GRIECHISCHE TEPPICHE.
Der forschende Blick des Culturhistorikers wird leicht
•die Umstände herausfinden, welche für die Entwicklung der
griechischen Weberei und speciell der Teppich-Weberei in
den anscheinend so engen Grenzen der Hausindustrie von
Bedeutung waren.
Die Grundlage erschien in der Stellung der Frau ge¬
boten, deren Behandlung in ihrer wenn auch bedeutend
gemilderten und veredelten Foim eine gewisse Verwandt¬
schaft mit dem morgenländischen und speciell mohamedani-
.schen Abschliessungssystem dennoch nicht verleugnen kann.
Entsprach diese Isolirung von vornherein dem oft mehr als
puritanischen Sittlichkeitsgefühle der Griechen, wie es Fremden
gegenüber mit Vorliebe an den Tag gelegt wird, so erschien
während der Dauer der Abhängigkeit Griechenlands das
Verweilen der Frau im Innern des Hauses im Interesse ihrer
persönlichen Sicherheit geradezu geboten. Diese Thatsache,
verbunden einerseits mit der angeborenen Vorliebe für
prunkende, farbenreiche Stoffe, als deren Verkörperung das
griechische Xationalcostüm erscheint, verbunden andererseits
mit der Schwierigkeit, sich diese Stoffe von aussen zu ver¬
schaffen, lassen die quantitativ und qualitativ' hochstehende
Entwicklung dieses Zweiges der Hausindustrie begreiflich
erscheinen, speciell wenn man der Voraussetzung ihr volles
Gewicht angedeihen lässt, dass der gesunde Sinn der Griechen
in der Isolirung der Frau nicht einen Grund zu dem Müssig-