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Rzemien (gegenwärtig Bezirk Mielec) wohnhaft, dann als Witwe in einem Nonnenkloster
in Tarnöw der Andacht lebend, hat sie nie aufgehört, Verse zu schreiben und war von
ihren Zeitgenossen hoch geschätzt. Schlicht, offenherzig, keineswegs schwärmerisch, eher
satyrisch, ist Druzbacka im Ganzen eine sympathische Gestalt. Die gute Dame ist jedem
fremden Einfluß und Geschmack nicht nur fremd, sondern auch principiell feindlich. Bei
anderen macht sich aber der französische Einfluß immer mehr geltend. Der Hetman
Waclaw Rzewnski (1706 bis 1779), eine in der Polnischen Geschichte sehr bekannte
und ehrwürdige Gestalt, widmete seine Mußestunden der Dichtung und ahmte in seinen
zwei Trauerspielen Racine, in den Lustspielen Moliere nach. Der Stoff der Tragödien
ist der polnischen Geschichte entnommen, die Ausführung stellenweise ziemlich gelungen.
Wie traurig also auch der Politische Verfall der Republik war, so läßt es sich doch
nicht leugnen, daß in den dreißig Jahren der Regierung Augusts III. ein großer Fortschritt
erreicht worden ist. Das drückende Gefühl des Verfalls ist dabei als die erste und mächtigste
Ursache zu nennen, die Hauptträger der Politischen und wissenschaftlichen Aufklärung waren
aber die bereits erwähnten Fürsten Czartoryski, König Leszczynski, die beiden Zatuski
und mit ihnen Stanislaw Konarski.
Im Jahre 1700 (als Sohn eines Castellans) geboren, in einem Piaristen-Collegium
erzogen, trat er gleich nach Beendigung seiner Studien in diesen Orden ein. Er begann
mit der Herausgabe der Volumina le^nin und mit ein Paar ausgezeichneten Politischen
Brochuren. Sein Hauptverdienst war aber die Reform der öffentlichen Erziehung, allerdings
nur in den Anstalten der Piaristen. Die Nothwendigkeit der Reform war aber so
augenscheinlich, die Resultate waren so handgreiflich und ersprießlich, daß alle übrigen
Schulen, vor Allem die Jesuitencollegien sich nach Konarskis Plane einrichten mußten,
wenn sie nicht ganz vernachlässigt werden wollten. In erstaunlich kurzer Zeit wurden
alle Mittelschulen in didaktischer und pädagogischer Hinsicht gründlich reformirt. Neben
dem Erziehnngswesen ist die Politische Reform Konarskis große Aufgabe. Seit seiner
Jugend auf diesem Gebiete thätig, ließ er in späterem Alter sein Werk: Von der
Ersprießlichkeit der öffentlichen Berathungen erscheinen (den ersten Theil im
Jahre 1760). Dies ist das Werk, welches die Axt an die Wurzeln des Unheils, an das
Uikoi-uiu vsko legte, und zwar mit einer Gründlichkeit, mit einer Klarheit der Beweis
führung, die wahrhaft unwiderstehlich ist. Es blieb auch nicht wirkungslos. Die Über
zeugung, das Veto müsse abgeschafft werden, greift seitdem immer mehr um sich. In den
ersten Jahren des Stanislaw August Poniatowski wurde bereits der Anfang gemacht,
bei den Berathungen der Zchmilli (Bezirkstage) sollte Stimmenmehrheit, nicht wie
bisher Einstimmigkeit maßgebend sein. Auf dem Reichstage vom Jahre 1766 war der
Sieg dieses Princips beinahe gesichert. Verhindert wurde er durch zwei gleichzeitige