es einem Werkführer Wilhelm Kaulfuß durch längeren Aufenthalt in Murano die venezianische
Schmelzperlenerzeugung zu studieren und es stellte der Glaswarenerzeuger Ludwig Breit in
Wiesental mit dessen Hilfe die ersten wesentlich verbesserten Perlensprengmaschinen auf. Die
ersten Glasperlen wurden auf diesen Maschinen am 24. Dezember 1887 in Wiesental bereits er
zeugt. Die Erbitterung der Perlensprenger gegen die metallenen Arbeitsriesen wuchs dabei zur
wilden Empörung an, da die Arbeiterschaft sich dadurch um den Erwerb gebracht sah und so
kam es sogar am 29. Jänner 1890 zu jenem verhängnisvollen Glasperlenarbeiteraufstande, der
in den Annalen der böhmischen Schmelzperlenindustrie mit blutigen Lettern geschrieben steht.
Die Maschinen wurden von den aufständischen Arbeitern zerstört und Perlenvorräte im Werte
von mehr als 40.000 K vernichtet.
Aber die metallenen Arbeitsriesen erstanden aufs neue aus den Trümmern und donnern, ihr
Recht behauptend, von den steinernen Fundamenten ihren Widersachern das Lied des Fort
schritts entgegen.
Denn die Schmelzperlenerzeugung erfolgt gegenwärtig fast ausschließlich nur auf maschinellem
Wege und zwar nach venezianischem System, wenngleich die Einrichtungen dem besonderen
Verwendungszwecke angepaßt wurden. Zum besseren Verständnis geben wir eine derartige
Perlensprengmaschine im Bilde hier wieder (Abb. 32). Die Funktionstätigkeit derselben ist kurz
folgende: Nachdem der Arbeiter den Zwischenraum A mit schwachen Glasstengeln gefüllt hat,
wird die Maschine durch den Antrieb a-b in Bewegung gesetzt, wobei gleichzeitig die Exzentrik
E einen Hebelarm HJ auf= und abbewegt, an dessen unteren Seite ein Stahlmesser c-d befestigt
ist, welches das im Zwischenräume A befindliche Glas durchschneidet, bezw. absprengt. Eine
am hinteren Teile der Maschine angebrachte Vorrichtung ermöglicht das auf die Perlgröße ein
gestellte regelmäßige Vorrücken des Glases.
Diese Maschine fertigt bei 8stündiger Arbeitszeit 40-60 Kilo Schmelz, und da ein Arbeiter sehr
gut zwei Maschinen bedienen kann, so erzielt man eine Leistungsfähigkeit von 120 Kilo pro Ar
beitstag, während ein Handsprenger 1 V2 Kilo Schmelzperlen zu erzeugen vermochte.
Nach dem Sprengen werden die Schmelzperlen entweder nach dem bussinischen Verfahren in
Trommeln fortgesetzt rotiert, geglüht und poliert, oder aber man schleift sie an Drähten und er
zeugt auf diese Weise die bekannten Eckenschliffe, nach denen man dann die Perlen in 2=, 3=
und 5mal geschliffene Schmelzperlen einteilt und unterscheidet. Auch das Schleifen der Perlen
wird jetzt vielfach im maschinellen Betrieb durch geeignete Schleifvorrichtungen gewissermaßen
automatisch besorgt. Man bedient sich hierbei verschiedener patentierter Apparate, ...
Die Form und Dekoration der Schmelzperlen ist äußerst mannigfaltig. Die kleinen Perlkügelchen,
welche vielfach in Glühtrommeln rondiert wurden, nennen wir Rocailles, kleine Schmelzperlen
Barockperlen, während Perlkügelchen ohne Lochung Ballotini genannt werden. Ebenso bekom
men die Perlen nach dem Schleifprozesse verschiedene Bezeichnungen, wie bereits angedeutet
wurde. Die Dekorierung kann man in zwei Gruppen teilen und zwar kennen wir äußere Flächen=
und Einzugsdekore. Besonders geschätzt sind die metallisierten Perlen, ein Verfahren, das die
venezianischen Schmelzperlenerzeuger erst später nachahmten. Im großen ganzen ist aber die
Dekoration der Schmelzperlen vom jeweiligen Modegeschmacke abhängig, da sie meistens zur
Erzeugung von Posamenten, Lampenbehängen und für Stickereizwecke verwandt werden.
Die Erzeugung der Hohlglasperle.
Die im 16. Jahrhundert von Andrea Viadora gemachte Erfindung, aus hohlen Glasröhren Perlku
geln zu blasen, fand insbesondere in Frankreich sehr rasch Nachahmung und Verbreitung, da
man sich hier seit langem beschäftigte, die echten Naturperlen und Korallen durch Surrogate zu
ersetzen. So trat denn auch bald der Pariser Paternostermacher (Perlenerzeuger) mit einer epo
chalen Neuerung auf diesem Gebiete hervor, indem er solche Hohlglasperlen mit einem beson
deren Dekore, dem Fischsilber in den Handel brachte.
369 Belt and collar, 1900, nos. 76 and 77 (cut black beads, sequins, Steel beads, jet beads); col-
lars, 1900, nos. 11-13 (Steel beads and Steel sequins, black beads); collar, 1900, nos. 54, 55
(small faceted metal or seed beads). - Bazar 1900, p. 3, nos. 11-13; 1900, p. 171, nos. 76, 77;
1900, p. 197: nos. 54, 55
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Nr. 76 und 77. Gürtel und
Kragen aus Passementerie.
Nr. 54. Rosette zur Kragen- Nr. 55. Kragengarnitur
garnitur Nr. 55. mit Perlenverzierung.
SS
rV
mm
aus umhäkelten Ringen
S8B
*303
11.
HP
12.
JTr. 11—13. Moderne Kragengamituren mit Perlenstickerei
und Perlengehängen.
369 Gürtel und Kragen, 1900, Nr. 76 und 77 (geschliffene schwarze Perlen, Pailletten, Stahlper
len, Jetperlen); Kragengarnituren, 1900, Nr. 11-13 (Stahlperlen und -pailletten, schwarze Per
len); Kragengarnitur, 1900, Nr. 54, 55 (kleine eckige Metall- oder Schmelzperlen). - Bazar 1900,
S. 3, Nr. 11-13; 1900, S. 171, Nr. 76, 77; 1900, S. 197: Nr. 54, 55
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