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Ende des 18. Jahrhunderts noch eine neue Schule
erblühte. Dorthin hatte Jacobe die englische Manier
gebracht, die er in England erlernt hatte. Sie galt
auch hier so sehr für eine englische Kunst, dass die
Wiener Künstler ihre Schabkunstblätter selbst mit
englischen Unterschriften versahen. Vermuthlich rechneten
sie auch auf die englischen Sammler. Zahlreiche
Künstler, wie Bernard, Clarot, Johann Gottfried und
Johann Jacob Haid, Joseph Leithner und andere
noch, unter denen Johann Peter Pichler als der erste
und bedeutendste erscheint, betheiligten sich an dieser
Englisch-Wiener Kunst, und sie brachten insbesondere
im Portrait Leistungen hervor, welche den englischen
Vorbildern wenigstens nahekommen und überhaupt
wohl die besten Mezzotinto-Blätter sind, welche auf
dem Continente geschaffen worden.
Diese Wiener Arbeiten gehen noch ziemlich tief in
das 19. Jahrhundert hinein, allein auch sie erlagen
völlig dem Wandel des Geschmacks. Vereinzelte spätere
Versuche, zum Theile großartig im Formate, wie die von
Christian Mayer, konnten der Schabkunst zu keinem Leben
mehr verhelfen. Einstweilen ist sie so gut wie erloschen
und wird auch schwerlich trotz jener und anderer, insbe
sondere englischer' Versuche, zu neuem Leben wieder
erwachen. Photographie, Phototypie, Lichtdruck, Helio
gravüre sind ihre Feinde. Indessen hat sich die Ra
dirung zu einer ungeahnten Höhe und Ausbreitung
wieder emporgearbeitet; mag es vielleicht auch der
Schabkunst einmal so ergehen.
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