Bloomfield Hills, Michigan, und wurde mit Pro
fessor Sarinen, dem Architekt des Gebäudes, be
kannt gemacht. Ebenso besuchte ich Carl Milles
in seinem Atelier. Er war gerade mit der Voll
endung der Skulptur eines Indianers von gigan
tischem Ausmaß, aus Glas gegossen, beschäf
tigt. Wie Herr Milles erklärte, wären 150 Jahre
nötig gewesen, wenn die Figur in einem gegos
sen worden wäre, weswegen sie in Teilen ge
gossen wurde. Auf einem Tisch sah ich das
,,Neue Wiener Journal“. Frau Milles war eine
Grazerin.
In der Ägyptischen Abteilung des Metropolitan
Museums in New York sah ich ein keramisches
Fragment eines Kopfes, dessen Vitalität die
Impression einer Lebendigkeit schuf, die mich
tief beeindruckte, was der ungewöhnlich goldige
Glanz des Materials noch verstärkte. Ich er
wähnte dieses Erlebnis später bei einem gesell
schaftlichen Zusammentreffen, alle lachten: „Ein
zerbrochenes Stück Keramik gefiel ihm am
besten im Museum!“
Ich begleitete einen Freund, um den Maler
Gorki in seinem Atelier am Union Square zu
besuchen. Als er das Plakat ,,Bensdorp Sport“
sah, den vorgestreckten Körper eines Fußball
spielers und den ausgestreckten Arm: ,,Aber das
ist ja abstrakt, eine abstrakte Zeichnung, man
kann fortsetzen!“ Er sah den negativen Raum.
Das gleiche Jahr traf ich Valiy Wieselthier in
New York. Ich erinnere mich ihrer keramischen
Figuren in Lebensgröße, mit sehr viel Stilgefühl.
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Die Bronze-Türen der Aufzüge im Squibb Buil
ding, Fifth Avenue, wurden von ihr für den Archi
tekten llay Jacques Kahn entworfen.
Das Skizzieren in New York war ungemein an
regend mit den Woikenkratzern jegiicher Farbe,
schwarz, grün und sogar rot. Radio City, Rocke-
feliers große Kreation, könnte man das „Monu
ment der Woikenkratzer-Periode“ nennen.
Auf meiner Rückreise nach Wien, im November
1933, eriebte ich einen der ärgsten Stürme der
Schiffahrts-Geschichte.
In Wien angekommen war es notwendig, daß
ich als erstes mein Vortragsmaterial und dessen
Illustrationen fertigsteiite, so lange meine Ein
drücke von Amerika noch lebendig waren:
Objekte, Stiiieben, figürliche- und Bewegungs-
darsteliungen, Schriftzeichnungen, Impressio
nen, Stimmungen, aiies Aspekte, welche mein
Konzept in den Lehrkursen veranschauiichen
heifen konnten.
The Studio Ltd., London, beauftragte mich, ein
Buch über Farbe in der Reklame zu schreiben
mit Verwendung von vorhandenen Piakatiliustra-
tionen, wofür ich den Titel ,,Colour in Adver-
tising“ wählte, mit dem Untertitel ,,Harmony of
Contrasts“.
Zurückblickend war es offenbar der Farbkiang
meiner Plakate, welcher die Veraniassung war,
mich mit dieser Aufgabe zu betrauen. Aus der
Anregung dieser Aufgabe verstärkte sich die
Erkenntnis meines schöpferischen Impulses „to
say it with color“.