Bleiglasuren; nur beim Ofen der Sammlung
Miller von Aichholz vermute ich bei einzelnen
Kacheln die ersten Versuche der Verwendung
einer Glasur, welche durch Zusatz von Zinn
opak gemacht wurde.
Wenn ich mich darin nicht getäuscht habe,
gewinnt der Ofen noch mehr an Interesse, da er
dann das älteste Beispiel mit Zinn glasierter
Hafnerarbeiten ist. Dann wird auch die bis-
herige Behauptung der Keramiker nicht richtig
sein, Deutschland habe vor der Mitte des
„ XVI. Jahrhunderts das Zinnemail nicht herzu-
Kachel aus R-uris um Isvß stellen verstanden. Wenn Mathesius, der mit
S""'""""g D" Am" Figd" der Metallurgie, dem Hüttenwesen und anderen
industriellen Wissenschaften vertraute Pfarrer in seiner Bergpostille vom
Jahre I 562 das Zinnemail nicht anführt, wo er sich doch über die Bleiglasuren
der Töpfer eingehend ausspricht, ist wohl dies nie und nimmer ein Beweis, daß
die Verwendung der Zinnglasuren in deutschen Ländern damals noch unbe-
kannt war. In Italien war sie spätestens X450 kein Geheimnis mehr. Wenn die
Kenntnis der Herstellung nun nahezu hundert Jahre benötigt, um sich den
Nürnberger I-Iafnern in der Mitte des XVI. Jahrhunderts mitzuteilen, so ist
es eigentlich nur selbstverständlich, daß sie schon bald nach 1500 Eigentum
der Töpfer und I-Iafner unseres Hochlandes war.
Es frägt sich nunmehr, ob die Stadt I-Iallein auf ein älteres Hafner-
gewerbe zurücksehen kann und sich darin künstlerisch betätigen konnte?
Die bekannte Erscheinung, daß sich das Gewerbe der Töpfer und
Ofenhafner intensiver in Städten zweiten, als in solchen ersten Ranges
entwickelt, trifft auch hier zu.
Auf eine sehr alte keramische Industrie kann I-Iallein zurückblicken.
Reiche Tonlager befanden sich in der Nähe des unmittelbar gegen Südosten
an Hallein angrenzenden Dorfes Gamp. Das Dorf kam schon etwa 750 als
ein Geschenk des Herzogs Tassilo an das Salzburger Kloster, das spätere
Erzstift. Dort entstand auch die erste Sudhütte. Was das Hafnergewerbe in
Gamp betrifft, so geht dasselbe weit zurück, wie wir aus der I-Iafnerordnung
des Erzbischofes Johann Jakob entnehmen können. Das Siegel der Gamper
Hafnerzeche zeigt einen ungestielten Bergmannshammer.
Noch ältere Belege haben wir für das gleiche Gewerbe in Hallein. In
erster Linie ist es das gegen den Dürmberg zu gelegene I-Iafnertor. Dort
außerhalb der Stadt müssen größere Werkstätten gestanden sein. Eine von
diesen existiert heute noch; angelehnt an die alte Stadtmauer ist sie in ihren
Hauptteilen gut mehr als vierhundert Jahre alt. Die kleinen, zwischen mehr
als rneterbreiten Mauern eingekeilten Brennöfen machen diese alte Stätte
eines I-Iandwerkes besonders bemerkenswert. Daß in diesem I-Iause nicht
nur gewöhnliche Ware erzeugt wurde, beweisen die dort aufgefundenen