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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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an deren Busen sie eilt. Die Körös durchschneidet die Stadt, wie die Donau Budapest, 
und trägt wohl keine Dampfschiffe, doch Flöße auf ihrem Rücken; ehedem wurde sie auch 
von Fischerbarken befahren, welche die schmackhaftesten Fische der Theiß nach Groß- 
Wardein brachten. Auch die Körös selbst hat ein Nebenflüßchen, und zwar mit warmem 
Wasser, nämlich den Pecze (mit altungarischem Namen llövfö das heißt warmes Wasser), 
der ehemals innerhalb der Stadt mündete, jetzt aber unterhalb derselben verläuft. Dieser 
warme Bach war ehemals nicht nur wegen seiner Heilkraft, sondern auch als Schutzwehr 
wichtig. Die Halbinsel nämlich, welche der Zusammenfluß der Körös Md des Pecze 
gebildet hat und in deren Umkreis der letztere auch im Winter das Wasser nicht gefrieren 
ließ, war gleichsam eine natürliche Veste, welche dem Verfolgten oft genug Zuflucht bot. 
Im Gebiet und in der Nähe von Groß-Wardein finden sich hänfig schon die Spuren 
des Urmenschen: Geräthe, Waffen und Gefäße aus Thon, Knochen, Stein und Bronze. 
Doch fehlte es dem Orte, wo die Thäler und Flüsse sich treffen, wo die Berge sich in die 
Ebene verlieren und die Factoren für den Lebensunterhalt, ja für Bequemlichkeit und 
Schutz des Menschen so reichlich vorhanden sind, auch nicht an den Bedingungen für 
eine weitere Entwicklung. 
Die nordwestliche Linie des römischen Zimes vnoiens« zog sich bis gegen Groß- 
Wardein hin, und hier, vermuthlich auf der Halbinsel zwischen Körös und Pecze, mag ein 
dem benachbarten Resculnm (heute Sebesvaralja) ähnliches Castrum gestanden haben. 
Dafür sprechen die Richtung der natürlichen Grenzen und zwei römische Jnschriftsteine, 
die in den warmen Bädern von Groß-Wardein gefunden wurden. 
Der vom Alföld gegen Groß-Wardein hinziehende, sogenannte Teufelsgraben, sowie 
die bei der Gemeinde Bihar vorhandene Wallburg sind schon Werke der Völkerwanderungs 
zeit, durch die Avaren oder vielleicht durch die magyarischen Eroberer des Landes errichtet. 
Sicher ist, daß die Magyaren hier, ebenso wie bei Altofen, nur mehr Ruinen, die Stätte 
einer Festung vorfanden. Dafür spricht schon der Name „Värad", der das Terrain einer 
Festung bezeichnet; mit diesem Namen wurden alle jene Stätten bezeichnet, auf denen einst 
Festungen standen. 
Unsere geschichtlichen Quellen lassen selbst noch zur Zeit Ladislaus des Heiligen 
die Stätte Groß-Wardeins als Einöde erscheinen, wo der heilige König jagt und auf der 
Jagd den Entschluß faßt, daselbst eine Stadt zu gründen. 
Das Christenthum hatte zur Zeit Ladislaus des Heiligen im Osten Ungarns, also 
auch in der Gegend von Groß-Wardein noch nicht völlig Wurzel gefaßt. Ladislaus 
erbaute also auf der erwähnten Halbinsel zwischen Körös und Pecze, auf dem Boden der 
jetzigen Festung, ein Münster, das er zum Bischofssitz machte. Zum Schutze des Münsters 
beorderte er Bewaffnete, zu seinem Dienste Dienstmannen und Handwerker. Aus diesen
	        
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