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Ich freue mich, dafj die VI. Infernationale Phofoausstellung des Verbandes
der Amafeurphoiographenvereine Österreichs im Rahmen der Festwochen in
Wien stafffindet.
Die Photographie hat in den letzten Jahrzehnten durch die technische
Entwicklung der Aufnahme- und Reproduktionsgeräte, der Entwicklungs
verfahren usw. eine Bedeutung erlangt, die sie über das blolje Abbilden,
die mechanisierte Wiedergabe des Gegenstandes, hinausführt. Manches, was
früher alleinige Aufgabe der Malerei war, dem Meister und seinem Pinsel
verhaftet, ist heule zum großen Teil der Photographie überlassen, ja, wie das
Porträt, fast zur Gänze der Malerei entzogen. Allerdings ist dadurch die
Kenntnis der Natur aufjerordentlich popularisiert und in Kreise getragen
worden, denen sie bisher in diesem Ausmaß nicht zugänglich war.
Nun hat die Photographie auch die Farbe erobert, wenn auch vorläufig in
brauchbarer Form nur bei durchleuchfelen Bildern. Sie steht inmitten einer
Entwicklung, deren Ende noch nicht abgesehen werden kann. In die opti
schen und chemischen Gesetzen unterliegende Wiedergabe durch den
Apparat greift die Hand des Photographen immer stärker ein und versucht,
dem Bild individuellen Ausdruck zu geben, den rein mechanischen Vorgang
in persönliches Gestalten zu wandeln.
Trotzdem scheinen mir die Grenzen zwischen Malerei und Graphik auf der
einen Seite und der Photographie auf der anderen streng gezogen, und es
wird Aufgabe des Photographen sein, innerhalb dieser Grenzen seine Mög
lichkeiten auszuschöpfen.
Gerade im Flufj dieser Entwicklung ist es besonders wertvoll, wenn die
Besten aus vielen Ländern in edlem Wettstreit Zeugnis ihres Könnens geben.
Unsere österreichischen Photographen haben schon bisher gezeigt, dafj sie
mit Spitzenleistungen aufwarten können, die jeder Konkurrenz standhalten.
Möge diese Ausstellung, in der ihr hohes Können neuerlich unter Beweis
gestellt ist, die verdiente Anerkennung der Öffentlichkeit und den erwünsch
ten Besuch finden.
Amfsführender Sfadtrat für Kultur
und Volksbildung.