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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 172 und 173)

Es war ein typischer Ausdruck jener Zeit. Die Über- 
windung des Zwanges, der in den Jahren des 
nTausendjährigen Reichesu auf allen lastete, 
Überwindung der Vergewaltigung des Menschen, 
der Totalität kam hier zum Ausdruck. Der Wille zur 
Freiheit, zu einem antiautoritären Denken brach 
sich in diesen Formulierungen Bahn. Arnuif Rai- 
ner, Oswald Oberhuber und vor allem Maria Lass- 
nig schufen in jenen Jahren, wenn auch meist aus 
anderen Voraussetzungen, ähnliche Arbeiten. Die 
Voraussetzungen bei Braun, Kraus und Merwart 
waren von Anfang an keine zerstdrenden, auf Verv 
nichtung oder Überdeckung zielenden, sie waren 
Ausdruck einer Befreiung und Lösung. 
Ludwig Merwart, geb. 1913 in Wien und der Älteste 
in dem Kreis, arbeitete am meisten mit Theo 
Braun zusammen. Beide pflegten den intensivsten 
Gedankenaustausch, und schließlich sind sich 
diese beiden Künstler, bei Beibehaltung jedes ei- 
genen Formenvokabulars, doch auch in ihrer Aus- 
drucksweise am nächsten gekommen. Zu den drei 
Malern, die sich schon auf der Akademie kennen- 
gelernt hatten, stieß Margarethe Herzeie, eine ge- 
bcrene Kärntnerin, wie Günther Kraus, mit dem 
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10 
e Ludwig Merwart bei der Her- 
stellung einer seiner Graphi- 
ken, Zurichtung des Platten- 
vokabulars 
10 Ludwig Merwart, tarbige Ei- 
senätzung, 40 x 40 crn 
11 Ludwig Merwart, farbige Ei- 
senätzung, 60 x A0 cm 
 
uueiwiiiuuiig uei Vergewaltigung uco iviwiiwwiwii. 
der Totalität kam hier zum Ausdruck. Der Wille zur 
Freiheit, zu einem antiautoritären Denken brach 
sich in diesen Formulierungen Bahn. Arnulf Flai- 
ner, Oswald Oberhuber und vor allem Maria Lass- 
nig schufen in jenen Jahren, wenn auch meist aus 
anderen Voraussetzungen. ähnliche Arbeiten. Die 
Voraussetzungen bei Braun, Kraus und Merwart 
waren von Anfang an keine zerstorenden, auf Ver- 
nichtung oder Uberdeckung zielenden. sie waren 
Ausdruck einer Befreiung und Losung. 
Ludwig Merwart, geb. 1913 in Wien und der Älteste 
in dem Kreis, arbeitete am meisten mit Theo 
Braun zusammen. Beide pflegten den intensivsten 
Gedankenaustausch, und schließlich sind sich 
diese beiden Künstler. bei Beibehaltung jedes ei- 
genen Formenvokabulars, doch auch in ihrer Aus- 
drucksweise am nächsten gekommen. Zu den drei 
Malern, die sich schon auf der Akademie kennen- 
gelernt hatten, stieß Margarethe Herzele, eine ge- 
borene Kärntnerin, wie Günther Kraus, mit dem 
i 
sie verheiratet ist, die als Erzieherin in der 
Schweiz tätig war und aus dieser Zeit die Ur- 
sprünglichkeit und Poesie der Kinderzeichnung in 
ihr Schaffen eingebracht hat. Etwas später gesell- 
te sich noch Peter Baum, der, von seinem Lehrer 
Joe Buttinger angeregt, zur Kunstausübung fand. 
zur Guppe. Baum war stark von fernöstlichen Zei- 
chenformen beeinflußt, Sengai und Zen spielten 
in seiner Entwicklung eine gewisse Rolle. 
Um das verbindende Ferment der Eisenätzung, je- 
ner Technik. die alle fünf Künstler immer wieder 
zusammenführte, entstand nun eine Anzahl von 
Werken, die gewisse gemeinsame Züge aufwei- 
sen, und auch Entwicklungen im Laufe der näch- 
sten Jahre zeigten eine Gemeinsamkeit. die über 
die einer arbeitstechnischen und einer ausstel- 
lungsorganisatorischen hinausgeht. Da war vor 
allem also eine allen gemeinsame informelle 
Arbeitsphase. Bei Kraus äußerte sie sich bald in 
Bildern, die eine Kombination von freien Formen. 
den geometrischen Zeichen und Fotomontagen 
vereinten. Wir konnten hier erstmals Pop- 
Elemente auf unserer Kunstszene feststellen. 
Auch die Herzele vereinigte oft verschiedene Stil- 
richtungen in ihren Bildern. Sie, die Dichterin, von 
der ersl vor kurzem im Verlag Carinthia, Klagen- 
furt. der schdne Gedichtband nCarinthia Love 
Songsri erschienen ist, bringt auch in ihrem male- 
rischen und graphischen Werk viel Poesie ein. So 
waren etwa die blauen Kunstharzbilder. die sie 
1959 in Stockholm zeigte und die reine informelle 
Malerei waren, sehr poetisch, Doch bald schweb- 
ten in ihren Bildern vertraute Umrisse, Schatten, 
Gesichter über den spontan gestalteten Hinter- 
grund. Es lösten sich da und dort feste Begriffe, 
vielleicht Erinnerungen, aus dem ungeordneten 
Meer der Gefühle. Bei Peter Baum können wir we- 
nige tachistische Äußerungen feststellen. Er be-
	        
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