Landschaftliche Schilderung.
on Brod nach Sarajevo. — Dem Vorlande des sich gegen
Norden abflachenden bosnischen Berggebietes setzt die Save eine Grenze.
Sie ist hier die Scheidelinie zwischen der Balkanhalbinsel und dem
übrigen Europa, und damit auch zwischen dem Morgenlande und dem
Westen. Wohl nirgends sonst treffen diese beiden großen Contraste so
unvermittelt, so greifbar aufeinander, wie eben an dieser Schwelle des Orientes. Wenn
noch vor zwei Jahrzehnten die beiden Ufer der Save durch einen Ocean getrennt worden
wären, Bosnien, dieser am weitesten nach dem europäischen Westen vorgeschobene Theil
des islamitischen Machtbereiches, Hütte dem Kaiserstaate an der Donau kaum fremder
bleiben können, als es tatsächlich der Fall war. Damals gaben der flachen Grenz-
Landschaft die Tschardaks ihr Gepräge, die militärischen Posten hüben und drüben. Von
hohen Piloten aus über den Fluß spähend, erzählten sie immerdar von Krieg und Pestilenz,
und bis in unsere Tage hinein lag über diesem Grenzlande noch die ganze Prinz Engen'sche
wilde Kriegs- und Wachtfeuerpoesie gebreitet.
Die Ufer der Save verbindet heute eine moderne Eisenbahnbrücke, und das große
Verkehrsmittel des Westens rasselt bei Brod gleichmüthig über die Bannlinie des Orients
und hält erst inmitten eines großen, geräuschvollen Bahnhoflebens, das sich schon auf
bosnischem Boden abspielt.
Ein kleines Örtchen, das dem ansehnlichen Slavonisch-Brod gegenüberliegende
Bosnisch-Brod, bezeichnet die alte Übcrfuhrstelle. Straßen und Häuser sind renovirt, und die
bescheidenen hölzernen Moscheen ducken sich schier in dem Kreise der neuen, hohen Bauten,