was sie sahen, uns ihre stilleren Melodien auf der Flöte
vorzuspielen; das aber können sie ausgezeichnet und
verraten dabei sehr viel Zartgefühl. Wenn das schöpfe
rische Genie Frankreichs einmal kühn alle Grenzen
überschreitet, so zeigt es dabei immer noch Mall und
Besonnenheit. Auch dann will der Künstler eben
immer noch Künstler bleiben, selbst dann, wenn es
sich nur noch um die gute Arbeit eines guten Könners
handelt.
Wie in einer Fuge und ihren Umkehrungen erklingen
in den letzten Jahren von neuem Themen unserer großen
künstlerischen Revolution auf, und sie bieten ihrerseits
neue, unerwartete Aspekte. Ein neuer Expressionismus
ist lebendig im Werk des kraftvollen Gromaire. Der
suchende Geist von 1910 ersteht neu in der Generation
der Fignon, Lapicque, Esteve usw. . . . Kurz, Unruhe
und Bewegung sind die bleibenden Kennzeichen unserer
modernen Malerei. Wenn sie aber einer Tradition folgt,
so ist es diese: immer schöpferisch zu sein, immer zu
erfinden und geistig umzubilden. Das aber ist eine
Tradition voll blühenden Lebens, in ihr gibt es keine
tödliche Ruhe und keine öde Wiederholung ohne leben
schaffenden Geist. Und sie ist ohne Zweifel die zutiefst
gegründete Tradition Frankreichs. Sie verpflichtet den
schöpferischen Geist, sich niemals mit einem abge
schlossenen Werk zufrieden zu geben, sondern stets
um seine höchste Vollendung zu ringen. Aber in diesem
Ringen bleibt sich der künstlerische Genius immer im
klaren über Sinn und Bedeutung seines Tuns, wie hoch
auch das letzte Ziel sei, das er sich gesetzt hatte.
XXXIV
X