MAK

Volltext: Katalog der Ausstellung orientalischer Teppiche im K.K. Österr. Handels-Museum, 1891

ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. Das vorgeschrittenste Stadium der Entwicklung- der orientalischen Teppichornamentik bezeichnet das frei über die Fläche hingeworfene Rankenwerk. Das Rankenornament ist eine Errungenschaft der griechischen Antike; der antike Orient kennt sie nicht vor der alexandrinischen Eroberung, während wir sie auf griechischem Boden schon in Mykenä reichlich verwendet finden. Seitdem aber die Ranke auf orientalischen Boden verpflanzt wurde, hat sie hier allezeit das fruchtbarste Motiv der Decoration abgegeben. In der Bordüre als Wellenranke, im Innengrunde in mannigfaltig convergirendem und divergirendem Linienspiel, erscheint sie insbesondere für persische Teppiche charakteristisch, an denen sie häufig selbst in den zartesten Schwingungen und Rundungen ausgeführt erscheint. Doch findet sie sich nicht minder in der zur geometrischen Stilisirung neigenden Teppichclasse; auf solchen Ursprung wird man z. B. das geknickte lineare Ornament der älteren kaukasischen Teppiche (Xr. 344) zurückzuführen haben. Die mit dem Rankenornament in Verbindung gesetzten Blüthenmotive sind zum Theil historisch-stilisirte, wie die Rosette und die Palmette, oder naturalistische wie die Xarcissen. Von Thierfiguren begegnen sich immer dieselben, insbesondere der Löwe, der den Stier zer- reisst, jene uralte, ursprünglich tief religiös-symbolische Dar¬ stellung, die schon an den Rampen der persepolitanischen Paläste in Stein gemeisselt zu sehen war. Der Stier ist in einzelnen Fällen durch die Antilope oder den Hasen ersetzt, der Löwe durch den Panther. Von Vögeln ist der uralte Ziervogel aller Künste, der Pfau, mit besonderer Vorliebe verwendet, ferner Wasservögel, wie schon in der Antike (ägyptische Textilfunde) und im Mittelalter (Mossul-Bronzen) Die paarweise, symmetrische Gegenüberstellung der Ihier- figuren ist nicht minder alte Ueberlieferung aus antiker Zeit. Die menschliche Figur hat nur in seltenen Fällen in die orientalische Teppichverzierung Eingang gefunden. An Xo-
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