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578 Kannen, Flasche und Gläser mit Metallmontierung {Gewerbehalle 1867, S. 172 und 173, aus der Pariser Weltausstellung 1867, Nr. 18-25: „Kannen, Fla
sche und Trinkglas aus Krystallglase mit Metallfassung; componirt von Architekt R. Rincklake, ausgeführt von J. und L. Lobmeyr in Wien“); zeitgenössische Pho
tographie
578 Jugs, bottle and glasses with metal mounting, from the Paris World Exhibition 1867, design: architect R. Rincklake; Contemporary photograph
so außerordentliche Vollendung zeigt, daß man sie gewiß be
wundern muß. Welch’ führende Stellung Frankreich über
haupt, vollends seine Sevres-Fabrik, für die europäische Por-
zeilanerzeugung stets innehatte, bedarf wohl keiner weiteren
Betonung.
Trotzdem zur Zeit der höchsten Blüte Griechenlands in Egyp
ten längst die Giaserzeugung zu Leistungen gelangt war, die
wir, sehr berechtigt, nicht genug bewundern können, faßte
diese Industrie in Griechenland keinen Boden. Aus China
kommen uns höchst eigenartige Glaserzeugnisse zu, wir se
hen deren im Berliner Kunstgewerbe-Museum in reicher Zahl,
welche, so sehr wir sie schätzen dürfen, doch nur als dilettanti
sche Sch ...(?) leistungen gelten können. Und in Frankreich?
- Nun, eine wirklich führende Rolle hat es sich auf diesem Ge
biete nicht zu erringen vermocht. In Griechenland, in China, in
Frankreich trieb und treibt die Keramik die höchsten Blüten,
die dazu zählende Schwester, die Glasindustrie, blieb nicht
oder wird nicht gleich hoch gepflegt. -
Ueber die ausgestellten englischen Glaswaaren scheelsüch
tig zu urtheilen karm mir doch nicht be\teA[komm]er\. Das eng
lische Krystail-Bleiglas überragt das böhmische Krystallglas
derart, daß jenes dem Diamanten, unseres dem Bergkrystall
verwandt bezeichnet werden muß. Brillantschliff auf engli
schem [Bleig]Glas erzielt eine Farbenbrechung, welche nur
mit dieser Glasmasse erreichbar ist. Dagegen ist das gewöhn
liche englische Glas grau, steht diesfalls wie das gewöhnliche
französische hinter unserem gangbaren böhmischen zurück.
Die englischen Glasbläser können bei Bearbeitung ihrer viel
teigigeren Masse als die böhmische, wie ich schon einmal be
merkte, geradezu mit Muße hantieren und glaube ich [mag es
sein], daß sie mehr Empfindung und Selbständigkeit haben,
als unsere böhmischen Glasbläser [Arbeiter], welche sich nur
an die Vorlage halten können. Aber so sehr man die Gedie
genheit der englischen Arbeit [Erzeugnisse] überhaupt prei
sen muß, die Phantasie, welche an dieselben gewendet wird,
ist eigenartig, nicht selten lahm, man kann nach alten Vorbil
dern gewissenhaft arbeiten, aber mit den Neuschöpfungen
doch Rieht [kaum] eine führende Rolle übernehmen wollen.
Immerhin ermangelte ich nicht, Alles sehr gewissenhaft durch
zusehen, was auf meinem Gebiete vorhanden war, auch das
von meinen Landsleuten gebrachte. Dies konnte den Anderen
gegenüber gut standhalten, besonders war es mir lieb, daß
Kralik die goldene Medaille errang.
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