von Kreditinstituten, insbesondere der Czernowitzer Sparcasse, dann der Filiale der öster
reichisch-ungarischen Bank (damals Nationalbank) und jener der galizischen Hypothekenbank,
anderseits durch das Wuchergesetz vom 19. Juli 1877 eine bedeutende Besserung herbei
geführt. Dennoch bleibt in dieser Hinsicht noch vieles zu wünschen übrig und muß bemerkt
werden, daß der kleine Mann nur schwer Geld bekommt und immer noch zu theueren Zinsen.
Daß der Holzhandel bedeutende Dimensionen angenommen, ergibt sich schon aus
der großen Holzproduction. Sehr bemerkenswerth ist auch der Viehhandel, welcher jährlich
10.000 bis 12.000 Stück Hornvieh, darunter 3000 bis 4000 Mastochsen, dann 55.000
bis 60.000 Stück Borstenvieh Bukowiner Provenienz den westlichen Märkten zuführt.
Dazu kommen, wenn die rumänische Grenze nicht gerade wegen Schweinepest gesperrt
ist, noch 30.000 bis 40.000 Stück von hiesigen Händlern in Rumänien gekaufte Schweine.
Die geographische Lage des Landes hat die Geschäftswelt der Bukowina ganz
besonders ans die Pflege des Zwischenhandels gewiesen. Dieser bildet auch die Haupt-
dvmäne der commerciellen Bethütignng des eigentlichen Großhandels. Mehr als
22 Millionen Gulden jährlich werden durch Vermittlung unserer einheimischen Geschäfts
welt umgesetzt. Der gesummte Zwischenhandel in Fntterartikeln beläuft sich auf 2000 bis
3000 Waggons Pro Saison; derselbe spielt sich zwischen Rumänien und Rußland einerseits
und dem Westen anderseits ab und liegt in den Händen der Bukowiner Kaufleute.
Der Import an Getreide für unsere Mühlen und für die Bukowiner Gebirgsgegenden
beträgt jährlich circa 1500 Waggons aus Rußland und circa 2000 Waggons aus
Rumänien; der gesammte Getreidetransit via Nowosielitza und Jtzkany circa 15.000
Waggons, wovon 8000 auf Rußland, 7000 auf Rumänien entfallen. Vor dem Zollkriege
mit Rumänien waren diese Mengen allerdings bei weitem größer; das rumänische
Getreide hat eben seither andere Verkehrswege, zum Theile per innre gesucht und
gefunden und ist unserem Transit verloren gegangen.
Etwa 120 Waggons Hülsenfrüchte für den Orient und die Mittelmeerhüfen,
100 bis 150 Waggons Obst, dann circa 40 Waggons Kleesaat nach Deutschland,
etwa 500 Waggons Eier nach Deutschland und England, ferner 150 Waggons Spiritus
für Deutschland und Ungarn werden jährlich durch Bukowiner Geschäftshäuser gekauft
und expedirt. Auch der Commissionshandel in allen Bedarfsartikeln des täglichen Lebens,
in Textilwaaren und Luxusgcgenständen, und zwar sowohl für die Bukowina, als auch
für einen Theil Rußlands und Rumäniens, ist ein erheblicher.
Eine fortschreitende und ungemein günstige Entwicklung nahmen die Verkehrs
wege und Verkehrsmittel in der zweiten Hälfte des Jahrhundertes. Hatte die Lemberg—
Czernowitz—Jassy-Eisenbahn, welche in einer Länge von 114 Kilometer von Nepotokoutz
bis Jtzkany unser Kronland durchschneidet, dasselbe in den Bereich des internationalen
Bukowina.