SYRISCHE TEPPICHE. i;<)
II. Webstühle etc. Mechanische Webstühle gibt es in
Syrien nicht, die Anzahl der Handstühle kann auf ungefähr
350 berechnet werden. Dieselben sind höchst einfach con-
struirt und werden von einem Augenzeugen folgendermassen
beschrieben: Kleine Pflöcke, an welchen die verschieden¬
farbigen Garne befestigt sind, werden nahe nebeneinander in
den Boden getrieben. Das Garn wird längs des Bodens bis
zur gewünschten Entfernung geführt und dann an einer ähn¬
lichen Reihe von Pflöcken festgemacht. Links beginnend
werden die Fäden mit einem Stücke Holz verschiedener
Breite (gewöhnlich 4 Zoll) getrennt, wodurch das Hin- und
Herwerfen eines Knäuels des Schusses ermöglicht wird; ein
Schiffchen ist nicht im Gebrauche, sondern die gewöhnlichen
Knäuel mit dem Garne. Das Holz wird sodann um etwa
1 Fuss vorgeschoben und auf seine flache Seite gedreht, die
Arbeiterin nimmt einen groben hölzernen Kamm, um den
Schuss zusammenzubringen, ein ziemlich langweiliges Ver¬
fahren. Eine Arbeiterin kann kaum mehr als 3—4 Zoll Teppich¬
stoff im Tage erzeugen, bei besonderer Geschicklichkeit
bringt sie es vielleicht auf 6 Zoll. Um einen Teppich von
durchschnittlicher Grösse zu erzeugen (etwa 21ji Yards lang
und i'/j Yards breit), muss mindestens sechs Wochen un¬
unterbrochen gearbeitet werden, was gar nicht möglich ist,
da die Arbeiterin auch häusliche Obliegenheiten zu erfüllen
hat und zu gewissen Zeiten des Jahres auch noch die Feld¬
arbeiten besorgen muss.
An jedem Webstuhle arbeitet eine Arbeiterin, welche zu¬
weilen durch ein junges Mädchen unterstützt wird. Die meisten
Teppiche haben an einer leicht sichtbaren Stelle ein kleines
Viereck in bestimmter Farbe, gewöhnlich blau auf schwarzem
Grunde, welches den «bösen Blick abwehren soll.
III. Qualität. Alle in Syrien erzeugten Teppiche sind
aus «reiner» Wolle von der im Lande producirten Durch¬
schnittsqualität hergestellt.