Deutschland auf der Wiener Weltausstellung 1873. 85
dadurch freilich nicht berührt, so wird die Bedeutung des Ganzen doch
immerhin beschränkt. Aber die Verdienstlichkeit des Unternehmens
kann dies gleichwohl nicht erschüttern. Trotz seiner Unvollkommen
heiten wird der deutsche Bericht den Kuf der Wiener Ausstellung er
halten und der Technik und Wissenschaft ihre Schätze heben helfen.
Kosten.
32.
Keiner der früheren internationalen Ausstellungen gegenüber hatte
man daran denken können, die Betheiligung des deutschen National-
fleisses ohne beträchtliche Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln durchzu
führen. Dazu fehlte dem deutschen Gewerbfleiss die Entwickelung, das
Vertrauen in sich selbst und nicht minder die Vertrautheit mit dem
Weltverkehre und seinen Aufgaben. Auch Angesichts der Wiener Aus
stellung war die Lage im Ganzen die gleiche und die Nothwendigkeit,
mit den Mitteln des Reiches einzugreifen, von vornherein ausser Zwei
fel. Als es sich um die Bemessung der Zuschüsse handelte, kam vor
allem in Betracht, dass die Leitung der Ausstellung nicht völlig beim
Reiche ruhte, sondern für wichtige Verwaltungszweige den einzelnen
Staaten überlassen war. Nur in dem Bereiche der bei der Central
commission und ihren Organen beruhenden Geschäfte stand die finan
zielle Betheiligung des Reiches in Frage. In diesem Bereiche wurden
•— wesentlich den Vorgängen auf den früheren Ausstellungen entspre
chend — diejenigen Aufwendungen, welche entweder überwiegend ge
meinsamen Zwecken dienten oder deren Wiedereinziehung von den
Betheiligten zu grosse Schwierigkeiten bot, zu Lasten des Reiches ge
nommen.
Die Aufwendungen betrafen zunächst die mit der Geschäftsführung
der Reichsorgane — Centralcommission und Ausstellungscommission —
verbundenen Kosten; daran schlossen sich die Kosten der durch die
Centralcommission organisirten Theilnahme Deutschlands an der Jury,
sowie die Kosten der unter ihrer Leitung hergestellten literarischen
Werke, des Kataloges und Berichtes. Eine schwere Aufgabe erwuchs
dem Reiche weiter aus der Uebernahme der Platzmiethe. Nach dem
Programme der Ausstellung wurde der bedeckte wie unbedeckte Raum
der Ausstellung den fremden Nationen nicht unentgeltlich, sondern Hin
gegen Entrichtung einer beträchtlichen Vergütung überlassen. Deutscher
seits mochte man sich nicht dazu verstehen, den Boden, auf welchem
die erste gemeinsame Ausstellung erstehen' sollte, durch die Theilneh-
mer bezahlen zu lassen und wies die Kosten dem Reiche zu. Endlich
wurden die Kosten der Herrichtung, Ausstattung und allgemeinen Rei-