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Der amerikanische Secessionskrieg bewirkte plötzlich einen
mächtigen Umschwung in diesem Culturzweige, indem die durch
den Ausfall der amerikanischen Baumwollernten stets steigenden
Preise der Wolle den Anhau derselben überall wieder ausser
ordentlich gewinnbringend erscheinen Hessen und die Production
in der Türkei daher auch von Jahr zu Jahr grössere Verhältnisse
annahm.
Bei dem überall fühlbaren Mangel an statistischen Daten
ist eine genaue Angabe der hierlands producirten Mengen kaum
möglich, höchstens von einigen Districten, namentlich von
Smyrna und Macedonien lässt sich Einiges Uber die Production
in Erfahrung bringen, und auf Grund dieser Daten kann man
die Productionsmenge der ganzen Türkei (mit Ausschluss Egyp
tens) etwa auf 280—300.000Ballen (der Ballen circa 3 Centner)
veranschlagen, indem man die Maximal-Ernte zu Aidin (Men
tesche und Saruchan) mit 70—80.000 Ballen, jene in Thessa
lien und Macedonien mit circa 75.000 Ballen, zu Adana, Tarsus
und Mersina mit circa 60.000 Ballen, Syrien mit circa 45.000
Ballen und die Districte im Innern von Kleinasien, nämlich
Angora, Beybazar, Charput, Geiwe etc., die jedoch seit einigen
Jahren wenig oder nichts für den Export liefern, mit 20.000
Ballen annimmt, welche Zahlen ziemlich richtig und auch für die
Folge massgebend sein dürften, da der Ausfall der Production
in Syrien und Charput durch die gesteigerte Production in Adana
Tarsus und Mersina ziemlich ersetzt werden dürfte.
Um einen dauernden Rückgang in diesem Culturzweige
hervorzubringen, müsste der Preis unter 6y 3 Piaster per Oka
fallen, weil erst dann der Bauer nicht mehr in der Baumwoll-
cultur einen grösseren Gewinn fände, als in allen anderen Pro-
ducten.
In dem Constantinopeler Consularbezirke wird die Baum-
wolle-Cultur namentlich in Gewe (d. h. in den Niederungen des
Sangarius), Angora und Beybazar, betrieben, doch hat dieselbe in
letzterer Zeit bedeutend abgenommen und dürfte gegenwärtig
jährlich höchstens 15.000 Ballen Baumwolle liefern, welche wohl
an Qualität der Smyrna’er Baumwolle wenig nachsteht, seit eini
gen Jahren jedoch wenig zum Export kommt, sondern im Lande
selbst verbraucht wird.