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Regierung des zweiten Kaisers der Ch’ingdynastie K’ang-hsi. Die Masse wird immer feiner
kristallinisch und der Oberfläche wird durch Eintauchen des fertigen Stückes in eine
Hao-che-Lösung besondere Brillanz und Durchsichtigkeit gegeben. Die Art des Farben
auftrages gestattet nunmehr fast jede Art künstlerischer Dekoration und alle Motive der
jy^algrei —^ Qöttergesfalten, Drachen, Landschaften und Genreszenen werden zusammen
komponiert, wobei die Aufteilung der Fläche mit großem Feingefühl für harmonische
Wirkung durchgeführt ist. Die Erzeugnisse dieser Periode sind in den Wiener Sammlungen
gleichfalls recht gut vertreten. Die Kumme Nr. 223 (Tafel XVI), „Kaiserware mit tigergefleckter
Glasur“, gibt eine Vorstellung von der Brillanz und Feinheit dieser hochwertigen Erzeugnisse,
ebenso wie andere Stücke, durch Dekor und Farbe, Zeugnis von dem hohen Können der
chinesischen Töpferkunst ablegen. Eine Gruppe für sich bildet das zur Zeit des Kaisers
K’ang-hsi besonders gepflegte Porzellan aus den Fabriken der Provinz Fu-kien, welche
hauptsächlich plastische Götterfiguren mit elfenbeinfarbenen Glasuren angefertigt haben.
Kleine, edelgeformte Statuen dieser Art sind die Nummern 255 und 258, die mit zum
Besten gehören, was die chinesische Porzellanindustrie dem Westen gegeben hat.
In Japan wurde die Keramik erst in der Tokugawazeit von koreanischen Töpfern
eingeführt und war zu Beginn fast ausschließlich auf die Herstellung von Gebrauchs
gegenständen und von Geräten für die Teezeremonie, das Chanoyu, beschränkt. Zu
diesen Geräten gehören vor allem die Chaire, kleine Gefäße mit Elfenbeindeckeln, in denen
der pulverisierte grüne Tee aufbewahrt wurde, und das Chawan, die Teeschale. Das
Österr. Museum besitzt koreanische und japanische Chawan sowie Chaire aus setoartigem
Steinzeug mit dünner Unterglasur und dicker, oft tränenförmig abtropfender Überlaufglasur,
deren zeitliche Einordnung unterlassen wurde. Mit Otto Kümmel (,,Kunstgewerbe
in Japan“) soll gesagt werden : „Vor der edelsten Chanoyutöpferei schweigt die Empfindung,
daß sie zu irgend einer bestimmten Zeit von einem bestimmten Menschen gemacht sein
könnte. Sie sieht aus, als habe sie sich von innen heraus aus den treibenden Kräften
des Stoffes gestaltet, als sei sie gewachsen, nicht geschaffen“.
Neben den schlichten, natürlichen Formen des alten Chanoyu haben die keramischen
Werkstätten Japans auch reicher ausgestattete Gefäße von künstlerischem Reiz hervor
gebracht. Aus den Öfen von Kyoto sind schöngeformte Gefäße mit feinen Glasuren und
Dekorationsmotiven hervorgegangen und auch die Fabriken der Provinz Kaga haben in
ihrer Blütezeit erlesene Stücke aus steingutartiger Masse geliefert, welche entweder mit
stilisierten Landschaftsmotiven in den Farben grün, gelb und violett geschmück^ sind oder
auf korallenrotem Grund reiche Goldmusterung in dem sogenannten „Yunglo-Goldbrokat-
stil“ zeigen. Aus Kyoto kommt das Gefäß Nr. 497 (Tafel XXII), ein seltenes, schöngeformtes
Stück mit grüner Glasur und gelber Wellenranke. Es gehört zu den besten Erzeugnissen
der japanischen Töpferkunst, die in späterer Zeit ebenso wie die chinesische zur Her
stellung fabriksmäßiger Dutzendware übergegangen ist. M. St.