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Der Formenreichthum der Gefäße ist ein großer und wohl zumeist durch den beabsichtigten
Gebrauch bestimmt. Die Ornamentik ist merkwürdig ausgebildet und durch eingeriebene
weiße Thonerde in die mit dem Beinstift gemachten Zeichnungen noch mehr markirt. An
einigen Stücken ist ein wellenartig herumlaufendes Band oder ein Kranz mittelst erhabener
Wülste angebracht. An anderen ist die äußere Gefäßwand ganz oder theilweise bedeckt von
Nageleindrücken der Finger, von geradlinigen sich durchkreuzenden Strichen, von Bändern
mittelst aufgelegter Schnüre oder mit feinem Bastgeflecht, auch mit einem kreisenden
Rädchen hervorgebracht; rad- oder rautenförmige Ornamente mit Punktreihen oder mit
Verbrämungen von Bändern und Spitzen im Zickzack versehen, Vierecke und Kreise mit
eingezeichneten geraden oder schiefen Kreuzen waren sehr beliebte Typen.
Wie das Spinnen, Weben und Sticken von Frauen betrieben wurde, so war auch die
Töpferei ein Werk der Frauenhand, insbesondere liegt in dem zahllosen Kinderspielzeng
aus Thon ein unverkennbarer Zug der Mutterliebe der Pfahlbäuerinnen; sie formten
für ihre Kleinen winzige Schälchen mit dem Daumeneindruck in das Lehmklümpchen von
Nußgröße, sie erzeugten kleine Gefäße, Urnen, Näpfchen, sie gaben dem im Innern hohlen
mit Steinchen gefüllten Klappertöpfchen die Gestalt der Eule, des Igels, der Tonne,
des Spinnwirtels, welches Spielzeug sie ihren Lieblingen um den Hals hängten.
Über die schließlichen Schicksale dieser Seeansiedlungen vermag die Forschung noch
wenig positive Auskunft zu geben, wir wissen nur, daß der Gebrauch der Metalle, und
zwar wie die Vorkommnisse im Pfahlbau selbst und einzelne zerstreute Funde im Lande
wahrscheinlich machen, zunächst jener der Bronze mehr und mehr in Aufnahme kommt.
Die erste Bearbeitung des Eisens in Kram kann erst in der Hallstatter Periode
nachgewiesen werden. Bezeichnend für diese Zeit ist der fast ausschließliche Gebrauch des
Eisens zu Waffen, unter denen merkwürdigerweise in Kram das Eisenschwert nur selten
vertreten ist, zu Hohläxten, den sogenannten Kelten, zu Messern und sonstigen Handwerks
zeugen, während die goldglänzende Bronze für Heline, für Kleingeräth gegossen und
geschmiedet oder zu dünnen Platten gestreckt wurde, an denen man bei ihrer Ausarbeitung
zu Weihegefäßen und verschiedenem Zierat figurale Darstellungen und feine Ornamente
mittelst getriebener Arbeit anbrachte.
Kram war schon damals in den für den Feldbau und für die Viehzucht geeigneten
Gegenden ein gut besiedeltes Land. Von den Volksstämmen diesseits der Alpen standen in
nächster Beziehung zu dem Savegebiete die Taurisker; sie waren im angrenzenden norischen
Alpenlande ansässig, wo sie den Bergbau und die Salzgewinnung betrieben, und breiteten
sich auch nach Kram aus bis zu den Thoren Italiens. Als eine ihrer ältesten Ansiedlungen
wird die Gründung des Hauptstapelplatzes für die von ihnen betriebene Schiffahrt auf
der Laibach und Save, das tauriskische Nauportnm (jetzt Oberlaibach) bezeichnet.