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Ringmauer, während es im XVII. Jahrhundert fast ganz verkam. Aber trotzdem hatte e-o
Einwohner, wofür der Umstand spricht, daß es bei der Kontribution im Jahre 1690
100 Metzen Getreide und drei Stück Schlachtvieh zur Verpflegung des Militärs beizu-
stenern hatte.
Die znsammengeschmvlzene Bevölkerung mußte sowohl in Kalocsa, wie auch in
manchen Nachbargemeinden durch Besiedlung ergänzt werden. Die Ansiedler wurden
meist ans Dalmatien geholt. Da sie aber hier schon magyarische Bewohner vorsanden,
magyarisirten auch sie sich und unterscheiden sich dermalen weder in Sprache, noch in
Tracht oder Sitten vom urwüchsigen Magyarenthum. Sie wissen nicht einmal, daß ihre
Väter anderen Ursprunges waren. Stur die Gemeinde Dnsnok verblieb zum Theil
dalmatinisch.
Die Dörfer und Gemeinden verdienen in mancher Hinsicht Beachtung. Bogyiszlö
liegt auf der Insel zwischen altem und neuem Donauarm von dichter Waldung umgeben,
im Winter oft Monate lang von der Welt abgeschnitten. Hajos, ehemals Wohnsitz der
Erzbischöfe von Kalocsa, ist heute erzbischöflicher Lnstsitz. Duna-Pataj ist eine wohlhabende
ungarische Stadt mit schöner, unternehmungslustiger, politisch reifer und lernbegieriger
Bevölkerung. Foktö verdient besondere Erwähnung. Seine Einwohner treiben zumeist
Gartenbau. Sie bestellen ihre Äcker nicht mit Weizen, sondern mit Gemüse, namentlich
mit Zwiebeln, Kraut, Paprika, gelben Rüben. Diese Prodnete trügt das Volk selbst bis
auf große Entfernungen zum Verkauf umher. Auf allen Märkten von Budapest, Waitzen,
Keeskemet, Veszprim, MohLcs u. s. w. findet man die Leute von Foktö.
Hauptort der Gegend ist Kalocsa, mit 16.000 Einwohnern. Es ist der Sitz eines
Erzbisthums und verdankt seinen Erzbischöfen, unter denen uns hervorragende Gestalten
der Landesgeschichte begegnen, seine Culturanstalten und stattlicheren Gebäude. Obzwar
wiederholt zerstört, blieb es doch fortwährend der Mittelpunkt des Culturfortschrittes einer
ansehnlichen Landschaft, und ist dies auch hentigestags. Seine Schulen stehen unter den
Lehr- und Erziehungsanstalten Ungarns an hervorragender Stelle. Das Priesterseminar
befähigt jährlich 30 bis 40 Zöglinge für den geistlichen Beruf. Gymnasium und Conviet,
1860 durch Erzbischof Kunszt gegründet, gehören zu den besten Erziehungsanstalten des
Landes. Es finden daselbst 160 Jünglinge Wohnung und Verpflegung, darunter solche
ans den ersten Familien Ungarns. Das Institut steht unter der Leitung der U. U. Jesuiten
und ist mit allen Lehrmitteln reich ansgestattet. Und von noch unmittelbarerem Einflüsse
auf die Volksbildung ist die Stadt durch die daselbst errichtete Lehrerbildungsanstalt und
das Kloster der nach unserer lieben Frau benannten Schulschwestern, welches mit einer
Erziehungsanstalt für Elementar- und Bürgerschullehrerinnen und einer Kleinkinderbewahr
anstalt verbunden ist.