214 INDISCHE TEPPICHE.
mit Teppichen nicht belegt werden konnten, welche Stellen
daher auch oft in Marmor, Ziegeln oder Mosaikarbeit in
grosser Vollendung ausgeführt wurden.
Bei den Hindus verhielt sich dies anders; die Ebnung
des Fussbodens war ihnen eine religiöse Pflicht, und Indien
wurde berühmt wegen der marmorglatten Dielen, die, durch
verschiedene Methoden erzeugt, oft nur durch tägliche müh¬
same Arbeit in Stand zu halten waren. Viele besondere Um¬
stände machten ein leichteres Gewebe zum Bodenbelag nöthig,
und man begann, gebleichte und gefärbte Baumwollstoffe
und die glatt gewebten Daris» hiefür in Verwendung zu
nehmen. Abulfazl berichtet in seinem «Ain-i-Akbars um das
Jahr 1590, dass unter den vielen Fabriken, welche der Kaiser
errichtete, auch mehrere Teppichwebereien sich befanden;
er bemerkt dabei, dass vor Akbar's Zeit in Indien keine
Sammtteppiche gemacht wurden, da die Hindus sich der¬
selben nicht bedienten. Er erwähnt ferner, dass es in meh¬
reren "Werkstätten gelungen sei, vorzügliche Imitationen
persischer Teppiche zu erzielen, welche den ausländischen
Erzeugnissen völlig ebenbürtig waren. Diese Mittheilung
Abulfazl's kann im Allgemeinen als richtig bezeichnet
werden, obwohl in keinem der bedeutenderen Teppichcentren
Indiens irgend welche traditionelle Spur der von Akbar er¬
richteten Fabriken nachgewiesen werden konnte. Mehrere
Teppiche aus jener Periode sind allerdings in Indien noch
vorhanden, allein der einzige documentarische Beweis wird
durch eine "Anzahl von Teppichen geliefert, die sich im
Palaste des Maharajah von Jeypore befinden und Etiketten
tragen, welche besagen, dass diese Teppiche in der Fabrik
von Lahore ungefähr zu jener Zeit hergestellt wurden. Diese
Etiketten wurden vor zwei oder drei Jahren entdeckt, und
ihre Veröffentlichung wäre höchst interessant und werthvoll
gewesen: aus unbekannten Gründen wurden dieselben jedoch
bisher nicht publicirt.