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der Morgenstern in eine Blume auf der arabeskenhaften Milchstraße
im Beisein einer Nachtgöttin, die durch eine rote, gelbe und weiße
Tulpe versinnbildlicht wird.
GROMAIRE MARCEL
„Les Bücberons de Mortmal“ (Die Holzfäller von Mortmal.) —
Aubusson 1941 (2,60 X 2,90). Wolle, 4 Kettfäden 8fio pro cm.
Eigentümer: Musee national d’Art Moderne.
Geboren am 24. Juli 1892 in Noyelles sur Sambre.
Beendet seine Mittelschulstudien in Paris und studiert zwei Jahre
hindurch die Rechte, bei gleichzeitigem Besuch der freien Akademien
des Montparnasse. Dann reist er nach dem Norden, nach Belgien,
Holland, Deutschland, England, rückt 1914 ein und wird 1916 an
der Somme verwundet.
Ab 1920 zeigt er seine künstlerische Eigenart in düsteren und ge
waltigen Bildern (Le Repas paysan — Das bäuerliche Mahl), in denen
man den Einfluß der gotischen Bildhauer und das Clair-Obscur eines
Rembrandt erkennen kann. Diese Bilder stehen der expressionistischen
Richtung nahe, deren erster Vertreter 1914 Fauconnier mit seinen
Seeländer Bäuerinnen ist und die sich zur selben Zeit in Flandern
entwickelt. Gromaire jedoch ergänzt den nordischen Expressionismus
durch eine konstruktivistische und synthetische Note, die nur ihm
eigen ist.
Ab 1923 erhellt sich seine Palette nach und nach und der Künstler
wendet sich immer mehr Kompositionen zu, deren Thema dem Leben
des einfachen Volkes entnommen ist.
Gromaire malt auch Akte und Landschaften in der Ile de France, in
der Bretagne und im Norden in der Umgebung von Maubeuge.
Auch als Graphiker hat er Bedeutendes geleistet.
Gleich Lurfat und Saint Saens hat er zur Erneuerung der französischen
Wandteppichkunst, hauptsächlich in Aubusson, beigetragen. Seine
„Holzfäller von Mortmal“, seine Suiten zu den „Elementen“ und
„Jahreszeiten“ und viele andere seiner gewebten Bilder zeigen kraft
voll gemeißelte Formen mit schwarzem Rand, hineingestellt in feste
Kompositionen, gleich schönen Pflanzen mit tiefen Wurzeln.
In seiner von der ernsten Poesie eines La Fresnaye und Seurat durch
tränkten Webekunst spielt die satte Farbe seiner Palette eine geheime
und erhabene Symphonie.
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mssi
LEGER FERNAND
„Trois Personnages“ (Drei Figuren). — Point d’Aubusson, 19
Wolle und Seide, 49 Stiche pro cm 2 , entworfen 1932, gewebt
29351 unten links gezeichnet F. Leger.
Ausgestellt in den Vereinigten Staaten.
Sammlung Madame C u 11 o l i.
Geboren am 4. Februar 1881 in Argenton (Creuse).
Arbeitet zunächst in Paris als Bauzeichner und retouchiert Photo
aufnahmen. 1908 nimmt er gegen den Impressionismus Stellung und
über Henry Kahnweiler tritt er in Verbindung mit Braque und
Picasso. Aus dieser Epoche stammen seine „contrastes de formes“
(Formkontraste), die ihn mit dem Kubismus verbinden; aber im
Gegensatz zu Picasso bleibt das Objekt stets eine plastische und selbst
körperliche Realität.
Das Schauspiel des Krieges und im besonderen die Artillerie regen ihn
zu einer Art mechanischen Dynamismus an. Eine Reise, die er 1924
nach Ravenna und Venedig unternimmt, bestärkt ihn in seinem Suchen
nach einem neuen Stil. Aber seine künstlerische Entwicklung verläuft
eher in Richtung einer mehr statischen Malerei. Bei größerer Achtung
vor der Reinheit und Integrität des Objekts erreicht er eine dekorative
Ausdruckskunst, die ihn ganz natürlich mit dem Geist seiner Epoche
in Einklang bringt.
Leger hat an der modernen Akademie mit Ozenfant doziert. Seine
Untersuchungen über den Film (Ballet Mecanique — Mechanisches
Ballett, 1924) waren von großem Einfluß auf den reinen Film
dynamismus. Seine Kunst ist einfach, direkt, volkstümlich und hat
in gleicher Weise auf die dekorative Kunst, auf die Plakatkunst
und sogar auf die Buchdruckerkunst fortschrittlich gewirkt.
LENORMAND ALBERT
„Deux Etendards“ (Zwei Standarten). — Manufacture des 20
Borderies, Felletin-Aubusson (1,96 X 2,7s).
Gewebt 1947, 13 Farben, 14 Portees.
Sammlung ]. R re des Borderies.
Geboren in der Gegend von Lyon. Arbeitet oft gemeinsam mit Claude
Idoux für Wanddekorationen und beteiligt sich an der kirchlichen
Freskomalerei in Lyon; verfertigt die Bühnenausstattung für das
Th^ätre des Celestins zu „Polyeucte“, „L’Etourdi“, „Britannicus“,
„Die lustige Witwe“ usw.
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