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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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schon aus ihrem Namen hervorgeht; ferner das Hospital, das den greisen oder verarmten 
Bürgern der Stadt Zuflucht bot, endlich jene Heilanstalt, welche als St. Ladislans-Bad 
sowohl für die wohlhabende als mittellose Masse bestand. 
Doch hat es Groß-Wardein auch an bösen, ja verhängnißvollen Tagen nicht gefehlt. 
Das Värader Bisthum hatte von seinem Begründer auch die Liebe zum Vaterland 
geerbt und die heilige Pflicht es zu verteidigen. Die Varader Bischöfe waren zugleich 
Bannerherren und Erb-Obergespäne des Biharer Eomitats. Sie besoldeten Truppen und 
befehligten sie in der Schlacht. 
Värad war schon zu Anfang des Xltl. Jahrhunderts eine starke Festung, der 
Schntzwall Oberungarns, das Thor Siebenbürgens, an dem sich oftmals die Macht 
des Feindes brach; die Stadt freilich ging dabei fast immer in Flammen auf. Im 
Jahre 1881 entdeckte man zufällig unter der Erde die Grundmauern der alten Domkirche 
der Festung und in nächster Nähe der Mauern fand sich eine ganze schichte gebrannter 
Erde mit menschlichen Knochen gemischt. Diese Erscheinung finden wir erklärt im „Klage 
lied" (sirolliras ärwü) des Värader Domherrn Nogerius, das uns berichtet, wie die 
Tataren 1241 Värad eingenommen und die Domkirche sammt den Frauen und Kindern, 
die in ihr Schutz gesucht, verbrannt haben. Mehr Glück hatte Värad im Jahre 1474, als 
die Türken mit blutigen Köpfen von seinen Wällen abzogen, und auch 1514, als die 
aufständischen Bauern Georg Dözsas wenigstens der Festung nichts anznhaben vermochten. 
Das staatsmännische Genie Frater Georgs (Martinuzzi), Bischofs von Värad und 
Ministers des Königs Johann, verlieh der Stadt eine europäische Wichtigkeit. Dort hielt 
der König Hof, dorthin gingen die Gesandten des Auslandes, dort wurde der Värader 
(Groß-Wardeiner) Friede geschlossen, der den Thron des letzten nationalen Ungarkönigs 
sicherte. 
Nach der Lostrennung Siebenbürgens wurde Värad, als Grenzfestung, der Eris 
apfel zwischen drei Nachbarmächten, die sich drei Jahrhunderte lang um seinen Besitz 
stritten. In der kurzen Frist eines halben Jahrhunderts hielt es drei schwere Belagerungen 
aus (1557, 1598 und 1604), wobei seine Kirchen und öffentlichen Gebäude verheert und 
seine wissenschaftlichen und künstlerischen Schätze zerstreut wurden, so daß sie jetzt überall 
eher zu finden sind als an ihrer ursprünglichen Stelle. Die Gründung Ladislaus des 
Heiligen, das Värader Bisthnm, war selbst nicht mehr vorhanden. 
Die Partei der Königin Jsabella, als Erbin des nationalen Kvnigthums, verband 
sich mit der Reformation gegen König Ferdinand. Ein Reichstagsbeschluß hob das Bisthum 
auf und confiscirte die bischöflichen Güter zu Gunsten der Staatskasse. Groß-Wardein 
war bestrebt, sich diese neue Wendung zu Nutze zu machen, denn es sah die Gelegenheit 
gekommen, wo es Freistadt werden konnte. Es bat also die Königin um die Erlaubnis;,
	        
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