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Gruppe XV. Musikalische Instrumente.
m ganz bedeutender Schnelligkeit beim Niederdruck der Taste auf die
Saiten schlagen und die Vibration zu einer dauernden machen. Dieser
ganze Mechanismus hängt von einem Triebwerke ab, welches der Spie
ler durch ein Knieregister nach Belieben im Moment in Thätigkeit
setzen oder zur Ruhe bringen und durch einen Pedaltritt mit allen
Nuancirungen hinsichtlich der Stärke und Schwäche wirken lassen
kann. Das tremulirende Wesen des Tones hat unbedingt etwas Krank
haftes. Der Spieler vermag durch Anwendung des Pedals Crescendo
und Decrescendo hervorzubringen und bald durch kraftvolles Anwen
den der Claviermechanik bald durch Verwerthung des besonderen
Mechanismus für die Fortdauer des zitternden Tones Abwechselungen
zu schaffen. ö
4. G.Mola für Harmoniums, Pianos und Drehorgeln, letztere sogar
mit gekreuztem Saitensystem, ein Beweis, dass das St ein way'sehe
oystem vollständig populär geworden ist.
c. Das Anerkennungsdiplom:
Aymomno Giacinto Cav. in Turin für Pianos.
Spanien besitzt den trefflichen Fabrikanten Bernareggi in
Barcelona, dessen Leistungen recht beachtenswerth erscheinen. Der
selbe erhielt allein die
Fortschrittsmedaille.
Er wendet die Oberdämpfung mit Geschick an, wie sein kreuz-
saitiger Loncertflügel und sein kreuzsaitiger Stutzflügel bewiesen.
Audi sein Pianino war anerkennenswerth. Dieser Fabrikant
hatte auch schon 1862 in London und 1867 in Paris mit Erfolg ausgestellt.
Die Verdienstmedaille erhielt:
Caraye in Sevilla, ein hohes geradsaitiges Pianino.
A n e r k e n n u n g s d i p 1 o m e erhielten :
® oler m Saragossa für ein geradsaitiges Pianino; Marce-
fino Soler in Valadolid für ein Pianino Halboblique; J. Jorba in Bar-
cellona für Mechaniken für Pianos, die eine mit Ober-, die andere mit
U nterciämpfung.
i r ,ie SC c hWeiZ W!lr durch sehr gediegene und schöne Fabrikate
der Herren Sprecher und Hüni & Hübert in Zürich vertreten. Er-
sterer verdient in Etwas den Vorzug hinsichtlich der Grösse und Bieg
samkeit des Tones sowie hauptsächlich wegen der Anwendung des
neuen Systems. Da aber Hüni & Hübert noch mehr Arbeitskräfte
beschäftigen, so wurde eine Gleichstellung hinsichtlich der Auszeich-
nung beschlossen.
Section I. Tasteninstrumente. 633
Die „Fortsehrittsmedaille“ erhielten also die Firmen:
Sprecher & Butte in Zürich und Hüni & Hubert in Zürich.
Sprecher hatte einen kreuzsaitigen Stutzflügel und ein kreuzsaitiges
Pianino mit Unterdämpfung und einen Concertflügel mit englischer
Mechanik präsentirt. Hüni & Hübert aber hatten ausgestellt einen
grossen geradsaitigen Flügel nach Erard’schem Muster, ein halb
obliques Pianino mit eisernem Rast- und Stimmstock und ein Pia
nino oblique.
Hie Verdienstmedaille wurde
Trost in Zürich zuerkannt für ein geradsaitiges Pianino von
solider Arbeit.
Ein Anerkennungsdiplom erhielt:
Heinrich Escher in Zürich für ein kreuzsaitiges Pianino und
zwei geradsaitige Pianinos.
Amerika. Hinsichtlich der amerikanischen Abtheilung bedauerte
die Jury der Gruppe XV, dass die berühmte bahnbrechende Firma
Steinway & Söhne in Newyork, welcher die gesammte Clavierfabri-
kation soviel zu verdanken hat, nicht vertreten war, um so mehr, als
die Firma wiederum durch ein neues System die Aufmerksamkeit der
wissenschaftlichen Forschung in hohem Grade erregt. Ein vom Gra
fen Henkel v. Donnersmarck in Wien erworbener Flügel aus der
Steinway’sehen Fabrik ist nämlich durchweg mit solcher Saitenein-
theilung und Saitenlage construirt, dass auch das Stück Saite, welches
vor der Agraffe liegt und bei anderen Flügeln stumm bleibt, mit vibrirt,
wenn der Hammer die Saite in ihrem Grundtone erregt hat. Das Stück
vor der Agraffe ist nun auch nach dem Gesetz der Obertöne so lang,
dass in ihm die Octave des Grundtones erscheint und dadurch also
der erste Oberton wesentlich verstärkt wird, wodurch die Mitte und
der Discant des Flügels eine wunderbare Fülle erhalten. Wie ich
weiss, hat auch Helmholtz sich über diese neue Errungenschaft
ausserordentlich anerkennend ausgesprochen.
Diese äusserst sinnreiche und aus wissenschaftlichem Erkennen
hervorgegangene Construction ist Herrn Theo der Steinway zu dan
ken, welcher sich ganz besonders mit der praktischen Verwerthung der
II e 1 m h o 11 z ’ sehen Analysen beschäftigt. Man bedenke, wie man schon
früher im 17. Jahrhundert einen besonderen Saitenbezug, welcher um
eine Octave höher erklang als der Hauptbezug, im Flügelkasten an
brachte, um die Octave zu verstärken. Die stets eintretende Stimmungs
differenz zwischen dem Haupt- und Nebenbezug zerstörte aber immer
beim Spielen die Illusion, so dass jenes alte „Oetavlin“ nie zur rechten
Anerkennung in der Praxis kam. Wie herrlich kommt aber jetzt durch
den St ein way’sehen Mechanismus jenes Princip von dem Mittönen