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Das nächste Ziel waren die Festungen Kilia und Akkerman, welche nach kurzer Belagerung
fielen. Eine Heeresabtheilung zog dann plündernd bis Suczawa und steckte die Stadt in
Brand (19. September). Stefan schlug hierauf noch ein türkisches Corps bei Catlabuga in
der Nähe von Kilia (16. November), aber die verlorenen Festungen konnte er nicht wieder
gewinnen. Die Haltung der Schutzmächte Polen und Ungarn war auch in diesem letzten
Türkenkriege Stefans eine äußerst laue. Matthias machte zwar nachträglich Vorstellungen
beim Sultan gegen den Bruch des Waffenstillstandes und forderte die Rückgabe von Kilia
und Akkerman. Bajesid berief sich aber auf den Wortlaut des Vertrages, worin die Moldau
nicht genannt war, und verweigerte die Rückgabe der mit großen Opfern genommenen
Festungen; doch versprach er, die Moldau während der Dauer des Waffenstillstandes nicht
anzugreifen. Auch in Polen machte man Miene, Stefan schützen zu wollen, indem Kazimir
nach dem Kriege Tnrppen an der moldauischen Grenze zusammenzog. Doch die bereit
gestellten polnischen Hilfstruppen konnten jetzt zu nichts mehr nützen. Dagegen benutzte
Kazimir die Gelegenheit, um Stefan zur formellen Huldigung zu bewegen.
Schon vordem hatte der Polenkönig wiederholt den Huldigungseid gefordert. Aber
Stefan hat sich darauf beschränkt, seinem Schutzherrn die Angelobung der Treue schriftlich
zu erneuern und Trophäen aus seinen Kriegen zu schicken; den Huldigungseid versprach er
bei gelegentlicher Zusammenkunft mit dem Könige zu leisten. Nun mußte er, an Streit
kräften erschöpft und von Vernichtung bedroht, dem Drängen nachgeben. Er ging nach
Kolomea, wo die Eidesleistung im Beisein zahlreicher polnischer Truppen am 10. September
1485 stattfand. In einem eigens dazu hergerichteten Zelte bestieg Kazimir im Krönungs
ornate den Thron, umgeben von den hohen Würdenträgern des Reiches. Während Stefan
sich auf die Kniee niederließ, um den Eid zu schwören, wurden die Zeltwände absichtlich
herabgelassen: das Heer und die umstehende Menge sah den zur Zeit gepriesensten
Kriegshelden der Christenheit kniend vor Polens König. Stefan verrieth mit keiner Miene,
was damals in ihm vorging. Aber von jener Stunde hat die Freundschaft für Polen aufgehört.
In der Folge schloß sich Stefan mehr Ungarn an. Zugleich suchte er den Groß
fürsten von Moskau, Iwan III. (dessen Sohn Iwan Jwanowic mit Stefans Tochter Elena
vermält war), für ein Bündniß gegen die Türken zu gewinnen. Doch Ungarns Friede
mit der Türkei kam auch der Moldau zugute, und Stefan hatte keinen Türkenkrieg mehr.
Als nach Matthias' Tode die Söhne des Königs Kazimir von Polen, der Böhmen
könig WkadyÄaw und Johann Albert, und der weitblickende edle Habsburger Maximilian
von Österreich Ansprüche auf die ungarische Krone erhoben, schloß sich Stefan dem letzteren
an und hielt auch nach Wtadystaws Wahl (15. Juli 1490) zu Maximilian. Es ist ein
schönes Zeugniß der Geschichte für Stefans Staatsklugheit, die seinem Feldherrntalent
nicht nachstand. Maximilian wußte seine Anhänglichkeit zu schätzen. Er gab ihm