PLASTIK
Von Karl Garzarolli-Thurnlackh
Wir wissen aus verschiedenen Quellen, daß die Mehr
zahl unserer heimischen Klöster und Klosterkirchen mit
Ausnahme jener karolingischen Stiftungen, die den
Awarensturm überdauerten und im 11. Jahrhundert in
primitiven Steinbauten wiedererstanden, ursprünglich
(am Beginn des 12. Jahrhunderts) Holzbauten gewesen
sind. Erst um die Mitte und gegen Ende des 12. Jahr
hunderts setzte ganz allgemein, zumeist nach schweren
Bränden, ihre Errichtung in Stein ein. Von welcher
Großartigkeit der Baugesinnung ihre geistlichen Archi
tekten erfüllt waren, bezeugen heute noch mehrere, zum
Großteile in ihren alten, wuchtigen Bauformen auf uns
gekommene Kirchen und Teile von Klosteranlagen.
Für die Stiftskirche in Seckau zum Beispiel steht die
durch Erzbischof Konrad I. von Salzburg (gest. 1146)
im Sinne des sächsischen Kirchenbaues erfolgte Bau
beratung, für Heiligenkreuz das cluniazensische Bau
programm fest. Figurale Bauplastiken traten nur als
Träger der Portalsäulen, allenfalls in den Portaltympana
und gebunden als Reliefdekor an den Säulenkapitellen
und Gewölbeschlußsteinen in Erscheinung, soferne sie
die Klosterregel nicht verbot. Die langobardisch-will-
kürliche Versetzung von Bauplastiken stand in unseren
Klosterkirchen nicht zur Erörterung. Erst das 13. Jahr
hundert trat in jeder Hinsicht schmuckfreudiger und
freier auf.
Im Kircheninneren war der Hochaltar ursprünglich
von einem mächtigen Kruzifixus, später von einem
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