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Als die eigentliche Heimat unserer Darstellungen in den Werken der
Malerei und auf den Erzeugnissen des Kunstgewerbes müssen wir die oberen
Rheinlande ansehen, also den Breisgau und Sundgau, Elsaß-Lothringen,
Baden, Württemberg, Hessen mit den diesen Ländern inliegenden geistlichen
Gebieten von Straßburg-Land, Speyer und Basel-Land sowie die reichs-
städtischen Gebiete von Straßburg, Mühlhausen, Münster, Kolmar, Metz
und Basel. Abgesehen vom Antependium in Göß, welches wir übrigens nur
als Übergangsglied kennen gelernt haben, leiten sämtliche Darstellungen
ihre Herkunft aus der oberen Rheingegend. Die Plakette der Sammlung
Figdor stammt aus Lothringen, das gestickte Handtuch Hefner-Altenecks
aus Bingen am Rhein. Das
schöne Antependium aus
dem Besitz des Grafen Kuno
Üxküll von Gyllenband in
Kannstatt (heute inAmerika),
kam aus dem Kloster Sankt
Ottilienberg im Elsaß. Eine
weitere Stickerei ähnlichen
Charakters befindet sich in
Gelnhausen, dasselbe Sujet
in Mühlhausen, an einem
Chorgestühl des Münsters zu
Konstanz, im Dominikaner-
brevier von Kolmar. Daß
schließlich in der allgemeinen
poetischen Literatur der-
selben Zeit und desselben
Landes, dieselbe Quelle floß
und die gleiche symbolische
Sprache gesprochen wurde, Rückseite eiläljstllltxflxaäerl yYZi-Krellllllitäi; Schongauer.
wie in den Gebieten der
Kunst, geht daraus hervor, daß Konrads von Würzburg „Goldene Schmiede"
im Kloster zu Freiburg entstanden ist.
Auch die Malerei beteiligt sich an der oberrheinischen Heimat der
mystischen Jagd mit dem einzig bekannten bedeutenderen Werk. Es ist dies
die Martin Schongauer zugeschriebene Passion im Museum von Unterlinden
zu Kolmar. Auf der Rückseite der beiden Altartafeln mit dem Einzug Christi
in Jerusalem und dem Abendmahl hat der Künstler uns ein Bild der mystischen
Jagd entworfen. Die Anordnung der Figuren und der lauretanischen Embleme
entspricht den uns bereits bekannten Darstellungen. Die Bibliothek zu
Weimar besitzt gleichfalls ein Bild der Einhornjagd, welches dem aus-
gehenden XV. Jahrhundert und der rheinischen Schule angehört. Es ist in
mancher Beziehung interessant. Beim Fell kniet Gideon, die seligste Jung-
frau anbetend, auf dem Altar mit den Stäben der vom Bischof Abiathar für
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