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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 4

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Plattensee hinabsteigt und dessen Sandufer mit Reben vollpflanzt. So kann die Weinrebe 
im Comitatswappen nicht verdorren. 
Unter den vielen regnlirten Wässerchen ist die Rinya das stattlichste. Ihre Neben- 
flnthungen machen die Heuernten überaus üppig. Der Almasbach geht schon von Szigetvar 
aus, mit dem kleinen Okor vereint, nach Baranya hinüber. Kapos und Koppany dagegen 
entfliehen dem Elternhause einzeln, um in der Fremde znsammenzutreffen. Quellen und 
Bäche überall, wenn auch nicht Hippokrene und Kastalia. Übrigens hat jener Spottvers: 
„Doch an Wissen wird dir wenig zugemessen" nicht so ganz Recht. Drei Dörfchen 
bei Szigetvar bewahren die Spuren dreier berühmter Väter des Protestantismus. In 
Horsi wohnte Peter Melius, der erste ungarische Religionspolemiker und Botaniker, in 
Sztara der Sänger Michael Sztärai, in Kälmancseh, das sogar die kurze Blüthe 
einer Hochschule sah, der gelehrte Martin Kalmancsehi-Santa. Weiteroben in Nag y- 
Bajom stand die Wiege des Dichters Benedikt Viräg und steht noch in Trümmern das 
Haus des Dichters Adam Horvath. Noch nördlicher, in Särd, schlug Lazarus Somssich 
Horazens Leier und weiterhin, zu Nikla, that Berzsenyi weit genialer dasselbe. Damals 
sangen die Dichter noch in Hainen, jeder in seinem Singvogelnest. Nur Csokonai hatte 
keines; er durchtrillerte ganz Somogy, quer durch die freie Luft flatternd wie die Lerche, 
ein fahrender Spielmann aus alter Zeit. Sein komisches Epos: „Dorothea" spielt 
in Somogy und bekannte Figuren aus der Somogyer Gesellschaft von damals 
kommen darin vor. 
Aus „Dorothea" ersehen wir, wie lustig es damals in den Ballsälen von Kaposvär 
herging, und ohne Zweifel auch in den adeligen „Kastellen". Das wahre Leben freilich 
suchen wir anderswo: zu Kethely, im Kreise des Grafen Josef Hnnyady, zu Marczali 
und Somogyvar, am Hofe des Obergespans Grafen Franz Szechenyi, zu Csnrgö 
in der geschlossenen Gelehrtengesellschaft des Grafen Georg Festetits, im Somssich'schen 
Schlosse zu Särd und im Hause Stefan Sarközy's zu Nagy-Bajom. „Graf Josef 
Hnnyady" — schrieb Paul Somssich — „suchte die gebildeten Landwirthe des Aus 
landes auf, zog sie in das Comitat herein, richtete mit ihrer Hilfe seine Wirthschaft 
rationell ein und stellte dadurch uachahmenswerthe Beispiele für seine Landsleute auf". 
„Graf Franz Szechenyi" — schreibt er weiter — „berief Jünglinge, bei denen er einen 
hochstrebenden Sinn wahrnahm, ohne Unterschied des Ranges und der Geburt an seinen 
Hof, um sie dort mit den Sitten der höheren und gebildeteren Kreise vertraut zu machen. 
Nikolaus Somssich, der treffliche Rechtsgelehrte Josef Bodonyi, die Tallinns, Kaspar 
Stefaits, Paul Bezeredj, Josef Szalay, Ignaz Lanthus, Franz Kozma und Andere wurden 
an Franz Szöchenyi's Hofe ausgebildet." Außerdem waren Schloß Somssich in Särd und 
das Haus Stefan Sörközy's in Nagy-Bajom ständige Brennpunkte des Gemeingeistech
	        
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