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65 Tafel II aus dem Bimini-Katalog C
TECHNIK
Als Ausgangsmaterialien (Halbfabrikate) wurden hohle Glasröhrchen und massive
Glasstäbchen verwendet. Das Formen des gewünschten Gegenstandes geschah frei
vor der Flamme des Gasbrenners (früher der ölgespeisten Lampe, daher die Bezeich
nung „lampengeblasenes Glas“). Die Röhrchen oder Stäbe wurden durch Erhitzen,
Drehen, Ziehen, Biegen, Blasen, Anschmelzen von Teilen usw. in die gewünschte Form
gebracht. Jedes so entstandene Objekt war ein Unikat, da keinerlei Holz- oder Metall
form verwendet wurde.
Durch das freie Gestalten vor der Flamme ergab sich naturgemäß, daß die so entstan
denen Arbeiten keine Abschlags- oder Heftnarben aufweisen (im Gegensatz zu Glä
sern, die mit Hilfe der Glasmacherpfeife hergestellt wurden). Dadurch unterscheiden
sich etwa die „Bimini“-Gläser im „venetianischen Stil“ auch eindeutig von den venezia
nischen Gläsern des 16. Jahrhunderts, auch wenn sie exakt nach deren Vorbild gestal
tet worden sein sollten.
Auf einem alten Werkstattphoto sitzen die „Bimini“-Glasbläser an langen Tischen
(Abb. 64), vor sich den Gasbrenner und Glas in allen Stadien der Herstellung: Halbfa
brikate im ursprünglichen Zustand, bereits vorgeformte Stäbe und Röhren, fertige Va
sen, Leuchter und Tiere. Manche Modelle sind eindeutig identifizierbar, wie die leuch
terförmige Vase mit Fischköpfen (Abb. 68, 69), die Vase „Venus“ (Abb. 66), Elefanten
(Abb. 68) u. a. m. Ein Detail zeigt uns einen der Glasbläser, der offenbar gerade eine
komplizierte Vase formt (Abb. 66). August Duffek, der auf dem Photo zu sehen ist, war
der älteste Mitarbeiter „Biminis“ und auf das Formen von Vasen spezialisiert. Hinter
ihm ist das Modell „Kreon“ (Abb. 66, auch Abb. 65 links) deutlich erkennbar. In der
1930 erschienenen Publikation von Rochowanski sehen wir ebenfalls einen „Bimini“-
Mitarbeiter an der Arbeit (Abb. 74).
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