XVII
sehen wir anzahlreichen figuralen Zutaten bei den Gefässen, wie die
Hunde auf dem Schatullendeckel Nr. 148, die Flaschenstöpsel von
Nr. 54 und 62, der Türke auf der Hamburger Deckelschale Nr. 133,
der Henkelkrug Nr. 125 und anderes. Ziemlich früh sind auch die
in Erinnerung an Callot’sche Stiche Callotfiguren genannten Kari
katuren und grotesken verkrüppelten und komisch verschrobenen
Gestalten von Musikanten, Bänkelsängern, Säufern, Geizhälsen und
dergleichen anzusetzen.*)
Noch in die Zeit vor der Übernahme durch den Staat ist das
Medaillon mit dem Doppelporträte der Kaiserin Maria Theresia
und ihres Gatten einzuordnen, dessen Reproduktion die erste Seite
unseres Kataloges schmückt. Es zeigt wohl mehr Routine als
künstlerische Feinheit, aber gerade das beweist, dass man in
plastischen Arbeiten schon zu Du Paquiers Zeiten keine Aus
nahmsfälle zu erblicken hat. Als dann Niedermayr und Lüclc an
der Fabrik als Modellmeister tätig waren, wurde der plastischen
Richtung noch in ausgedehnterem Masse Rechnung getragen und
es entstanden Modelle wie die, nach denen die prächtigen Vase
in den Formen der Spätbarocke gearbeitet sind, von denen Nr. 349
und 350 Zeugnis geben, und deren figuraler Schmuck jenen ita
lienischen Einfluss aufweist (Niedermayr war Wiener Akademiker),
der zu den Traditionen der Wiener Kunstschule des 18. Jahr
hunderts gehörte.
Es gewährt ein Vergnügen feinsinnigster Art in der Wiener
Plastik, der nun kommenden Periode der bemalten sowie der un-
bemalten, einerseits die Bestrebungen zu verfolgen, die dahinzielen,
es den Meissner Vorbildern hinsichtlich der Modellierung wie der
Staffierung gleich zu tun, anderseits den mannigfachen Einflüssen
nachzuspüren, die das Wienertum auf sie ausübt. In vielen Fällen
ist man imstande, schon aus einem Detail, etwa Fragment,
einem Kopfe, das Wiener Fabrikat zu erkennen. Namentlich
ist es das Mädchen und die junge Frau aus dem Volke, für welche
die Wiener Porzellanfabrik ebenso reizvolle als charakteristische
Typen vorrätig hat. Zunächst ist es allerdings die Allegorie, die
dem Zeitgeschmack entsprechend teils in Kindergruppen und
*) Vergl. E. W. Braun a. a. O.
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