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Aber es wechseln außerordentlich trockene Jahre mit sehr nassen Jahren ab; zuweilen ist
die Dürre so groß, daß die Gräser und Sträucher ausdorren und eine Mißernte eintritt;
eine solche Dürre herrschte im Jahre 1863. In anderen Jahren ist es wieder die zu große
Feuchtigkeit, welche die Saaten zu Grunde richtet; die Flüsse treten aus und überfluten
unabsehbar weite Flächen, das Grundwasser füllt die Keller auch in großer Entfernung
von den Flüssen und bildet ausgedehnte Sümpfe mitten in den Feldern; oft verdirbt das
Grundwasser auch die Obstbäume; in den jüngst verflossenen nassen Jahren sind sogar an
manchen Orten die Akazienbäume abgestorben.
Die Flora des Alföld trägt von Palänka bis Mnnkacs im Ganzen genommen
denselben Typus, sie erinnert an den Orient, die meisten Gewächse wanderten aus den
orientalischen Steppen ein. Ärpäd und die übrigen Heerführer der Magyaren konnten in
den Fluren von Alpar und in den Sandsteppen dieselben Gewächse wieder erkennen, die
sie in der alten Heimat gekannt hatten. Ein hervortretender Charakterzug der Sandsteppen
ist die Waldlosigkeit. Dennoch ist die Flora des Alföld durchaus nicht arm zu nennen, es
gibt zwar wenige nicht ureinheimische Arten, aber die Natur hat aus den verschiedenen
benachbarten Gegenden diejenigen herausgewählt, die sich dem Boden und Klima des
Alföld am besten anzuschmiegen imstande waren und auch der Mensch trug wesentlich zur
Bereicherung der Gewächse bei. Man hat nicht nur die verschiedenen Getreidearten, den
Mais, die Erdäpfel, die Gemüse und allerlei Futterarten acclimatisirt, sondern auch die
verschiedenen Obstbäume, die Pappel, den Maulbeerbaum, die Akazie. Nach und nach
gelingt es auch, die kahlen Sandrücken zu binden und mit Waldbäumen zu bepflanzen.
Die Pflanzendecke der trockenen Sandsteppen ist sehr verschieden von derjenigen,
womit die Natur die feuchten Riede, die Ufer der süßen und salzigen Seen, die Sümpfe
und Moore bekleidet. Die Moore nehmen im Alföld einen großen Raum ein, es sind ohne
Ausnahme Niedermoore, verschiedene Wasserpflanzen, Rohr, Binsen, Seggen und
mancherlei Gräser, namentlich ^grostis stoloniksi-n bedecken sie; man findet in ihnen
auch brennbaren Torf, aber die Einwohner benützen denselben nur in geringen: Maße;
lieber bedienen sie sich des trockenen Düngers und Strohes, wenn sie kein Holz haben.
Die im Lande lebenden Süugethiere und Vögel kommen meistens auch im Alföld
vor; besonders nehmen viele Wandervögel ihren Weg über die Tiefebene und halten sich
hier kürzere oder längere Zeit auf. Namentlich aber sind die einheimischen und wandernden
Sumpf- und Schwimmvögel sehr häufig: Kraniche, Reiher, Taucher, Schnepfen, Blaß
enten, Kormorane, wilde Gänse, u. s. w. Aber vor Allem sind der Storch, der Kranich
und die Trappe charakteristische Vögel des Alföld; der auf einem Fuße stehende Storch,
der Ziehbrunnen und die Heideschenke fehlen auf keinem Landschaftsbilde des Alföld; diese
Gegenstände sind so charakteristisch wie das Reihergras (ungarisch ärvalaai^lloj, das