54 PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN*.
wie sie noch vor wenigen Jahren ohne Schwierigkeit zu Stande
gebracht werden konnten. Heutzutage werden im Handel,
namentlich in unserem Vaterlande, fast ausschliesslich gröbere
Qualitäten abgesetzt. Der Grund für diese Erscheinung liegt,
ausser in den allgemeinen, eingangs dieser Monographie
gekennzeichneten wirthschaftlichen Verhältnissen des Erzeu¬
gungslandes und dem Massenbedarfe des Artikels für den
europäischen Consum, gewiss auch in der rücksichtslosen
Concurrenz, welche die Constantinopler sowie die europäischen
Teppichhändler einander machen.
Theils aus dem Grunde, weil bei der mangelhaften
Reinigung der Wolle die alten Farben nicht genug angreifen,
theils um dem europäischen Massengeschmacke Rechnung
zu tragen, werden neuester Zeit auch grellere Farben (meist
rothe, gelbe und rothgelbe Töne, vielfach auch Imitation der
Farbe der Kameelhaare), im Gegensatze zu den früheren, meist
dunkleren und stumpfen Farbentönen, neben welchen häufig
und namentlich in der Bordüre auch ein lichteres Grün an¬
getroffen wird, angewendet. Dagegen führt man neuester
Zeit auf europäische Initiative und um der Mode entgegen¬
zukommen, Dessinmuster ein, welche Teppichen viel älteren
Datums entlehnt sind, aber zu dem gröberen Materiale der
modernen ziemlich schleuderhaften Erzeugung nicht passen.
«Mannigfache missglückte Versuche,» sagt Robinson an
einer Stelle seines Werkes,') «wurden gemacht, um die in
einem Districte übliche Zeichnung auf einen anderen zu ver¬
pflanzen, ohne Rücksicht auf die Thatsache, dass die von den
localen Verhältnissen bedingte Qualität der Wolle und die
besondere Art der sonstigen für die Herstellung der Teppiche
bestimmten Materialien es eben gewesen sind, welche den
ursprünglichen Charakter der Dessinmuster vorzugsweise be-
einflusst haben.»
') Tfl. 4 (Weschhed).