Unterlande aus Praßberg jetzt noch Hausloden von
der Landeshauptstadt bezogen. Auch die Leinen"
weberei liefert heute noch Arbeiten an Grazer Kauf"
leute. So erzeugt namentlich in Birkfeld der bäuer"
liehe Webstuhl neben der einfachen Hausleinwand
auch feine Damastwebereien, die auch der städtische
Geschmack zu schätzen weiß. Während der Loden"
anzug unserer Bauern nur mäßige Anwendung von
Stickerei zuließ, entfaltete die Hauskunst auf dem
Gebiete der Leinenstickerei wohl ihre umfassendste
Tätigkeit und gelangte zu herrlicher Blüte. Was da
an Tischzeug, an Handtüchern und Bettzeug uns er"
halten blieb und im Museum verwahrt wird, legt
ebenso wie die übrige Stickerei an den Kleidern der
Männer und Frauen das schönste Zeugnis hiefür
ab; hauptsächlich ist es die kunstgeübte Frauenhand,
der wir hier begegnen.
Schon die älteste uns erhalten gebliebene Seiden"
Stickerei, der berühmte Ornat der ehemaligen Nonnen"
abteikirche zu Göß, rührt von der kunstfertigen Hand
der Äbtissin dieses Klosters Kunigunde aus der Mitte
des XIII. Jahrhunderts her.
Diese in den friedlichen Stätten für den kirchlichen
Gebrauch gepflegte Kunstübung im Sticken übertrug
sich später auch in das Bürger" und Bauernhaus. So
entstanden im XVI. und XVII. Jahrhundert die
prächtigsten Weiß" und Buntstickereien der deutschen
Renaissance, deren Formensprache zumal im Bauern"
hause noch lange nachhielt, bis endlich auch hier die
Stickerei überhaupt nur mehr zu sehr bescheidener
Anwendung herabsank. Während die bäuerliche
9