden. sie waren
Ausdruck einer Befreiung und Losung.
Ludwig Merwart, geb. 1913 in Wien und der Älteste
in dem Kreis, arbeitete am meisten mit Theo
Braun zusammen. Beide pflegten den intensivsten
Gedankenaustausch, und schließlich sind sich
diese beiden Künstler. bei Beibehaltung jedes ei-
genen Formenvokabulars, doch auch in ihrer Aus-
drucksweise am nächsten gekommen. Zu den drei
Malern, die sich schon auf der Akademie kennen-
gelernt hatten, stieß Margarethe Herzele, eine ge-
borene Kärntnerin, wie Günther Kraus, mit dem
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sie verheiratet ist, die als Erzieherin in der
Schweiz tätig war und aus dieser Zeit die Ur-
sprünglichkeit und Poesie der Kinderzeichnung in
ihr Schaffen eingebracht hat. Etwas später gesell-
te sich noch Peter Baum, der, von seinem Lehrer
Joe Buttinger angeregt, zur Kunstausübung fand.
zur Guppe. Baum war stark von fernöstlichen Zei-
chenformen beeinflußt, Sengai und Zen spielten
in seiner Entwicklung eine gewisse Rolle.
Um das verbindende Ferment der Eisenätzung, je-
ner Technik. die alle fünf Künstler immer wieder
zusammenführte, entstand nun eine Anzahl von
Werken, die gewisse gemeinsame Züge aufwei-
sen, und auch Entwicklungen im Laufe der näch-
sten Jahre zeigten eine Gemeinsamkeit. die über
die einer arbeitstechnischen und einer ausstel-
lungsorganisatorischen hinausgeht. Da war vor
allem also eine allen gemeinsame informelle
Arbeitsphase. Bei Kraus äußerte sie sich bald in
Bildern, die eine Kombination von freien Formen.
den geometrischen Zeichen und Fotomontagen
vereinten. Wir konnten hier erstmals Pop-
Elemente auf unserer Kunstszene feststellen.
Auch die Herzele vereinigte oft verschiedene Stil-
richtungen in ihren Bildern. Sie, die Dichterin, von
der ersl vor kurzem im Verlag Carinthia, Klagen-
furt. der schdne Gedichtband nCarinthia Love
Songsri erschienen ist, bringt auch in ihrem male-
rischen und graphischen Werk viel Poesie ein. So
waren etwa die blauen Kunstharzbilder. die sie
1959 in Stockholm zeigte und die reine informelle
Malerei waren, sehr poetisch, Doch bald schweb-
ten in ihren Bildern vertraute Umrisse, Schatten,
Gesichter über den spontan gestalteten Hinter-
grund. Es lösten sich da und dort feste Begriffe,
vielleicht Erinnerungen, aus dem ungeordneten
Meer der Gefühle. Bei Peter Baum können wir we-
nige tachistische Äußerungen feststellen. Er be-