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Volltext: Katalog einer Special-Ausstellung der Schabkunst

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hemmte, und dies war die Erfindung und Ausbreitung 
des farbigen Kupferstichs, welcher in so außer 
ordentlicher Weise dem Geschmack und der Kunst 
der Franzosen im 18. Jahrhundert entsprach. Zwar 
setzte eben dieser farbige Kupferstich die Erfindung 
der Schabkunst voraus, und er bediente sich derselben 
als des Grundmittels seiner Wirkung, aber das eigentlich 
Charakteristische der Schabkunst als Schwarzkunst ver 
schwand. Dies geschah zu eben jener Zeit, als in England 
das Mezzotinto in höchster Blüthe stand und in Deutsch 
land und Holland zahlreich geübt wurde. 
Dies sind die eigentlichen Länder der Schabkunst, 
wo sie heimisch wurde. Wir haben schon berichtet, 
wie sie sich bereits während ihrer ersten Periode, was 
Deutschland betrifft, vorzugsweise in Nürnberg und 
Augsburg festgesetzt hatte. Das hängt einerseits mit 
dem eigenthümlichen Kunstleben dieser Städte, anderer 
seits überhaupt mit den Kunstzuständen Deutschlands 
während des 17. und 18. Jahrhunderts zusammen. 
Während des dreißigjährigen Krieges war die deutsche 
Kunst allseitig in tiefen Verfall gerathen, aus dem sie 
sich auch in der nachfolgenden Zeit nicht wieder 
erholte. Alle höheren Ziele waren verloren; die Kunst 
sorgte nur für das nächste populäre Bedürfniss, für 
das Portrait, für Decoration, für Landschaft und Genre, 
ohne in einem jeden dieser Fächer' über einen sehr 
niedrigen Stand hinauszugehen. Was die Vervielfältigung 
betrifft, so genügte nach Untergang des Holzschnittes der 
Grabstichel, ohne aber Leistungen zu erreichen, welche 
den Maßstab populärer Gewöhnlichkeit überschritten. 
Gerade für diesen Zustand der deutschen Kunst 
kam nun die Erfindung Siegen’s sehr gelegen. Wenn sie 
auch nicht zahlreiche Abdrücke zuließ, so bot sie dafür
	        
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