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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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unterrichten einander, wie man am besten und wirksamsten fremde Kühe verzaubere. 
Auf die Berathungen folgt ein Hexensabbat!,, da die Hexen mit den Teufeln tanzen und 
sich unterhalten. Zu diesen Hauptversammlungen kommen die Hexen auf Pferden heran 
geritten, welche in Form und Farbe angebrannten Schürstöcken, Besen oder Schaufeln 
gleichen, da diese ihre Pferde bei Tage eben jene Geräthschaften sind, -vie Pferde der 
Teufel, denn auch diese kommen zu Pferde, sind pechschwarz und unterscheiden sich von 
gewöhnlichen Pferden nur dadurch, daß sie weder Mähnen, noch schwänze haben. Die 
Begrüßung beim Kommen und Gehen besteht in einem Kusse, und diese Küsse sind e,> 
eben, wovon die Hexen so häßlich werden. 
Die Hexen beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Lammeln der ihnen nvthigen 
Kräuter aus den Weideplätzen, Feldrainen und Feldern. Es sind dies Kräuter, wie: die 
Glockenblume, der wilde Polei, der gelbe Hahnenfuß, der Wegwart, der wilde Thymian, 
das Hufkraut. Während sie die Kräuter sammeln, wiederholen sie unaufhörlich: „Sch 
sammle den Nutzen, doch nicht den ganzen." Diese Kräuter kochen sie, und mit ihrer Hilfe 
entziehen sie allen Kühen, welche an diesen Stellen weiden, die Milch. Wer die Hexen 
sehen will, der muß am Tage vor dem heiligen Adalbertstag vor Sonnenaufgang sich an 
jene Orte begeben, wo das Vieh auf die Weide getrieben wird, und er wird gewiß dort 
irgend welche Weiber zu sehen bekommen. Besonders am Charfreitäg eilt jede Hexe 
vor Sonnenaufgang auf die Weideplätze, um Kräuter zu sammeln. Um zu erfahren, welche 
Weiber im Dorfe Zauberinnen oder Hexen sind, gibt es verschiedene Mittel; man kann 
sogar durch Anwendung eines entsprechenden Mittels eine Hexe dazu zwingen, sich im 
Hanse des Beschädigten zu stellen. Die Kühe der Hexen haben natürlich einen großen 
Milchreichthum; allein wenn eine Hexe Kühe hält, so geschieht dies nur, um „nicht inerten 
zu lassen", daß sie eine Hexe ist, da sie ja nur irgend einen Gegenstand, z. B. eine 
Leiter, eine Krippe, einen Pfahl, einen Karren, eine Trense, zu verzaubern braucht, ein 
Gefäß unterstellt und soviel Milch aus dein Gegenstände fließt, als sie nur will. 
Außer den Hexen gibt es noch Zauberer, und auch Leute, die, ohne Zauberer zu sein, 
Mittel besitzen, womit sie außergewöhnliche Dinge vollbringen. Es gibt z. B. in der 
Fledermaus ein Knöchelchen, welches den Menschen unsichtbar machen kann. Man muß 
es nur verstehen, dieses Knöchelchen aus der Fledermaus heraus zu bekommen, wofür ev 
eine ausführliche Vorschrift gibt. Wer dieses Knöchlein besitzt, braucht es nur zwischen die 
Zühne zu nehmen, so wird er sofort für Andere unsichtbar, während er sie selbst vortrefflich 
sieht. Ein ebenso wunderwirkendes Knöchlein ist auch in der Katze vorhanden, doch nur in 
einer so schwarzen Katze, daß nicht ein einziges weißes Fleckchen an ihr ist. Tie Blute des 
Farrenkrautes öffnet jedes Thür- und Vorhängeschloß und hilft Schätze entdecken. Eine 
ähnliche Beschaffenheit hat auch das Kraut, welches man „Dieb nennt.
	        
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