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Eine eigenthümliche Physiognomie hat die Sandplatte, welche, Nylrseg genannt, die
Theiß in weitem Bogen umkreist. Abwechselnde Formen sucht man dort vergebens. Man
möge von Nagy-Karoly oder von Debreezin oder von Tokaj oder aus dem Szamosköz in
das Szabolcser Komitat wandern, der Weg führt in allen diesen Richtungen am Fuße
meistens öder Sanddünen dahin oder über dieselben hinweg. Während wir den Abhang
eines vor uns liegenden Sandhügels hinaufsteigen, hoffen wir vom Gipfel desselben eine
freie, freundlichere Aussicht zu gewinnen; wir überschreiten einen Hügel nach dem andern,
und ob wir rechts oder links oder gerade aus Hinschauen, überall sehen wir blos dieselben
wellenförmigen Dünen, alle haben die gleiche Gestalt, als wenn ein stets wogendes Sand
meer plötzlich erstarrt wäre. Hier und da sind die Anhöhen mit dünn zerstreuten Wald
bäumen oder mit verkrüppeltem Gesträuch bedeckt, doch die Landschaft behält überall dieselbe
öde, langweilige Einförmigkeit. In der That, es gibt in diesem weiten Lande kaum eine
tristere Gegend als der Landstrich Nylrseg. Dennoch hat auch dieser einige freundlichere
Partien, die Auen von Nylrbator, die Wälder von Gyula, Fejertö, Bakta, Käräsz und
Mändok erfreuen den Wanderer mit ihren malerischen Partien und die näher und weiter
entfernte Umgegend steigert noch den freundlichen Eindruck derselben.
Die Theiß meidet den sandigen Landstrich und umkreist denselben, aber in den
Einsenkungen zwischen den Sandhügeln gibt es mehrere Tümpel und Teiche, die zum
Theil mit Rohr und Binsen bedeckt sind; sie haben keinen Abfluß. Ans den Anhöhen und
Abhängen finden wir hier und da fruchtbare Äcker, in den wasserlosen Einsenkungen
grünende Wiesen, in der Nähe der Ortschaften gibt es oft auch Weinberge und am Fuße
derselben Obstgärten. Aber die großen Waldungen, welche einst den größten Theil des
Landstriches bedeckt haben, sind längst verschwunden, man sieht nur noch einzelne Fetzen
derselben und die Birke, von welcher der Landstrich den Namen erhielt (Nylrseg heißt
soviel als Birkenland), wurde von der Akazie verdrängt.
Die ebensten und horizontalsten Landstriche des Alföld erstrecken sich von Szoboszlö
und ^.erecske südwärts bis zum Marosthal. Das ist die große Landfläche, in welcher der
Berettyö, die schnelle, schwarze und weiße Körös unschlüssig hin und her irrend dahin
schleichen. Dort sind die großen Riede (Kothwiesen, Särretek) des Berettyö und der
Körös, dort haben die Theiß und ihre Nebenflüsse die größten Jnnndationsgebiete. Die
Oberfläche des Gebietes der Komitate Csanäd und Bekes und des westlichen Theiles von
Bihar ist in der That so eben wie der Meeresspiegel, auf der weiten Ebene ragen blos
einzelne kleine Hügel empor, theils einzeln, theils paarweise, theils in Gruppen oder auch
in länglichen Reihen geordnet. Fast jeder Hügel hat einen besonderen Namen, manchmal
werden sie im Allgemeinen Teufelshügel, Tatarenhügel oder Türkenhügel genannt.
Man glaubte ehemals, daß sie ihr Dasein dem Menschen zu verdanken haben, daß sie