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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 3

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hinauf ist noch keine Seuche gelangt. Da oben heilt jede Krankheit. Es ist das Paradies, 
besonders für die Kinder. 
Am Pfingstmontag aber gehörte der Schwabenberg dem ganzen Volke. Als hätte 
die ganze Stadt sich ans die Beine gemacht, so wälzten sich schon mit Tagesanbruch die 
unterhaltnngslustigen Scharen die Bergpfade hinan: Gesangsvereine, Zünfte, Körper 
schaften, Schulen mit ihren Fahnen, unter Gesang und Trommelwirbel; der flotte Stutzer 
tanzt, die Guitarre umgehängt, im Walzertakt vor seiner Herzliebsten her; der vicrschcötige 
Altbürger dringt empor, den Kulacs (hölzerne Feldflasche) am Halse baumelnd, den 
„Zöger" voll von guten Bissen am Arme der Ehehälfte, die beiden Jüngsten in ein 
Kinderwägelchen gepackt, das vorne der größere Junge zieht und hinten das möchten lein 
schiebt; Mädchen im Backfischalter, das Gesicht von Bergluft geröthet, ziehen des Weges; 
Cavaliere" im Cylindcrhnt, das Shawltuch ihrer Damen über den Arm; nervige 
Arbeitsleute, ein Fäßlein Bier an der Stange über den Schultern; stramme „Bakas" 
(Infanteristen) in Begleitung ihrer rothbackigen Köchinnen. Am Wege steht ein ein 
schichtiger Zigeuner und begrüßt die emporklimmendcn Karavanen mit dem Klapkamarsch 
oder der Schneider Fanny-Polka, die er ihnen auf seiner Solotrompete entgegenbläst. 
Die ankommenden Gruppen suchen nicht Dach und Fach, nicht Haus, noch Schenke, 
sondern den Schatten von Baum und Strauch. Dort pflanzen sie den Kessel ans, suchen 
dürres Reisig, machen Feuer an und kochen sich ihr paprieirtes Gulyäs, neben dem das 
Füßchen angeschlagen steht. Schöne Mädchen streichen umher und pflücken Blumen, denn 
Wald und Feld stehen just in vollster Blüte; sie binden große „Buschen" und kehren 
alle mit bekränztem Kopfe zurück. Ausgelesene Zeitungen dienen als Tischtücher, ans 
denen die Hauswirthinnen den Schatz ihrer Mahlzeit auslegen, llm die Lebkuchenzelte 
her drängt sich die Kinderschar; verliebte Burschen kaufen ihren Auserwählten bunt- 
vcrzierte Herzen. Ter „Gottschewer" geht mit dem Pommeranzenkorbe nicht vergeblich 
um, und auch der Slovake nicht, der die krummen Stecken feil hat und die Taschenmesser 
mit verzierten Holzstielen. Hier werden kriegerische Lieder gesungen, dort wird „Fanget's" 
gespielt, an den Büschen flattern Damenhüte, bunte Tücher. Und zwischendurch üben an 
die fünfzig Drehorgeln ihre harmonische Kunst um die Wette mit sechs Zigeunerbanden 
und der trompeten- und paukengewaltigen Bauernkapelle der Bndakeßer Schwaben, so 
viele Stimmen, so viele verschiedene Weisen, und all das zugleich und durcheinander, ein 
Concert, das jedes anderweitig bekannt gewordene Musikvergnügen weitaus übertrifft. 
Die untergehende Sonne bescheint auf dem Schwabenberg an die vierzigtansend tanzende, 
jauchzende, umhertollende Menschen. Der grüne Rasen ist vom heftigen Polka- und 
Csärdästanzen schon zu förmlichen Dreschtennen niedergetreten. Der Sternwirth bedient 
bereits mit Kind und Kegel und hat doch nicht Hände genug. Dort ist ja das Eldorado
	        
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